Umjubelte Premiere des Generationentheaters
"Ich bin deine Zukunft!"

Generationen verstehen sich doch gut miteinander, wie hier nach dem Satz "Ich bin deine Zukunft!" deutlich wurde.  | Foto: Philipp Findling
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Hilzingen. Was bedeutet Toleranz für eine gewisse Generation? Diese und noch weitere Fragen wurden dem Publikum beim Generationentheater in der Remise des Hilzinger Bauernmuseums am 13. Juni gestellt.

Ein Vater läuft mit seiner Tochter durch die Ausstellung des Bauernmuseums. Auf einmal fragt sie ihn, was Toleranz bedeutet. Das war das Ausgangsszenario des Stücks mit dem Titel "Jung trifft Alt - Alt trifft Jung: Und dann?" unter der Regie von Theaterpädagogin Manuela Trapani.
Schon zu Beginn fragen sich dabei nicht nur die DarstellerInnen im Alter von sechs bis 85 Jahren selbst, wer hier tolerant ist und wer nur scheintolerant. "Was ist denn das für eine antiautoritäre Erziehung?" wird eine Mutter gefragt, als ihre Kinder durch eine ältere Besuchergruppe hindurch durch die Remise rennt. Es wird schnell deutlich, dass jede Generation anders aufgewachsen ist, sich manchmal aber auch Dinge von der Jüngeren aneignet, etwa wenn die älteren Menschen die Jüngeren in der heutigen Jugendsprache ansprechen.

Kontraste und Wahrheiten

Auch der Generationenbegriff wird in diesem Stück thematisiert, während die Remise samt Treppenaufgänge komplett bespielt wird und somit das Publikum Teil des Stücks werden lässt. "Alle 30 Jahre gibt es eine neue Generation", merkt eine ältere Darstellerin an. "Heißt das also, dass ich eine Generation mit diesem Zwerg bin?", fragt ein junges Mädchen. Nebst verschiedenen Interpretationen des Generationenbegriffs darf sich also zurecht die Frage gestellt werden: In welcher Generation lebe ich? X, Y, Z oder doch Alpha?
Manche Generationen wurden auch eindrucksvoll kontrastiert, beispielsweise als Vater und Großvater in einer Einblendszene mit dem Handy spielend am Tisch sitzen und den nörgelnden Kindern mit einem "Chill' mal!" antworten oder die Mutter sturzbetrunken von einer Party heimkehrt. Doch nicht immer brauchte es den Kontrast, sondern auch mal die pure Wahrheit, wie in einer Szene, in der eine ältere Frau Hilfe benötigte oder in einer Rückblend-Szene das frühere Leben einer älteren Frau als Mädchen auf dem Bauernhof aufgezeigt wurde.
Generell gelang es Manuela Trapani meisterhaft, dem Publikum durch die Darstellung von Alltagssituationen voll aus der Seele zu sprechen, sich darin wiederzufinden. "Gerne würde ich wieder frei und ungezügelt sein, der Herr der Einöde", sprach ein Darsteller. Wenn es doch nur so schön wäre. Es wurde zu Recht die Frage gestellt, ob Erfahrung wirklich noch gebraucht ist und wie viel die Generationen noch voneinander lernen können, beispielsweise, was eine "Hatespeech" eigentlich ist oder wie man als junger Mensch mit dem Interesse anderer Mädchen umgeht.

Liebe über Generationen hinweg

Doch neben Toleranz und Generation wurde auch die Liebe auf wundervolle Art und Weise aufgegriffen. Zum einen am wohl bekanntesten Liebespaar der Literaturgeschichte, Romeo und Julia, zum anderen aber auch durch Gedichtsauszüge unter anderem von Gotthold Ephraim Lessing ("Gestern lieb' ich, heute leid' ich, dennoch denk' ich heut und morgen gerne an gestern"). Hierdurch wurde wunderschön verdeutlicht, dass Liebe über Generationen hinweg geht.
Und können alle Generationen nun doch miteinander? Die klare Antwort: Ja! Das zeigte eine Szene auf, als ein junger Darsteller auf die Frage eines älteren Darstellers "Was denkst denn du, wer du bist?", mit "Ich bin deine Zukunft!" antwortete und beide schlussendlich freudig miteinander abklatschten. Zudem zeigte sich mit dem allerletzten Satz des rund 60-minütigen Stücks, dass am Ende die Grenzen der Toleranz doch sehr fließend sind: "Ich finde es super, dass Sie sich alle so gut verstehen!"

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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