Seit einem halben Jahrhundert besteht die Partnerschaft Gottmadingen-Champagnole
Europa lebt von der Freundschaft
Gottmadingen. Ein goldenes Jubiläum kann die Gemeinde Gottmadingen in diesem Jahr mit ihrer französischen Partnergemeinde Champagnole feiern. Vor genau 50 Jahren wurde die Partnerschaft begründet.
Offiziell gefeiert wurde dieser Anlass bereits Anfang des Jahres beim Besuch einer Gottmadinger Delegation in Champagnole. Sowohl der französische Bürgermeister Guy Saillard als auch sein deutscher Amtskollege, Dr. Michael Klinger, würdigten in Ansprachen die Anfänge und die Pioniere der Partnerschaft, teilte die Gemeinde Gottmadingen damals mit.
Begonnen hat alles damit, dass eine Klasse von Landwirtschaftsschülern aus Champagnole mit ihrem Lehrer Jean Perrin nach Gottmadingen kam, um die Fahr-Werke zu besichtigen. Der damalige Generaldirektor Johann-Georg Fahr bemühte sich gemeinsam mit Perrin darum, eine feste Partnerschaft zu etablieren.
In der vergangenen Woche waren erneut Schüler aus Champagnole zu Besuch im Hegau. Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden, sehr beliebten Schüleraustausches verbrachten sie die ganze Woche bei ihren Gastfamilien in Gottmadingen. Nach einem offiziellen Empfang im Rathaus startete die Gruppe aus 64 Schülerinnen und Schülern, 32 Deutschen und 32 Franzosen, in das bunte Programm der Austauschwoche. Zu deren Highlights eine Kanu-Tour auf dem Bodensee, ein Ausflug zu den Pfahlbauten und ein Stadtbummel in Konstanz gehörten, wie Ruth Castor beim Empfang im Rathaus verriet. Die Lehrerin war zusammen mit ihrem Kollegen Dominik Modeo für die Organisation und Betreuung des Schüleraustausches auf deutscher Seite verantwortlich.
Mit einem großen Abschiedsfest in der Fahrkantine wurden die Schülerinnen und Schüler aus Champagnole dann am Freitagabend wieder verabschiedet. Das Wochenende verbrachten sie noch in ihren Gastfamilien, bevor sie dann am Sonntagabend die rund 400 Kilometer lange Rückreise antraten.
Wie wichtig die Pflege der deutsch-französischen Freundschaft durch Treffen der Vereine und den regelmäßigen Schüleraustausch ist, erklärt Bürgermeister Klinger im Gespräch mit dem WOCHENBLATT: »Ich glaube, nach dem Krieg hat jeder begriffen, wie wichtig Europa ist. Und wenn dieses Europa leben soll, dann dadurch, dass der Einzelne die Freundschaft erlebt. Offizielle Festakte sind dafür eher zweitrangig«, so Klinger.
Einmal pro Jahr gibt es ein offizielles Treffen der Gemeinden - abwechselnd in Champagnole und in Gottmadingen.
Nächstes Jahr wird dieses wieder in Gottmadingen stattfinden, und auch dann wird es Gelegenheit geben, die 50-jährige Partnerschaft nochmals besonders in den Mittelpunkt zu stellen. Daneben gibt es natürlich den Austausch zwischen den Vereinen. So waren erst kürzlich die Randos, das französische Pendant zum Schwarzwaldverein, im Hegau zu Gast. Im Herbst ist noch ein gemeinsamer Ausflug von Schülerinnen und Schülern ins Elsass geplant, wo die Gedenkstätte Hartmannswillerkopf, die an die Schrecken des Ersten Weltkriegs erinnert, besucht werden soll. Mit auf dem Programm steht auch ein Besuch des Europaparlaments und des Europaparks, verriet Doina Spohrer, die Vorsitzende der Vereinigung der Freunde von Champagnole. »Den Kindern soll bewusst werden, wie und warum Europa überhaupt entstanden ist und wohin es sich entwickelt hat. Die meisten von uns können sich nicht mehr vorstellen, welche Schrecken die Kriege in Europa verbreitet haben. Wir leben zum Glück in einem friedlichen Europa. Aber das dürfen wir nicht für selbstverständlich nehmen. Deshalb ist die Pflege solcher Partnerschaften so enorm wichtig«, betont Spohrer.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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