Quartalsbericht
Handwerk im Südwesten bleibt wichtig für Stabilität der Wirtschaft

- Mechatroniker für Kältetechnik
- Foto: AMH
- hochgeladen von Anja Kurz
Konstanz. Obwohl die Konjunktur schwächelt, steht das regionale Handwerk überwiegend stabil da. Auch wenn es eher positiv nach vorne schaut, hängt die Zukunft jetzt von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab.
Für die Handwerksbetriebe im Kammergebiet Konstanz hat sich die Geschäftslage im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Das zeigt die Konjunkturumfrage, die die Handwerkskammer Konstanz quartalsweise unter ihren Mitgliedsbetrieben durchführt. Demnach bewerten 71 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als „gut“, im vierten Quartal 2023 waren es le-diglich 59 Prozent. Fünf Prozent (Q4/2023: acht Prozent) geben die Geschäftslage als „schlecht“ an. Damit ist die Stimmung im Handwerk besser als in der Gesamtwirtschaft.
„Die Umfrage zeigt, wie wichtig das Handwerk für die wirtschaftliche Stabilität ist“, sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Während die Bundesregierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert hat, ist die Situation im Handwerk weitestgehend stabil. Viele Betriebe sind bereits jetzt treibende Kraft im Strukturwandel, bringen smarte Technik in die Häuser und setzen die Energiewende um.
Druck auf Handwerk nimmt zu
Doch schwierige Rahmenbedingungen erhöhen auch den Druck auf das Handwerk. Die schwache Konjunktur und die damit verbundene Krise im Wohnungsbau sind vor allem für Gewerke aus der Baubranche und industrienahe Betriebe eine Belastung. Zusätzlich erschweren Bürokratie und die hohe Steuer- und Abgabenlast es den Handwerksbetrieben, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und dieses weiter zu stärken. „Wenn nicht gegengesteuert wird, könnte das Handwerk seine wichtige Rolle als Stabilitätsanker der Wirtschaft nicht mehr wahrnehmen“, befürchtet Rottler.
Sowohl im Bau- (Q4/2024: 74 Prozent; Q4/2023: 61 Prozent) als auch im Ausbaugewerbe (Q4/2024: 88 Prozent; Q4/2023: 72 Prozent) bewerten mehr Betriebe als im Vorjahr ihre aktuelle Situation als „gut“. Von allen befragten Bereichen geben lediglich im Ge-sundheitssektor mehr Betriebe an, dass sich ihre Situation im Vergleich zum Vorjahresquartal verschlechtert hat (Q4/2024: 44 Prozent; Q4/2023: 67 Prozent).
Geringe Erwartungen an eine Verbesserung
Die Erwartungen für die Geschäftslage im ersten Quartal 2025 sind minimal positiver als im Vorjahr. Aktuell gehen mit 14 Prozent etwas mehr Betriebe als im Vorjahresquartal (sieben Prozent) von einer Verbesserung der Geschäftslage aus, mit 33 Prozent ähnlich viele Betriebe wie im Vorjahresquartal (34 Prozent) von einer Verschlechterung. Die Erwartungen an den Umsatz gehen im Vergleich zum Vorjahresquartal zumindest seltener von Umsatzrückgängen aus (33 Prozent; Q4/2023: 38 Prozent).
Gestiegene Umsätze bei mehr als jedem vierten Betrieb
Im Vergleich zum vierten Jahresquartal 2023 berichten aktuell ähnlich viele Betriebe (27 Prozent; Q4/2023: 30 Prozent) von gestiegenen Umsätzen. Vor allem im Dienstleistungssektor verbessert sich die Umsatzlage. Im Ausbaugewerbe bewerten zehn Prozent weniger ihren Umsatz als „gut“, während er im Bauhauptgewerbe fast stagniert. Auch die Kfz-Betriebe verzeichnen Einbußen: Ein Drittel spricht im vierten Quartal 2024 von einem Rückgang (Q4/2023: 18 Prozent).
„Die Verbraucher sind vorsichtiger geworden und überlegen genau, wofür sie ihr Geld ausgeben“, beurteilt Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz die Situation. „Es gab gute Lohnabschlüsse. Im Grunde ist Geld da, wird aber lieber gespart als ausgegeben.“ Das wirke sich auch auf das Handwerk aus. Investitionen wie Hausbau, Renovierungen oder Autokauf würden zurückgestellt. Umsätze und Aufträge gingen in den betroffenen Branchen zurück. Andere Branchen könnten sich wiederum gut behaupten.
Auch die Impulse durch öffentliche Aufträge fehlten. „Vor der Wahl läuft da leider nicht mehr viel. Niemand fällt die nötigen Entscheidungen“, stellt Hiltner fest. Wichtige Investitionen in die öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude seien zurückgestellt worden. Auch beim Wohnungsbau fehle es an der tatkräftigen Umsetzung. „Der Staat muss Geld ausgeben und bald nach der Wahl einen zukunftsfähigen Haushalt beschließen. Nur so kann es wieder vorangehen.“
Baubranche mit eher negativen Erwartungen
Entsprechend pessimistisch äußert sich das Bau- und Ausbaugewerbe zum erwarteten Umsatz. Im Bauhauptgewerbe geht knapp ein Drittel der Betriebe von einer negativen Umsatzentwicklung im ersten Quartal 2025 (Q1/2024: 22 Prozent) aus. Die übrigen zwei Drittel rechnen mit einer gleichbleibenden Situation. Im Ausbaugewerk denken 44 Prozent, dass sich die Umsatzsituation im ersten Quartal 2025 verschlechtert (Q1/2024: 39 Prozent).
Schon jetzt füllen sich die Auftragsbücher langsamer: Nur noch fünf Prozent der Baubetriebe sprechen von einer guten Auftragslage (Q4/2023: 28 Prozent), 57 Prozent sehen sie als unverändert.
Kfz-Branche hofft auf Aufschwung
Auch die Kfz-Branche ist verunsichert. Nur noch jeder fünfte Betrieb erwartet eine gute Auftragslage (Q4/2023: 33 Prozent). Jeder dritte bewertet die Entwicklung negativ (Q4/2023: 28 Prozent). 40 Prozent erwarten allerdings eine Verbesserung im ersten Quartal 2025 (Q1/2024: 17 Prozent).
Nahezu unverändert ist aktuell der Grad der Auslastung der betrieblichen Kapazitäten über das Gesamthandwerk hinweg. So waren im Vorjahresquartal 49 Prozent der Betriebe zu über 90 Prozent ausgelastet. Aktuell liegt dieser Anteil bei 50 Prozent.
Stimmen aus der Bau- und Kfz-Branche
Oliver Stumpp, Geschäftsführer, Gebr. Stumpp Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Rottweil: „Die Lage auf dem Bau ist gerade sehr schwierig, da der Wohnungsbau schon im letzten Jahr zusammengebrochen ist. Im öffentlichen Bau wird vermehrt in Holzständerbauweise oder mit Leimholz gebaut, was nicht unbedingt immer die nachhaltigste Lösung darstellt. Das aktuelle Angebotspreisniveau ist im Bauhauptgewerbe in unserer Region in der Regel nicht mehr selbstkostendeckend. Die von uns nicht zu beeinflussenden beziehungsweise politisch verursachten Kostensteigerungen, wie Bürokratiepflichten, CO2-Steuer und Lohnnebenkos-ten, werden ziemlich sicher in unserer Branche zu einem Arbeitsplatzabbau führen. Nur mit einer deutlich wirtschaftsfreundlicheren Politik kann Deutschland optimistisch in die Zukunft sehen.“
Tobias Heindl, Geschäftsführer Auto Leiber, Trossingen: „Die Werkstatt läuft sehr gut, da haben wir gutes Auftragsvolumen und sind gut ausgelastet. Der Fahrzeugbestand in der Bevölkerung wird immer älter, da ist natürlich auch der Reparaturbedarf höher. Im Bereich Verkauf ist die Situation schwierig. Da sehe ich die politischen Rahmenbedingungen als Ursache. Die Leute sind verunsichert und zurückhaltend, auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Ab einem Kaufpreis von 35.000 Euro und höher tun wir uns schwer.“
Quelle: Handwerkskammer Konstanz
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare