"Nina! Mother of Punk" am Theater Konstanz
Jodeln gegen den Schmerz der Gesellschaft

- Ganz und gar nicht schwarz weiß, sondern wie in "Nina! Mother of Punk", hier durch Anne Rohde dargestellt, schrill, bunt und wild war das Musikerinnenleben von Nina Hagen.
- Foto: Ilja Mess/Theater Konstanz
- hochgeladen von Philipp Findling
Konstanz. Nina Hagen ist unbestritten die weibliche Ikone der deutschen Punkmusik. Mit dem szenischen Konzert "Nina! Mother of Punk" setzt Wulf Twiehaus dieser Künstlerin sowie dem gesamten Genre ein wundervolles Denkmal.
Allein schon die Stroboskop-Effekte zu Beginn versprechen hier, wie der Punk selbst auch, einen wilden wie schrillen Abend. Dabei wurde früh deutlich, wie sehr sich Nina Hagen zu diesem Musikgenre hingezogen fühlte. "Ich lebte an einem Ort, an dem meine Eltern unglücklich waren. Ich war das schwarze Schaf, eine Außenseiterin." Schlagersternchen sollte sie werden, auf Betriebsfeiern singen und sich unter anderem durch ein Studium in Moskau in den Dienst des Sozialismus stellen - es kam, Gott sei Dank für die deutsche Musiklandschaft, ganz anders.
Auch Frauen im Punk willkommen
Begleitet von einer phänomenalen Live-Band sorgten Ingo Biermann, Katrin Huke, Anne Rohde und Svea Kirschmeier neben ihrer schauspielerisch hervorragenden Leistung auch mit ihrem außergewöhnlichen musikalischen Talent für zahlreiche Höhepunkte. So durften hier auch Klassiker wie "TV Glotzer", "Du hast den Farbfilm vergessen" oder auch "Newsflash" nicht fehlen. Das Genre des Punks, so viel ist sicher, wurde von allen Vieren mit Leib und Seele gelebt. "Wir wollen das NEIN in die Welt hinausschreien", bekundeten sie den provozierenden, wütenden wie unangenehmen Charakter dieser Musik. Doch nicht nur die gespielte Musik war auffallend, sondern auch die Kleidung der Darsteller. So prangerte es unter anderem "Girls invented Punk, not England" von einem der Shirts von Anne Rohde.
Im Punk, stellten die Vier fest, sind auch Frauen willkommen, wird ihnen doch in anderen Genres ein Platz in der Musikgeschichte verwehrt. Vor allem die für die "unbeschreiblich weibliche" Nina Hagen typischen Sopran-Einlagen und schrillen Töne wurden von Kirschmeier und Huke eindrucksvoll dargeboten. Das "sich selbst neu erfinden" von "Gottes wildem Kind" bekam hier seine volle Bedeutung offenbart.
"Utopische Idee von etwas Größerem"
Der Punk, das wurde hier auch deutlich, ist eine Musik von und für Außenseiter - inklusiv und integrativ, steht jedoch auch für Offenheit und Vielfalt. Gerade für diejenigen, so beschrieben es die Darstellen, die "orientierungslos und auf der Suche nach Wärme" sind, würden in diesem Genre Zuflucht suchen. "Jodeln gegen den Schmerz der Gesellschaft" stellte sich hier für Nina Hagen als eines ihrer musikalischen Credos heraus. "Wir wollen aus einer anarchischen Energie heraus einfach machen anstatt Entertainment", wurde zudem skandiert. "Punk", so sagte es Ingo Biermann, "ist die utopische Idee von etwas Größerem". Hierin könne man lernen, "wie du aus Wut Mut machen kannst", verdeutlichte Anne Rohde. "Gebrauche deine Zeit, wir brauchen gerade jetzt und jetzt deine Heiterkeit", kann als einer dieser Mutmacher aus diesem beeindruckenden wie einzigartigen Theater-Konzert bezeichnet werden. Ein Versprechen, so die Darsteller, hat der Punk aber dann doch: "Es wird uns geben, es gibt uns." Das szenische Konzert "Nina! Mother of Punk" wird noch bis zum Freitag, 28. März am Theater Konstanz gespielt.


Autor:Philipp Findling aus Singen |
Kommentare