Ein Rückblick mit Ausrufezeichen
Rosgartenmuseum will die Erinnerungen an die Nazizeit lebendig halten
Konstanz. Das Rosgartenmuseum bietet am Sonntag, den 26. Juni um 14 Uhr eine erste öffentliche Führung in der neuen Dauerausstellung "Konstanz im Nationalsozialismus. 1933 bis 1945" an. Die Ausstellung wurde am Donnerstag erstmals öffentlich vorgestellt. Ab Samstag, 25. Juni, ist sie auch öffentlich zugänglich.
Der Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und der Völkermord an den europäischen Juden und anderen Minderheiten liegen gerade für jüngere Menschen in ferner Vergangenheit. Um gegen ein Vergessen zu wirken, zeigt die neue Ausstellung, wie ab 1933 Freiheit und Rechtsstaat untergingen und erinnert an Verfolgung und Widerstand. Die Bevölkerungsmehrheit jubelte Hitler zu, zeitgleich wurden Oppositionelle und jüdische Menschen ausgegrenzt und verfolgt. An diese wenigen Mutigen erinnert die Ausstellung. Sie sind Vorbilder an Zivilcourage und Menschlichkeit. Der Historiker David Bruder gibt in einer öffentlichen Führung am Sonntag, den 26. Juni, um 14 Uhr Einblick in die neue Dauerausstellung.
Der singuläre Völkermord an den europäischen Juden und anderen Minderheiten liegen für jüngere Menschen in fernster Vergangenheit: Keine Großmutter erzählt mehr von der Angst um den Sohn an der Front, kein Großvater überschlägt eilig die Seite im Familienalbum, die ihn in SA-Uniform zeigt. Auch die meisten der überlebenden Opfer sind nicht mehr am Leben.
Doch mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist eine neu-alte Form des Imperialismus wieder zu einem bestimmenden Faktor der europäischen Gegenwart geworden. Der Krieg und seine wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen sind auch in unserem Alltag und in der künftigen Sicherheitspolitik der europäischen Demokratien wieder präsent.
Was wird gezeigt?
Wer die Geschichte kennt, kann die eigene Zeit besser verstehen. Deshalb machen wir die Vergangenheit von Totalitarismus und Krieg sichtbar: Die Ausstellung will zeigen, wie Freiheit und Rechtsstaat untergingen, es wird an Verfolgung und Widerstand erinnert. Konkrete Beispiele machen anschaulich, was Menschen erlitten: Da ist die 20-jährige Konstanzerin, die zwangssterilisiert wurde, der Künstler, der Flüchtenden im Ruderboot über den See half, die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Kreuzlingen, die den 1940 deportierten Konstanzer Juden unermüdlich Hilfsgüterpakte ins Lager Gurs schickten. Während die Bevölkerungsmehrheit dem „Führer“ Adolf Hitler zujubelte, weil er Wohltaten versprach, wurden Oppositionelle, mutige Helferinnen und jüdische Menschen vor aller Augen ausgegrenzt und verfolgt. An diese Wenigen, an die Mutigen soll erinnert werden. Sie sind Vorbilder an Zivilcourage und Menschlichkeit.
Emotional aufgeladene Erinnerungsstücke, Filme, Fotos und Originalobjekte der Zeit vermitteln einen lebendigen Eindruck vom Alltagsleben in Zeiten des Terrors.
Konstanz im Film
Der neue Dokumentarfilm (Regie: Teresa Renn) führt in das Konstanz der Nazizeit: Er zeigt heute noch sichtbare Zeugnisse der NS-Diktatur im Stadtbild, erzählt von Tätern, Opfern und Widerständigen und macht eindrucksvoll deutlich, dass historische Ereignisse zwar weit zurückliegen, aber immer noch in die Gegenwart heutiger Menschen hineinwirken können.
Der ca. 45-minütige Film ist im Museumskino zu sehen.
Mehr zu den weiteren Aktionen rund um die Ausstellung unter www.rosgartenmuseum.de/
Autor:Redaktion aus Singen |
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