Kreisseniorenrat vor zusätzlicher Herausforderung
Gabi Hotz zieht sich erst mal aus dem Vorstand zurück

Bei der Hauptversammlung des Kreisseniorenrats: Phillip Gärtner, der erste Landesbeamte des Landkreises, Lothar Riebsamen als neuer Vorsitzender der Seniorenplattform Bodensee, die scheidenen Vorsitzende des Kreisseniorenrats Konstanz und PD Nadir Ghanem, der über die Zukunft der ärztlichen Versorgung nicht nur in der Region referierte. | Foto: Fiedler
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  • Bei der Hauptversammlung des Kreisseniorenrats: Phillip Gärtner, der erste Landesbeamte des Landkreises, Lothar Riebsamen als neuer Vorsitzender der Seniorenplattform Bodensee, die scheidenen Vorsitzende des Kreisseniorenrats Konstanz und PD Nadir Ghanem, der über die Zukunft der ärztlichen Versorgung nicht nur in der Region referierte.
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Kreis Konstanz. Eine Menge Herausforderungen hatte der Kreisseniorenrat in den letzten Jahren zu bewältigen und dabei eine ganze Menge geschafft, mit dem Blick nach vorne, wie dessen Vorsitzende Gabi Hotz am Donnerstag in ihrem Bericht während der Hauptversammlung des Gremiums bilanzierte. Eine ganz andere Herausforderung steht dem Kreisseniorenrat jetzt bevor. Denn die Vorsitzende teilte den Anwesendem mit, dass sie sich aufgrund einer ernsthaften Erkrankung, aus der Führung des Gremiums zurückziehen werde und für eine Gesundung eine längere Pause einlegen müsse.

Schon den Sommer über habe sie deswegen pausieren müssen. Nun solle erst einmal ihr Stellvertreter Harry Fuchs übergangsweise übernehmen, kündigte Hotz an, in der Hoffnung dann kommendes Jahr eine neue Person für den Vorsitz gefunden zu haben. Die weiteren Berichte für die Versammlung übernahm dann schon ihr anderer Stellvertreter Albert Blässing. Gabi Hotz hatte den Vorsitz des Kreisseniorenrats erst 2021 von Bernd Eberwein übernommen.

Die Wichtigkeit des Gremiums würdigte Phillip Gärtner als erster Landesbeamter und Vertreter des Landrats, denn das Gremium gebe den Senioren hier im Landkreis eine Stimme. In nimmermüder Arbeit werde durch die Vertreter des Rats auch für Teilhabe und Barrierefreiheit der Senioren gekämpft.

Aktiv in vielen Bereichen

Der Seniorenrat selbst war letztes Jahre mit den Neuauflagen seiner Vorsorgemappe und dem Ratgeber für den digitalen Nachlass präsent. Veranstaltungen gab es zur Sturzprävention auch mit dem Kreis der "60+" Handwerker, die der Seniorenrat mit ins Leben gerufen hatte. Besonders stolz sind die engagierten SeniorInnen über ihr im Sommer vorgestelltes Angebot mit zwölf Spazierwegen im Landkreis, die man auch mit Rollator oder anderen Gehhilfen schaffen kann. "Die Nachfrage nach der Broschüre ist sehr stark", freute sich Gabi Hotz und dankte allen, die am Entstehen mitgeholfen hatten. Klar war auch die Einladung, sich als Senior in dem Gremium mitzuengagieren ausgesprochen worden. "Vitamin B", also gepflegte Beziehungen, ehrenamtliches Engagement im Alter und Freiwilligenarbeit sei nachweislich das beste Mittel, um Demenz vorzubeugen oder deren Reduktion zu erwirken, meinte Gabi Hotz. Außerdem erreiche man mit Gemeinsinn einfach mehr, konnte sie auch auf die vielen positiv begleiteten Aktionen des Kreisseniorenrats verweisen, der sich tatsächlich Gehör für die Belange der älteren Generation verschaffen konnte.

Das Thema der Gesundheitsversorgung im Landkreis hatte sich Priv.-Doz. Dr. med. Nadir Ghanem, Facharzt der Radiologie in Konstanz in seinem Vortrag für diese Versammlung vorgenommen. "Es wird nicht besser" musste er aufgrund der ihm vorliegenden Fakten bezüglich der Arztversorgung im Landkreis ganz klar sagen. Auch nicht mit den derzeit überall diskutierten und auch schon auf den Weg gebrachten "MVZ" (Medizinische Versorgungszentren). Denn die Zeit als es im Dorf noch den Arzt gab, der im besten Fall wie früher noch über der Praxis wohnte und "immer" erreichbar war, wenn man ihm im Notfall brauchte, sei definitiv vorbei. Zusammen mit den 132.000 Ruheständlern, auf die man zuweilen zurückgreifen könne, gebe es derzeit 550.000 Ärzte in Deutschland und die hätten immer mehr Arbeit: Im letzten Jahr seien das eine Milliarde Arzt-Patienten-Kontakte gewesen, die nicht immer alle mit wirklichen Krankheiten zu tun hätten. Das sehe er in seiner radiologischen Praxis, bei der es nur in 30 Prozent der Untersuchungen einen Befund gebe und nur bei 100 MRT's eine ernste Erkrankung diagnostiziert würde. Der Rest sorge wiederum für lange Wartezeiten. Die Planungen der Kassenärztlichen Vereinigungen hinkten der Wirklichkeit hinterher.

Fest steht: Die Veränderung

Gerade die Chance, eben über das MVZ auch in Teilzeit zu arbeiten, werde das Angebot massiv verändern - auch in den Zeiten derer Verfügbarkeit. Die Praxis könne da zum "Coworking-Place" werden, für die es ja nicht nur ÄrztInnen, sondern auch weiteres Fachpersonal benötige. Überhaupt sieht Ghanem die "Verweiblichung" im Gesundheitsbereich als weitere große Herausforderung. Denn das bedeutete einfach viel mehr Teilzeit und komplizierte Modelle, eine durchgängige Präsenz als Praxis durchzuhalten.  Ghanem sieht die Mitverantwortung auch bei den PatientInnen: Nicht für alles sei ein Arztbesuch nötig, wenn man selbst achtsam sei. Er sieht nicht den vom Gesundheitsministerium propagierten "Gesundheitskiosk" als Modell für die Zukunft, sondern dass es vielleicht sogar in den Drogeriemärkten oder Apotheken dann entsprechende Angebote geben könnte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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