Zunftmeisterempfang zum Narrentreffen

Dem Sinn des Worts pilgern auf der Spur

Gottmadingen. Das war schon mal eine rauschende Stimmung in der Fahr-Kantine Gottmadingen, wo nach der närrischen Messe, die hier mit Singener Verstärkung abgehalten wurde, zum großen Zunftmeisterempfang durch die Narrenvereinigung Hegau Bodensee auf Kosten der Gemeinde alle Vertreter der Zünfte eingeladen waren, die danach beim Umzug mit dabei waren.
Bürgermeister Dr. Michael Klinger als Gastgeber zeigte sich mächtig stolz mit welcher Organisationskraft die Gerstensäcke hier dieses Jubiläum nicht nur vorbereitete hat, sondern nun während der drei Tage auch umsetzt. Und er zeigte sich froh, dass es eine Brauerzunft sei, denn wenn er nun in Horn wäre, müsse er Heu fressen oder in Duchtlingen gar von "Bodensprengern" leben.
Ungewohnter Weise durfte gleich im Anschluss der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz ans Rednerpult, um festzustellen, dass doch vieles in der aktuellen Politik als "Karneval" empfungen werden, und gerade deshalb so viele "Umzüge", etwa von den Bauern oder aktuell auch gegen die "Rechte Gefahr" im Gange seien. Sein Aufruf war freilich weniger närrisch: Auch die Narren seien dazu aufgerufen, bei der Kommunalwahl im Juni aktiv mitzuwirken, ob als WählerInnen oder gar als KandidatInnen für ein Amt in der Heimat.
Der Präsident der Narrrenvereinigung, Rainer Hespeler, sorgte für Geschichtskorrekturen. In Gottmadingen habe es eins nicht nur die drei Bauereien zur "Sonne", zum "Mond" und dem "Sternen" gegeben, sondern in den besten Zeiten gar sieben. Und die Menschen seien früher auch regelerecht ins "Klein München" wegen des guten Gerstensaftes gepilgert, weshalb nach seiner Deutung der begriff Pilgern wohl von "Bilder" abgeleitet wurde, der einst großen Brauerei im Ort. Sinnig war auch das Geschenkt Hespelers an Zunftmeister John Weber, bei der er sich im Rat seiner Narren gehör verschaffen könne. Das zierliche Teil wurde gleich von den Schellen der anwesenen Narrenpolizsten munter übertönt.