Die große Förderin der Petersburger Suppenküche, Doris Epple, ist im Alter von 89 Jahren verstorben
»Unter den Flügelchen von Doris«

Doris Epple Verdienstorden | Foto: Doris Epple mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann bei der Verleihung des Verdienstorden des Lands im Hahr 2012. swb-Bild: Caritas
  • Doris Epple Verdienstorden
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Öhningen-Wangen. Es war eine Tradition wie die Weihnacht selbst, wenn damals im WOCHENBLATT Mundart-Kollumnist Walter Fröhlich in seiner »Dialektik« im Namen von Doris Epple um Spenden für die »Petersburger Suppenküche« bat. Sie war in dieser Hinsicht eine Meisterin des Netzwerkens gewesen. Sie wurde es nach einem ersten persönlichen Besuch in der einstigen Zarenstadt kurz nach der Befreiung von der kommunistischen Herrschaft, weil sie die Schattenseiten der neuen Zeit für die ehemaligen Sowjetstaaten hier unmittelbar erlebte. Sie begann ihr unglaubliches Netzwerk zu spinnen, aus der Radolfzeller rotarischen Familie heraus und das immer von Hand geschrieben, niemals auf elektronischem Wege. Und auf diesem Wege, auch über die Leser des WOCHENBLATT und ganz viele andere Menschen, hat sie eine Menge bewegen können, denn das hatte sie sich in den Kopf gesetzt.

Mit der Suppenküche "Tatiana" in Petersburg für rund 150 Personen fing das an, es wurden insgesamt 20 Projekte daraus über Russland verteilt, in Kasachstan wie in der Ukraine. Ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung wurde liebevoll "Unter den Flügelchen von Doris“ benannt - das ist etwas was bleibt.

Für dieses besondere Engagement, das im übrigen laut Erzählungen sieben Tage der Woche in Anspruch nahm mit dem Netzwerken, und das auch darauf gebaut wurde, das Doris Epple lange Zeit jedes Jahr nach Peterspurg fuhr, um nachzusehen, wie das, was sie zusammengetragen hatte, auch umgesetzt wurde, wurde sie mit der Zeit vielfach geehrt. In Petersburg gab es vom Gouverneur das Ehrenabzeichen "Für Barmherzigkeit", 2012 vom Land Baden-Württemberg den Verdienstorden aus den Händen von Ministerpräsident Kretschmann - übrigens in einer gemeinsamen Feier mit dem Singener Regisseur Pepe Danquart und dem Komiker Bülent Ceylan. Das Bundesverdienstkreuz hatte es schon zuvor im Jahr 2002 gegeben. Auch die Rotarier verliehen ihr ihre höchste Auszeichnung.

Die Endlickkeit des Lebens war, der gläubigen Katholikin bei ihrer Arbeit immer bewusst. Deshalb wurde schon 2011 eine Stiftung begründet, diese ging nun noch kurz vor ihrem Tod in diesem Sommer an die Caritas Osnabrück über, die die Verbindung zur Caritas in Petersburg halten wird in ihrem Sinne.

Doch das war nur ein Aspekt ihres reichen Lebens: So begann die 1931 in Karlsruhe geborene Doris Scholz, kurz nach dem Kriegsende in Tuttlingen ihre Ausbildung als Optikerin. Schon bald heiratete sie den Radolfzeller Optiker Siegfried Graf, der aber nach zwei Jahren überraschend verstarb. Künstlerisches Schaffen, das bewegte sie schon sehr früh. Es bekam eine neue Bedeutung als die in der Stadt der Hausherren Bruno Epple kennen lernten, den Lehrer, der zu dieser Zeit damit begann als Malerpoet seine ersten Marken zu setzen, und mit dem sie seit dem 28. Oktober 1960 verheitet war - eigentlich hätte in wenigen Wochen die Diamantene Hochzeit gefeiert werden können - in Öhningen-Wangen, wo die Epples schon 1961 ihr Haus und Atelier bauten. Ostereier waren es, die sie zu Kunstwerken machte, und viele Bastelhefte wurden mit akribischen Strich gezeichnet. Die »Art Brut« war eher dies Sache von Bruno gewesen.

Am Freitag wurde sie nun nach einem Seelenamt in Wangen bestattet, in einem Sarg den die selbst zu Lebzeiten schon in Auftrag gegeben hatte mit Malerei aus dem Kloster Engelberg.

Ihre Stiftung wird weiter leben - für sie wird zum Abschied von ihr auch im Spenden geben, über diesen traurigen Anlass hinaus:

»Doris-Epple-Stiftung Armenhilfe in Russland« IBAN: DE80 6925 0035 0004 2866 62

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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