Max Frisch von Kristo Šagor im Theater Konstanz
Wer tut was gegen die ganzen Brandstifter ?
Konstanz. Es brennt! Seit Wochen liest man in der Zeitung von immer dreisteren Brandstiftungen in der Stadt. Entfacht werden sie von scheinbar harmlosen Hausierern, die sich unter falschen Vorbehalten Zutritt zu Wohnungen verschaffen. Das ist der Stoff, aus dem Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" gestrickt ist. Und daraus hat nun der schon mit manchem Preis dekorierte Kristo Šagor als Regisseur mit Lea Seiz als Dramaturgin seine Interpretation geschaffen, die als einer der Höhepunkte dieser Saison am Freitag, 18. Oktober, 20 Uhr, im großen Saal des Theaters seine Premiere feiert.
Für Gottlieb Biedermann ist klar: Ihm kommt kein Hausierer ins Haus! Doch dann steht plötzlich Schmitz vor der Tür. Er ist selbstverständlich kein Hausierer, sondern Ringer von Beruf. Kurzerhand nistet er sich im Dachboden der Biedermanns ein und bald darauf erscheint der nächste hilfsbedürftige Unbekannte: Auch der Kellner Eisenring macht es sich in der Wohnung gemütlich. Biedermann ist sich absolut sicher, dass seine Untermieter keine Brandstifter sein können. Da helfen auch der Verdacht seiner Frau Babette, die auftauchenden Fässer mit Benzin oder die offenen Diskussionen über Holzwolle und Streichhölzer nicht weiter. Bis es nicht nur für ihn zu spät ist, bleibt Biedermann viel zu beschäftigt damit, sich in seiner Wohltätigkeit zu gefallen.
Max Frischs Lehrstück ohne Lehre zeigt, dass es angesichts von Krisen und politischen Debatten nicht reicht, einfach wegzusehen, denn in dieser Geschichte spielt Gottlieb Biedermann eine genauso gefährliche Rolle wie die eigentlichen Brandstifter selbst. Was bedeutet es, in unserer heutigen Gesellschaft ein Biedermann zu sein? Dieser Frage stellt sich Hausregisseur Kristo Šagor, wenn er Schmitz und Eisenring wieder um die Häuser ziehen lässt und wir alle in uns den eigenen Biedermann erkennen müssen.
Bereits 1948 schrieb der Schweizer Schriftsteller Max Frisch einen ersten Prosaentwurf von „Biedermann und die Brandstifter”; Schreibanlass war die Machtübernahme durch die Kommunisten in der Tschechoslowakei. Am 19. März 1958 wurde die Erzählung als Theaterstück am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Keine Botschaft, keine Lehre wollte Frisch mit seinem Stück verbreiten, er wirft aber jede Menge Fragen auf. Eine davon: „Warum nur reagieren wir nicht?“
Es spielen mit: Jasper Diedrichsen, Thomas Fritz Jung, Kristina Lotta Kahlert, Sarah Siri Lee König, Jonas Pätzold. Für Bühne ind Kostüm steht Julia Scholz, die musikalische Leitung hat Rudolf Hartmann.
Mehr Informationen und Karten gibt es unter www.theaterkonstanz.de
Quelle: Theater Konstanz, Pressestelle
Autor:Presseinfo aus Singen |
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