Doppelkonzert zur Experimentellen Randegg
"... und reicht der Mut?"
Gottmadingen-Randegg. Die Experimentelle 22 in Randegg geht in ihre Zielgerade. Am kommenden Sonntag, 8. September, wird bereits die Finissage um 11 Uhr mit der "Feierware Jazzband" den Abschluss der Ausstellung in Gottmadingen einläuten, während sie im benachbarten Thayngen noch eine Woche länger erlebt werden kann.
Ein schönes musikalisches Gastspiel gab es in der Ausstellung am Samstagabend, 31. August, in herrlicher Sommerstimmung mit der Gruppe "Fräulein Hona" aus Wien und Vorarlberg, die schon 2018 einmal hier mit ihren behutsamen Liedern verzauberten und die eigentlich nur noch selten zusammen auftreten, auf den beharrlichen Wunsch von Bernhard Gassner vom Förderkreis für Kultur und Heimatgeschichte Gottmadingen als Veranstalter der Experimentellen. Mitgebracht hatte die Frauenband das Pojekt "Hands & Bits" mit Julian Pieber und Simon Schellnegger am Schlagwerk und an der Viola, die auch familiär mit "Fräulein Hona" verbunden sind.
Dass der beharrliche Wunsch hier erfüllt wurde, dafür waren die rund 100 ZuhörerInnen, die sich unter freiem Himmel im Schlosshof versammelt hatten, überaus dankbar. Die vier "Fräuleins" erwiesen sich als wahre Multiinstrumentalisten. Sie wechselten praktisch für jedes Lied die Plätze und Instrumente. Und sie erzählten ihre Geschichten, mal vom gemeinsamen Urlaub auf einer Sehnsuchtsinsel in Schweden, mal über einen Pandabären, über die aktuelle politische Lage in ihrer Heimat Österreich unter dem Titel "Jetzt reicht's … und reicht der Mut?". Über das Gefühl, immer mehr auf unsicherem Boden in einer Erdbebenzeit zu leben, über die Farbe Blau oder auch übers Rennradfahren in der Zugabe.
Das eingespielte Quartett, das nur einmal die falsche Tonlage wählte, kam eigentlich ganz ruhig daher, trotz der vielen Instrumente waren es die Stimmen, die das Publikum fesselten, auch wenn die Band wegen Stimmproblemen bei der Vorbereitung es bei einen "Best of" aus den 14 Jahren des "Fräulein Hona" ohne neue Songs blieb.
Der besondere Abend wurde dann in ganz anderer Richtung fortgesetzt: Denn "Hands & Bits" sind zwar nur Julian Pieber und Simon Schellnegger, aber sie sind vielfach verkabelt und sie vervielfältigten sich ständig in ihrem Musiklabor mit Schlagwerk, Bratsche und Laptop, sodass sie sich selbst in mehreren Schleifen begleiten konnten, oder auch zusätzliche Geräusche einbauten. In Liedern über einen "Broken Pencil", über die Notwendigkeit, angesichts der Überlandbusse in ihrer Heimat lieber ins Gebüsch zu springen, aber auch über das Abschiednehmen aus dem Leben entwickelten die beiden Klang-Kunsthandwerker ihrer Themen Schritt für Schritt.
Die sichtbare Augenkommunikation machte deutlich, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde, die Effekte perfekt gesetzt werden konnten, was fürs Publikum zur abenteuerlichen Reise in immer neue Klanggefilde wurde. Ein schöner Abend, den viele der Zuhörerinnen sich gerne noch mal wünschten, weil die Musik so gut zur "Experimentellen" passte, die hier auch in der Nacht ihre Türen geöffnet hatte.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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