Festakt zur Eröffnung des Eltern-Kind-Hauses
Der Meilenstein für das Hegau-Jugendwerk ist eröffnet

Es ist geschafft: Gemeinsam mit Patientenkind Lana (Mitte, neben Barbara Martetschläger) wurde das Band zum neuen Eltern-Kind-Haus des Hegau-Jugendwerks durchschnitten. | Foto: Philipp Findling
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Gailingen. "Es ist ein aufregender und glücklicher Tag", betonte Barbara Martetschläger, Kaufmännische Direktorin des Hegau-Jugendwerks (HJW). Vor zahlreich geladenen Festgästen konnte am 3. August nun das neue Eltern-Kind-Haus feierlich eröffnet werden. 

"Bei dieser Einrichtung steht die Familie im Mittelpunkt, da auch sie vom Schicksal ihrer Kinder betroffen sind", so Martetschläger. "Es ist ein weiterer Meilenstein für unsere Einrichtung", freute sich auch Bernd Sieber, Geschäftsführer des GLKN und Hegau-Jugendwerks. Hiermit wolle man nicht nur den Bedürfnissen der Patienten, sondern auch den der stetig zunehmenden Anzahl an Eltern und Begleitpersonen gerecht werden. "Gleichzeitig findet auch eine stete Weiterentwicklung für unsere Patienten und deren Familien statt", so Sieber.

Steigende Nachfrage nach Spezial-Reha

Im Weiteren verwies der Geschäftsführer des GLKN auf die aktuelle gesundheitspolitische Situation in den Akut- und Rehakliniken. Die wirtschaftliche Situation habe sich dramatisch verschlechtert und fast 80 Prozent aller Kliniken erwarten ein negatives Ergebnis. "Auch bei den Rehabilitationskliniken zeichnen sich große Veränderungen ab", verdeutlichte Bernd Sieber. Gleichzeitig jedoch steige die Nachfrage nach spezialisierter Reha, vor allem im Kinder- und Jugend-Reha-Bereich. 
Umso erstaunlicher finde er es, dass das HJW in dieser Zeit ohne Fördermittel mit dem Eltern-Kind-Haus ein fast 50 Meter langes und dreistöckiges Gebäude realisierte. Hierbei dankte er auch treuen Partnern wie dem Förderverein HegauHelden, die mit einer großzügigen Spende ebenfalls dazu beitrugen. "Um den spezifischen Bedürfnissen der jungen Patienten gerecht zu werden, versucht sich das HJW hier stetig weiterzuentwickeln und sich damit auch von anderen Einrichtungen abzuheben", erläutert Sieber. Besonders in den letzten fünf Jahren habe sich die Einrichtung mit seinen fast 400 Mitarbeitenden stark verändert und gut weiterentwickelt. "Stillstand ist keine Option für das Hegau-Jugendwerk", verdeutlichte Bernd Sieber, der die Entscheidung des Aufsichtsrats für den Neubau in Zeiten steigender Baukosten als "mutigen, aber richtigen Schritt" bezeichnete. Auch Barbara Martetschläger lobte er dafür, mit wie viel Herzblut sie am Projekt mitarbeitete. "Das Hegau-Jugendwerk", ist sich Bernd Sieber sicher, "ist auf dem richtigen Weg". 

Ein Herzenswunsch

Im Folgenden hob der Aufsichtsratsvorsitzende des HJW, Claus Moldenhauer, die Bedeutung des acht Millionen Euro teuren Eltern-Kind-Hauses für die Einrichtung hervor. "Eltern und Kinder gehören immer zusammen." Wenn es darauf ankomme, brauche es für ihn dann auch Menschen, die ihrer Aufgabe mit Herzblut nachgehen. Mit der Realisierung des Neubaus sei nun ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Auch Stefan Basel, Sozialdezernent des Landkreis Konstanz, lobte als Vertretung für Landrat Zeno Danner die Stellung des Hegau-Jugendwerks. So sei es als eines von deutschlandweit nur acht neurologischen Kliniken für die Reha von Kindern und Jugendlichen sowie deren Begleitpersonen etwas ganz Besonderes. "Auch beim Eltern-Kind-Haus, einem Zuhause auf Zeit, wird die Wohlfühlatmosphäre, die durch die Nähe zu den Eltern und Geschwistern geschaffen wird, wesentlich zum Genesungserfolg beitragen", ist Basel überzeugt.
Auch Gailingens Bürgermeister Dr. Thomas Auer zeigt sich stolz auf den Neubau des HJW, der ihm zufolge den steigenden Bedarf an begleitender Reha decken und den Anforderungen gerecht werde. Für die Gemeinde selbst sei es "eine wichtige Botschaft der Sicherung des Standorts in einem nicht immer einfachen wirtschaftlichen Umfeld". 

Komplette Fertigstellung dauert noch

Doch nicht das ganze Eltern-Kind-Haus konnte an diesem Tag eröffnet werden, bisher sind nur 18 der 26 Zimmer mit einer Größe zwischen 30 und 40 Quadratmetern fertig. Die komplette Fertigstellung ist laut Architektin und Projektleiterin Ute Siegel-Lauber innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen geplant. Und trotzdem, so Jochen Keller, technischer Betriebsleiter der Baufirma Züblin, habe man in dieser kurzen Zeit helle, warme wie freundliche Räume geschaffen. "Hiermit soll den Patienten und ihrer Begleitung Kraft und Energie auf ihrem schwierigen Weg geschenkt werden." Das Eltern-Kind-Haus war zu Beginn als Modulbau geplant, erklärte Architekt Götz Poll von HHP Architekten Konstanz. Jedoch mussten auch die drei Geschosse bei der Planung berücksichtigt werden. "Unsere Vorgabe war lange planen und schnell bauen", so Poll.
Entstanden ist nun ein Neubau in Hybridbauweise, der dem Architekten zufolge in einer "erstaunlich schnellen Zeit" von sieben Monaten umgesetzt wurde. Des Weiteren betonte Ute Sigel-Lauber auch bei einer späteren Führung durch das Haus weitere Besonderheiten des Eltern-Kind-Hauses, so soll unter anderem mit einem Leitsystem sowie Bildern der Gailinger Fotokünstlerin Judith Lohwasser die Orientierung im Haus erleichtert werden.

Großzügige Spenden

Dr. Axel Galler, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des HJW, hob die Bedeutung des Neubaus für die Reha der Patienten hervor. "In diesem Eltern-Kind-Haus manifestiert sich eine Entwicklung in der Reha von Kindern und Jugendlichen, die auch ein Abbild der gesellschaftlichen Entwicklung darstellt." Eltern konnten vor 22 Jahren ihre schwer betroffenen Kinder über mehrere Wochen nicht versorgen, sondern lediglich besuchen. Mit dem Rooming-In-Angebot im Eltern-Kind-Haus, sprich der Reha junger Patienten in Begleitung mit Eltern oder weiteren Angehörigen, möchte das HJW laut Galler Familien von Kindern und Teenagern mit angeborenen oder sehr früh im Leben erworbenen Hirnschädigungen ebenso gerecht werden, wie Kindern und Heranwachsenden nach einer akuten Schädigung des Gehirns. 
"Ein epochales Ereignis wird durch diese immense Investition Realität", betonte Heinz Brennenstuhl, Vorsitzender des Fördervereins HegauHelden. Mit einem weiteren Scheck über nun 70.000 Euro konnte man den Neubau jetzt mit insgesamt 170.000 Euro unterstützen. "Unterstützenswertes muss auch unterstützt werden", betonte Ursula Schumacher von den Radio 7 Drachenkindern, die das Eltern-Kind-Haus mit insgesamt 285.000 Euro fördern. Dabei sei für sie der noch nicht fertiggestellte Neubau gar nicht schlimm. "Hier im Hegau-Jugendwerk sind die Patienten egal in welchem Zustand nie fertig, es sind immer Wunden da." Hier wurde ein Finger in eine Wunde gelegt, die sich endlich schließt. Insgesamt, konnte Barbara Martetschläger erfreut verkünden, wurden rund 577.000 Euro an Spenden für den Neubau generiert, der von allen Beteiligten sowie der 12-jährigen Patientin Lana aus Mainz mit dem feierlichen Durchschneiden des Bandes eröffnet wurde.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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