Aber Eva und Lena Streit startet tatsächlich vor Ort am Wochenende
Landesmeisterschaften unter ganz besonderen Bedingungen
Aach/Orsingen. Nach über 13-monantiger Corona bedingter Wettkampfpause freuen sich die in Steißlingen wohnhaften und für den RMSV Orsingen startenden Zwillinge Eva und Lena Streit wieder einen Wettkampf im 2er Kunstrad zu bestreiten. Doch es wird ein anderer Wettkampf sein, als vor Corona, denn „Startberechtigt sind nur SportlerInnen, die einen Landes- oder Bundeskader angehören“, so WRSV-Landestrainer Matthias Schlecht, der mit seinem Heimatverein in der Tälesee-Halle von Empfingen die Baden-Württembergische Juniorenmeisterschaft und den 1. Durchgang des BW-Cups ausrichten wird.
„Gemäß den Auflagen der Gemeinde Empfingen dürfen sich maximal 25 Personen in der Halle aufhalten und pro Starter bzw. Duo darf nur 1 Betreuer mit in die Halle.“ Die SportlerInnen müssen in Sportkleidung anreisen, denn die Umkleide- und Duschräume sind gesperrt. Anstatt wie bei der Junioren-BaWü 2020 in Stockach mit 66 Starts und rund 150 Sportlerinnen werden es „nur“ 23 Starts in 4 Blöcken a 5 bzw. 6 Starts mit 30 SportlerInnen sein. „Und eine Siegerehrung nach jeder Disziplin wird es auch nicht geben,“ so Schlecht weiter.
„Dadurch, dass Eva und Lena seit 2020 dem D-Kader Baden-Württemberg angehören, zählen sie zum Leistungskader des Landes“, so Trainerin und Mutter Angelika Streit. „Dies ermöglichte uns, dass wir seit den Sommerferien zum größten Teil trainieren durften. Das Training ist für Bundes- und Landeskadersportler erlaubt und auch die Gemeinde Orsingen-Nenzingen hat uns dabei unterstützt und uns das Training in der Kirnberghalle unter Beachtung der Hygienebedingungen erlaubt.“
Für die restlichen SportlerInnen des RMSV Orsingen, aber auch für die der Bezirksvereine Aach, Volkertshausen, Nenzingen und Reichenau gilt diese Regelung jedoch nicht. Nach den Sommerferien durften die Hallen in einzelnen Kleingruppe mit ausreichenden Lüftungspausen und unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften noch genutzt werden. Trainer durften aber die Sportler (sofern es nicht eigenen Kinder waren) nicht halten. Später durfte dann nur noch ein Sportler mit einem Trainer in die Hallen, was ein enormer Zeitaufwand für alle Trainer darstellte.
„Inzwischen ist es so, dass tatsächlich im Bezirk Hegau-Bodensee nur noch Eva und Lena zum Training in die Halle dürfen,“ so Streit weiter. „Einige unsere kleinen Fahrer/innen hatten ihr Kunstrad bereits seit über 8 Monaten nicht mehr in der Hand, so ist auch bei den anderen Kunstrad-/Einrad-Vereinen aus. Wir finden diese Situation für alle anderen sehr schade und hoffen, dass sie Verständnis dafür zeigen, dass wir diesen "Sonderstatus" haben“. Alle Trainer im Bezirk sind sehr gespannt, wie und wann es wieder für alle in die Halle zum Training gehen kann. Es gibt einige junge Sportler im Bezirk, die es 2021 ganz neu in den D-Kader geschafft hatten und sehr viel Vorfreude auf das Training zeigten. Leider konnte bisher noch keine dieser D-Kader Lehrgänge stattfinden. „Wir regen unserer Aktiven dazu an, zu Hause ihre Dehn- und Kräftigungsübungen durchzuführen, sich zu bewegen, joggen oder laufen zu gehen,“ so die Orsinger Trainerin weiter. „Einfach sich fit zu halten.“
Da die Landeskader-Maßnahmen für alle ausfallen, werden Videoaufnahmen der Kür an Landestrainer Matthias Schlecht versandt, „damit er uns ein Feedback geben kann,“ so Eva Streit. „Ebenso verhält es sich mit Übungen, die noch nicht so recht klappen wollen. Er kann nützliche Tipps geben.“ „Und oft wirken diese dann besser als von der Trainerin und Mama“, räumt Angelika Streit ein. „Die Motivation für das Training war in der Phase, als nicht klar war, ob ein Wettkampf stattfinden kann, war nicht ganz so einfach,“ so Lena Streit zur aktuellen Lage. „Seit klar ist, dass der Wettkampf in Empfingen stattfinden wird, geht es wieder gezielt an die Arbeit und das Einstudieren der Kür steht im Vordergrund. Zuvor waren es größtenteils neue Elemente, an denen wir uns versuchten.
„Dass 2020 keine DM stattfand ist im Nachhinein sehr schade,“ so die beiden Streit-Zwillinge. „Zumal wir gut gestartet waren und die Chancen auf eine DM-Medaille sehr gut aussahen.“ Alterdbedingt stiegen sie 2021 in die Juniorenklasse (4 Jahrgänge in einer Gruppe) auf und es wird die ersten beiden Jahre für die beiden Mädels erst mal ein "Herantasten und Hineinwachsen" werden. „Wir erwarten noch nicht zu viel und werden Stück um Stück versuchen, unserer Schwierigkeiten im Programm mit der Zeit aufzustocken und das Ganze dann an den Wettkämpfen sicher auf die Fahrfläche zu bringen“, gibt die Trainerin einen Ausblick.
„Die Nervosität ist bereits recht groß, da der letzte Wettkampf der beiden bereits über 1 Jahr zurück liegt. Das gesamte Wettkampfgeschehen am Sonntag wird unter den gebotenen Auflagen sicher sehr ungewohnt werden. Aufwärmen in separaten Aufwärmboxen, lediglich 6 Minuten Einfahrzeit ca. 30 Minuten vor dem Start, keine Zuschauer, Maske tragen, keine Siegerehrung und die Halle nach der gefahrenen Kür möglichst bald wieder verlassen. Das wird sicher komisch. Traurig finden wir, dass auch hier nur Bundes- und Landeskadersportler an den Start dürfen.
Für die restlichen Sportler im 1ner/ 2er und den Mannschaften besteht überhaupt keine Möglichkeit ihr Können unter Beweis zu stellen. Dabei gäbe es gerade hier im Hegau-Bodenseegebiet viele Mannschaften und einige JuniorInnen, welche die Qualifikation zur BaWü. geschafft hätten.“ Die beiden Streit Schwestern müssen sich gegen 4 weitere Paare behaupten u.a. gegen die amtierenden Junioren-Europameisterinnen Anika Papok und Anna-Sophia von Schneyder vom RV Lottstetten (Hochrhein).
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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