Markus Augenstein hört nach 30 Jahren auf
Einen neuen Taktstock zum Abschied bekommen

Präsident Thomas Conrady übergab den neuen Taktstock aus Olivenholz zum Dank für 30 Jahre mit der Urkunde zur Ernennung als Ehrendirigent an Markus Augenstein. Mit im Bild seine Frau Anlelique, die übrigens selbst auch Musik macht. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Präsident Thomas Conrady übergab den neuen Taktstock aus Olivenholz zum Dank für 30 Jahre mit der Urkunde zur Ernennung als Ehrendirigent an Markus Augenstein. Mit im Bild seine Frau Anlelique, die übrigens selbst auch Musik macht.
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Gottmadingen. Eine so lange Amtszeit ist für einen Dirigenten schon sehr ungewöhnlich. Aber nach 30 Jahren hat nun Markus Augenstein im Rahmen des großen Jahreskonzerts am Samstagabend, 25. November in der Aula/ Mensa der neuen Eichendorff-Realschule den Dirigentenstab beim Musikverein Gottmadingen niedergelegt. Die Aufritte des Vereins bis zum Jahresende bei diversen weihnachtlichen Anlässen wird er noch leiten, auf Ende des Jahres ist sein Engagement dann aber beendet.

Ohne Taktstock ist Augenstein freilich nicht. Denn der Präsident des Musikverein Gottmadingen, Thomas Conrady übergab dem Dirigenten als ein Teil des großen Danks für diese 30 Jahre einen neuen Taktstock aus Olivenholz aus Palästina, den Augenstein in der zweiten Zugabe des Konzerts auch testete.

Auf die Ära Augenstein ging der ehemalige Vorsitzende Volker Rutschmann nach dem großen Dank des Präsidenten ein. 1993 sei er als ganz junger Dirigent nach der zehnjährigen Ära Stefan Bretz angetreten mit hohen Ansprüchen getreu dem Grundsatz, dass wer nur in die Fußstapfen eines Vorgängers trete, auch keine Spuren hinterlasse. Und mit Markus Augenstein sei der Musikverein in fünf Wertungsspielen des Blasmusikverbands auch in die Höchstklasse vorgedrungen. Die ersten Dreikönigskonzerte hätten im Ort durch ihren Anspruch durchaus für Diskussionen gesorgt, Augenstein habe aber darauf reagiert und das Konzert in einen konzertanten Teil und einen Unterhaltungsteil aufgegliedert, wie das auch bei diesem besonderen Konzert am Samstag dann der Fall war. Neben den Dreikönigskonzerten - mit Ausnahme der Corona-Zeit - seien es 20 Kirchenkonzerte unter der Leitung Augensteins gewesen, und sicher rund 900 Auftritte und noch geschätzt 2.100 Proben, der 150. Geburtstags des Musikvereins, wenn auch er dann im letzten Jahr zum 175. Geburtstag krankheitshalber passen haben müssen. Rund 350 Stücke wurden unter seiner Leitung einstudiert. Zwei Präsidenten, zwei Vizedirigenten, vier Vorsitzende markieren diese 30 Jahre.

Es habe in den Proben immer viel "Spielraum" gegeben und Augenstein habe dabei auch nie einen der Musiker vor den anderen kritisiert, wenn er hier eine andere Meinung zur Spielweise gehabt habe. Dass so viele Musiker aus dem Orchester nach diesen 30 Jahren noch dabei seien, zeige, dass sie den Weg mit Freude mitgegangen seien. 
Wer Augenstein nachfolgt, ist derzeit noch offen. Der Verein sei noch auf der Suche, sagte die aktuelle Vorsitzende Petra Hennig.

70 Jahre aktiv im Orchester

Im Rahmen des Konzerts konnte auch eine außergewöhnliche Ehrung vorgenommen werden. Denn Hornist Werner Schmidt ist seit sage und schreibe 70 Jahre aktiv im Orchester dabei. Der Präsident des Blasmusikverbands Hegau Bodensee, Johannes Steppacher zeigte die zeitliche Dimension auf: 1953, beim Eintritt Schmidts, sei Adenauer wiedergewählt worden, doch seine Zeit sei längst vorbei. Auch Queen Elisabeth II. sei damals inthronisiert worden, doch auch ihre Ära ist inzwischen Vergangenheit. Und die Geschichte hat den damaligen Aufstand in der DDR mit der deutschen Einheit beantwortet, während Schmidt noch immer aktiv sei. Er wurde, da er alle anderen Ehrungen schon bekam, durch den Deutschen Blasmusikverband mit der Goldenen Ehrennadel mit Diamant ausgezeichnet, die Musiker widmeten ihm ihre zweite Zugabe "Golden Musik", bei der er natürlich noch mitspielte.

Ein großes Konzertereignis

In der Aula der Realschule musste angesichts des Andrangs nachgestuhlt werden. Der Höhepunkt war ohne Zweifel die Egmont-Ouvertüre nach Beethoven in einem Arrangement von Gerhard Pasch, dem Stück, mit dem Augenstein vor 30 Jahren sein erstes Dreikönigskonzert gekrönt hatte und das hier mit den Musikern zur Höchstklasse in der dramatisch umgesetzten Fassung gereift schien. Schon mit der Eröffnung durch "The Cave" wurden Höhenwanderungen in beeindruckenden Klangbildern gezeichnet, mit "Carrickfergus Posy" die Mutation eines irischen Volkslieds mit all seinen Emotionen zelebriert und mit "Mystery of Atlantis" im ziemlich fast perfekten Timing ein Epos um den "untergegangen Kontinent" zelebriert.
Und im zweiten Teil war dann Unterhaltung auf höchstem Niveau garantiert. Denn die HipHop-Nummer "Band Fever" von Otto M. Schwarz atmete hier viel Jazz mit aus. Mit "Spike Jones Classics" gabs nicht nur bekannte Stücke im Stechschritt, sondern auch manch komödiantische Einlage der Instrumente - was man aber eben auch perfekt können muss. Die Filmusik "The Shadow of your Smile" ließ den glanz von Liz Taylor und Richard Burton mit Klasse Soli hier in der Schule im Old-School-Jazz glänzen. Mit "Happy" in der Version von Jérome Nolais war die Stimmung für alle weitere Zugaben gesichert. Auch das ist Abschied.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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