Starkes Interesse an Vernissage am Sonntag

„Eintauchen“ im jüdischen Museum Gailingen

Gailingen. Am Sonntag lud das jüdische Museum Gailingen ein zur Eröffnung der Sonderausstellung „Eintauchen“ vom Künstlerkollektiv Andrea Dietz und Kerstin Weiland in die historischen Räume des jüdischen Tauchbades im Bürgerhaus. Der Einladung zur Vernissage folgten rund 60 Kunstinteressierte. Musikalisch eröffneten Jutta Bogen (Violine, Gesang), begleitet von Marie-Line Meyenhofer an der Gitarre.

Die Laudatio hielt Bürgermeister Dr. Thomas Auer. Das Gemeindeoberhaupt sagte: „Mit der Ausstellung, die wir heute eröffnen, wollen wir das Spektrum unseres Museums inhaltlich erweitern.“ Nachdem der langjährige ehrenamtliche Leiter Joachim Klose das Museum aus gesundheitlichen Gründen verlassen hatte und Sarah Schwab sich beruflich nach Augsburg verändert hatte, freute sich Thomas Auer ganz besonders die Nachfolge Dr. Ina Appel (wissenschaftliche Leitung) und Doreen Heuer (Mitarbeit) zu präsentieren.

Danach stellte er die Urheber der Sonderausstellung vor: "Die Künstlerinnen Andrea Dietz und Kerstin Weiland leben und arbeiten beide in Gaienhofen. Ihr gemeinsames Atelier ist ein ehemaliger Kuhstall, der auch als Ausstellungsraum genutzt wird." Der Laudator erläuterte: "Dietz und Weilands innovatives, experimentierfreudiges und prozessorientiertes Arbeiten hat in unserer Region sichtbare Spuren hinterlassen. Die Grundlage ihrer künstlerischen Arbeit ist der Dialog mit dem Raum, seinen physischen und materiellen Eigenschaften, seine Atmosphäre und seine Geschichte."

Gemeinsam mit ihrer Tochter führte die Leiterin des jüdischem Museums Dr. Ina Appel zum Thema ein und sagte: "Andrea Dietz und Kerstin Weiland haben beim Experimentieren mit Materialien und Techniken im Souterrain des Bürgerhauses einen künstlerischen Resonanzraum geschaffen, der Assoziationen stimuliert, unterschiedliche Gefühle anspricht, sowie zu Wahrnehmung und Deutung einlädt. Beide Künstlerinnen tauchen auf sensible Weise in den Transformationsraum „Mikwe“, das jüdische Tauchbad dessen Wasser der Erlangung ritueller Reinheit durch Untertauchen dient ein."

Mit vielfältigen Materialien wie Architektenpapier, Industriefolie, Stahl, Draht, sowie verschiedene Techniken (Lasur- Mischtechnik, Druckgrafik und Prägetechnik) erkunden sie die physischen Eigenschaften des spirituellen Raumes, seine Atmosphäre und seine Geschichte. Dietz und Weiland übersetzten sie in eine ausdrucksstarke Form- und Bildsprache. Die Grundformen des Raumes (Bodenplatten und Wandfliesen) werden mit der Farb-, Form und Objektsprache in der Rauminstallation integriert. Im angrenzenden Raum an die "Mikwe" findet das Thema: „Innere Anschauung“ seine Weiterentwicklung.

Aus sepiafarbenen, verschwommenen, fließenden Farbfeldern, sowie mit feingliedrig nuancierten Graphitzeichnungen scheinen Frauengesichter gleichsam aus dem Wasser aufzutauchen. Mit abstrakten, druckgrafischen Zyklen und variablen Prägetechniken erweitern und akzentuieren beide Künstlerinnen den prozesshaften Raumdialog. Die außergewöhnliche Sonderausstellung „Eintauchen“ im jüdischen Museum in Gailingen dauert bis zum 6. Oktober 2024.