Große Ausstellung im Museum Kunst & Wissen als Hommage an Carl Roesch
Tisserant - der Vagabund

Richard Tisserant | Foto: Richard Tisserant vor seiner Tapisserie. swb-Bild: Ritter
  • Richard Tisserant
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Diessenhofen. Im Museum Kunst + Wissen Diessenhofen zeigt der Kunstmaler Richard Tisserand seit dem Wochenende seine Hinterglasmalereien und als Novität eine Tapisserie, einen Teppich in drei Bahnen. Am Sonntag war Vernissage. Mehr als hundert Besucher kamen ins Museum.

Stadtpräsident Markus Birk und Stadtrat August Keller, Präsident Kunstverein Diessenhofen, dankten insbesondere Robert Alder als Vorstandsmitglied des Kunstvereins. Er hatte die Idee zur Ausstellung und fragte bei Tisserand an. Die Laudatio hielt Helga Sandl, Kuratorin des Museums. "Es ist eine glanzvolle Ausstellung" lobte sie und erklärte, die Hinterglasmalerei erfordere ein Umdenken, weil der Künstler rückwärts malen müsse.

Tisserand gab seiner Ausstellung den Namen Réflexions. Er steht sowohl für Nachdenken als auch für Spiegelung. "Ich wählte diesen Titel, weil meine Bilder zuerst im Kopf entstehen und weil die Spiegelung im Wasser das Sujet vieler meiner Bilder ist" erklärte er. Die Bilder von Tisserand erinnern auf den ersten Blick an eine Extremvergrösserung eines Computerausdrucks. Pixel, die sich teilweise überlagern, vermitteln das Farbenspiel des Bildmotivs. Sie verbinden sich mit zunehmender Distanz. "Mich interessiert nur die Farbe, das Motiv ist unwichtig. Wenn man zu nahe kommt, wird's kitschig ", sagte er.

Oft verwendet er einen Fotoapparat als Vermittler zwischen Sujet und Bild. "Ich delegiere gerne an eine Maschine. Ein technischer Vorgang ist immer interessant für den Künstler" erklärte er. Tisserand zeigt seine Werke in den Räumen der Dauerausstellung Carl Roesch (1884 – 1979). Er stellt einen Bezug zu diesem grossen Maler her, indem er seine Bilder jeweils direkt neben Roesch-Werke hängt. "Früher wäre das ein Affront gewesen. Heute ist interessant herauszufinden, was im Kopf des Künstlers vorgeht" sagte Tisserand. Er überlässt es dem Betrachter, eine Brücke zwischen den Werken zu erkennen oder eben nicht. Irritierend ist dabei, dass das Tisserand-Bild immer etwas tiefer hängt als das Pendant von Roesch.

Eine Neuheit ist der Teppich in drei Bahnen, den Tisserand erstmals öffentlich zeigt. Es ist seine erste Arbeit auf Stoff. Er fotografierte das Sujet, liess das Projekt in Gedanken reifen, und bearbeitete es dann am Computer. Die digitale Datei sandte er der Weberei Neolice in Frankreich, die den Teppich wob. "Es war für mich ein Experiment, das sich lohnte. Die Farbwirkung ist einzigartig" rühmte er.

Die Ausstellung ist ein starker Auftritt des Künstlers. Er zeige seine Bilder gerne hier, sagte Tisserand und die Lage des Museums sei ideal. Durch die Fenster kann man direkt auf eine Landschaft schauen, die als Motiv für viele seiner Bilder und auch für Bilder von Carl Rösch diente.

Tisserand, der Vagabund

Der Familienname von Tisserand war ursprünglich Weber. Als neuen Namen wählte er die französische Übersetzung für den Beruf des Webers, le Tisserand, und wird heute überall so genannt. Er wuchs mit neun Geschwistern in Eschenz auf. Der Vater war Förster, wie auch sein Bruder Hans. Einen festen Wohnsitz braucht er nicht. Mal ist er in Paris, mal in der Ostschweiz oder dann sonst wo auf der Welt anzutreffen. "Ich bin ein Vagabund", sagte er. Er sucht gerne Orte auf, an denen Künstler wie Carl Roesch oder Monet ihre Werke schufen. Dort sucht er den präzisen Punkt, an welchem ein Bild entstand, zum Beispiel am Rheinufer oder im Fall von Monet in der Normandie. Er lässt die Szenerie auf sich wirken, macht ein Foto und malt dann zu Hause ein neues Bild. "Im Moment habe ich keine Reisepläne" sagte er.

Die Ausstellung Réflexions organisierten der Kunstverein und das Museum gemeinsam. Sie ist jeweils am Samstag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr offen und endet am 1. März 2020. An der Finissage liest der Iraker Usama al Shahmani aus seinem autobiografischen Roman.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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