31 Jahre nach der Aufstellung
Die Imperia ist jetzt ein Kulturdenkmal

Die Imperia im Konstanzer Hafen. | Foto: MTK Leo Leister
  • Die Imperia im Konstanzer Hafen.
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Konstanz. Die Imperia-Statue im Hafen von Konstanz ist eines der meist fotografierten Motive der Bodenseeregion und international bekannt. Seit August 2024 steht sie nun offiziell als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.

„Die Imperia ist nicht nur ein Wahrzeichen unserer Stadt, sondern auch ein Symbol für ihre weit zurückreichende, bewegte Geschichte. Sie erinnert uns an das Konzil von Konstanz. Sich zentral am Hafen drehend, zieht die Skulptur von Bildhauer Peter Lenk jährlich zahlreiche Gäste an. 2023 feierte die Imperia ihren 30. Geburtstag und 2024 gibt es mit der Ausweisung der Hafenfigur als Kulturdenkmal erneut Anlass zur Freude“, so Oberbürgermeister Uli Burchardt.

Die 1993 aufgestellte Imperia wurde von Bildhauer Peter Lenk im Auftrag des Fremdenverkehrsvereins Konstanz geschaffen. Die neun Meter hohe, 18 Tonnen schwere Betongussfigur wirkt durch ihren Standort am seeseitigen Ende der Hafenmole weit in den See hinein. Sie ist erhöht auf einem polygonalen Sockel, dem Rest eines alten Leuchtturms, aufgestellt. Auf einem Rundtisch stehend, dreht sich die Betonfigur innerhalb von vier Minuten einmal um die eigene Achse.

„Mit der Imperia wird ein bekanntes Wahrzeichen am Bodensee nun als junges Kulturdenkmal gewürdigt. Sie besitzt eine hohe Aussagekraft für das an historischen Bezügen reiche Kunstschaffen der Postmoderne“, hält Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, fest.

Der Weg zum Kulturdenkmal

Warum wurde die Imperia auf eine Denkmaleigenschaft hin geprüft? Anlass war zum einen die Erstellung des denkmalpflegerischen Werteplans durch die Denkmalpflege der Stadt Konstanz, geleitet von Frank Mienhardt und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Der Werteplan wird aktuell für die Konstanzer Altstadt und für den als Gesamtheit bereits denkmalgeschützten Hafen erarbeitet. In einem Ortstermin hat Mienhardt auch konkret die Prüfung der Imperia auf den Status als Kulturdenkmal angeregt.

Daraufhin hat sich Dr. Folkhard Cremer vom Landesamt für Denkmalpflege intensiv mit der Statue befasst. „Die Konstanzer Imperia ist ein Meisterwerk postmodern-ironischer Brechungen von realer Geschichte und Geschichtsfiktion. Die Statue der Kurtisane aus einer Erzählung Balzacs vereinigt in sich Elemente vom Typus der minoische Schlangen- und Fruchtbarkeitsgöttin, mit erhobenen, ausgestreckten Armen und entblößtem Oberkörper. Während die am atlantischen Weltmeer aufgestellte New Yorker Columbia die politische Freiheit der liberalen Demokratie garantiert, steht die Imperia am kleinen innereuropäischen Binnenmeer, dem Bodensee, für die Freiheit natürlicher Liebe oder wenigstens die Sehnsucht danach“, erklärt Dr. Folkhard Cremer vom Landesamt für Denkmalpflege.

Ein weiterer Anlass zur Prüfung der Imperia war der Tag des offenen Denkmals 2024. Er steht in diesem Jahr deutschlandweit unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Auch die Stadt Konstanz wird zu diesem Anlass wieder zu Veranstaltungen einladen –im Speziellen auch zur Figur der Imperia.

Die Imperia entwickelte sich seit ihrer Aufstellung zu einem der städtischen Wahrzeichen mit hoher Identifikationswirkung für die Bevölkerung und mit regionaler Bedeutung für den Tourismus am Bodensee. Auch dieser Aspekt begründet die nun festgestellte Denkmaleigenschaft. Die Erfassung von Kulturdenkmalen erfolgt durch das Landesamt für Denkmalpflege und ist ein fortlaufender Prozess.

Das Landesamt für Denkmalpflege wendet sich derzeit vermehrt jungen Objekten der 1980er/90er Jahre zu. „Wir freuen uns, dass mit der Imperia ein Baustein der Postmoderne innerhalb des bis ins Spätmittelalter zurückreichenden Hafenensembles Eingang in die Denkmalliste gefunden hat, bezogen auf Konstanz als bislang jüngstes Objekt überhaupt. Darin drückt sich zugleich eine Wertschätzung des Werks von Peter Lenk aus, der die Kulturlandschaft des Bodensees mit seiner künstlerisch-ironischen Rückschau auf lokalgeschichtliche Ereignisse seit vielen Jahren bereichert“, so Frank Mienhardt von der städtischen Denkmalpflege.

Die Figur der Imperia

Die Imperia ist eine aufreizend gekleidete Frauengestalt, die in ihren Händen zwei kleine, nackte Greise trägt: den Kaiser mit Krone und Reichsapfel sowie den Papst mit Tiara. Die literarische Figur der Imperia ist der Erzählung „La belle Impéria“ von Honoré de Balzac entnommen. In Balzacs Erzählung agiert Imperia als Kurtisane während des Konstanzer Konzils, das 1414 bis 1418 stattfand. Mit ihrer Schönheit zog sie die weltlichen wie die geistlichen Herrscher in ihren Bann.

Die Figur im Konstanzer Hafen zeigt eine eigene, von ikonografischen Darstellungen zu Balzacs Erzählung unabhängige Motivik. Aus dem Kopfschmuck der Imperia wächst eine Art Narrenkappe mit Schellen. Imperia gibt sich damit als karnevaleske Narrenfigur zu erkennen, die der Welt den Spiegel vorhält. Mit ihren Setzungen zu Themen der bemächtigten Weiblichkeit einerseits und der sowohl gegenständlichen als auch karikierenden künstlerischen Ausdrucksweise andererseits greift die Figur Inhalte aus verschiedenen Kunstbewegungen seit den 1960er Jahren auf.

Lenks stilistische Mittel erinnern in ihrer burlesken Gestaltungsweise stark an den närrischen Umgang mit Politik und Geschichte bei Fasnacht- oder Karnevalsveranstaltungen. Zeittypisch sind die postmodern-ironischen Brechungen von realer Geschichte und Geschichtsfiktion – hier im Medium der darstellenden Kunst.

Zur Geschichte der Konstanzer Hafenstatue

Die Platzierung auf dem sich damals im Eigentum der Bundesbahn befindlichen Pegelturm ermöglichten die Bodensee-Schiffsbetriebe. Das Projekt war vor Ort nicht unumstritten. Öffentliche Aufmerksamkeit erreichte die Imperia durch ihre inszenierte Aufstellung: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion seeseitig antransportiert, montiert und anschließend verhüllt, gipfelte der Einweihungsakt am 24. April 1993 in einer Enthüllung der Imperia vor den Augen mehrerer tausend Menschen.

Quelle: Stadt Konstanz

Autor:

Presseinfo aus Singen

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