Antike Geschichte der Region
Ein neuer archäologischer Fund gibt Einblicke in das Leben der Kelten

Im Gebiet der Kiesgrube Kohler bei Anselfingen ist bei archäologischen Untersuchungen ein befestigter Straßenabschnitt aus der Zeit der Kelten freigelegt worden. swb-Bild: Tobias Lange
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  • Im Gebiet der Kiesgrube Kohler bei Anselfingen ist bei archäologischen Untersuchungen ein befestigter Straßenabschnitt aus der Zeit der Kelten freigelegt worden. swb-Bild: Tobias Lange
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Landkreis Konstanz/Engen-Anselfingen. Lange Zeit galten die Kelten als unzivilisierte Barbaren. Einen maßgeblichen Teil daran hatten die antiken Autoren, die über diese Volksgruppe schrieben. Neuere Funde erzählen allerdings eine andere Geschichte. Darunter die Reste eines nun in der Kiesgrube Kohler ausgegrabenen befestigten Weges aus der Zeit von 500 bis 100 vor Christus.

Einen „Fund von überregionaler Bedeutung“ nannte der Archäologe Andreas Gutekunst die gemachte Entdeckung. Gutekunst arbeitet für das Unternehmen Archaeotask in Welschingen, das sich auf solche Grabungen spezialisiert hat. Bei dem Fund handelt es sich um zwei mit grobem Kies und Wackensteinen befestigte Wege, die im spitzen Winkel aufeinanderstoßen.

Besonders an dem Fund ist auch, dass an dieser Stelle zwei Wege aufeinandertreffen. swb-Bild: Tobias Lange
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Daraus ergeben sich für den Archäologen zwei Möglichkeiten: Entweder handelte es sich um zwei Straßen, die hier aufeinandertrafen, oder aber um eine Umfahrung, die einen in die Jahre gekommenen Weg ersetzte. Für Letzteres spricht, dass der Belag sehr uneben ist und deutliche Spuren von Wagenrädern aufweist.

Der Archäologe Andreas Gutekunst von Archaeotask beschreibt den Zustand der gefundenen Straße. swb-Bild: Tobias Lange
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„Es sind die ältesten Straßenschäden im süddeutschen Raum“, scherzte Gutekunst. Der aufgebrachte Kies, der vermutlich aus der näheren Umgebung stammt, zeige außerdem auf, dass es schon in der damaligen Zeit Kiesgruben gegeben hat.

Anzeichen für eine gute Organisation

Auch Kreisarchäologe Jürgen Hald ist von der Bedeutung dieses Fundes überzeugt. „Dass wir auf diesen Weg gestoßen sind, war eine Überraschung“, sagte er. Noch vor wenigen Jahren habe man sich so etwas nicht vorstellen können. Denn die Existenz eines solchen Wegs wirft die Frage auf, wer über Bau und Erhalt entschieden hat.

Kreisarchäologe Jürgen Hald (rechts) erklärt im Beisein von Engens Bürgermeister Johannes Moser (links) und Landrat Zeno Danner, was es mit den Funden in der Kiesgrube auf sich hat. swb-Bild: Tobias Lange
  • Kreisarchäologe Jürgen Hald (rechts) erklärt im Beisein von Engens Bürgermeister Johannes Moser (links) und Landrat Zeno Danner, was es mit den Funden in der Kiesgrube auf sich hat. swb-Bild: Tobias Lange
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Ob eine Dorfgemeinschaft oder eine zentrale Hand oder politische Elite verantwortlich waren: „Es muss eine planerische Hand gegeben haben.“ Möglich sei auch, dass nur problematische Abschnitte – etwa in nassen oder lehmigen Gebieten – befestigt worden sind. Die hier lebenden Menschen waren aber gut organisiert und nicht die wilden Barbaren, als die sie lange Zeit galten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Archäologen einen befestigten Weg im Bereich der Kiesgrube fanden. Eine genauere Datierung war damals jedoch nicht möglich. Auf dem jetzt freigelegten Straßenabschnitt wurden Artefakte gefunden, die eine zeitliche Zuordnung ermöglichen: etwa Nagelköpfe, wie sie von keltischen Wagenrädern bekannt sind, und eine Haarnadel aus Bronze.

Eine verlorene Haarnadel gibt den Archäologen Aufschluss über die zeitliche Einordnung des Weges. swb-Bild: Tobias Lange
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„Der Gedanke ist nicht mehr so kühn zu sagen, wir haben einen keltischen Weg vor uns“, so Kreisarchäologe Hald. „Wir werden bestimmt noch mehr finden.“

Wirtschaftliche Interessen werden abgedeckt

Der Weg werde in den kommenden Tagen abgebaut und dabei genauer untersucht, erklärte Hald. Dabei werde auch ein Metalldetektor zum Einsatz kommen, in der Hoffnung, weitere Gegenstände zu finden, die jemand vor 2.500 Jahren an dieser Stelle verloren hat.

Finanziert wurde die archäologische Ausgrabung vom Kieswerk Kohler, das an dieser Stelle in Zukunft Kies abbauen wird. Dass die Untersuchung mit zeitlichem Vorsprung stattfinden konnte, zeige den Mehrwert eines Kreisarchäologen auf, sagte Landrat Zeno Danner. So könnten immer wieder Verzögerungen und Baustopps verhindert werden.

Auch Bürgermeister Johannes Moser lobte die Arbeit von Jürgen Hald. Dadurch erfahre man nicht nur mehr über die Geschichte, sondern habe auch einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Orts.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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