Lesung im 3G-Modus von Ulrike Blatter kam in Randegg an/ Neue Pläne dank Fördermitteln
"Mörderischer Abgang" als Hoffnungzeichen
Gottmadingen-Randegg. Kürzlich fand in Randegger Bürgersaal ein Krimiabend unter dem Motto „Mörderisch im Abgang“ statt. Ulrike Blatter las einen Krimi vom höchstgelegenen Weinberg Deutschlands, dem Elisabethenberg am Hohentwiel. Außer ein paar Plakaten in Bibliothek und Buchhandlung hatte es keine Werbung gegeben. Trotzdem war die Lesung gut besucht. "Wenn noch mehr Leute gekommen wären, hätten wir sie wegschicken müssen", sind sich die Autorin und Wirtin Brigitte Streck einig. Die damals gültige 3 G-Regel, Einchecken mit QR-Code, Maskenpflicht, Abstand und eine Pause zum Lüften – diese Unbequemlichkeiten nahmen die krimibegeisterten Gäste gern in Kauf, denn es war klar, dass solche Veranstaltungen im Winter wieder seltener werden – oder ganz unmöglich.
„Wir hatten diese Lesung bereits dreimal verschoben und ich bin froh, dass sie jetzt endlich stattfinden konnte“, sagt Ulrike Blatter. „Für mich als Autorin und Soloselbstständige sind solche Veranstaltungen ein wichtiges Standbein. Viele Leser denken ja, dass AutorInnen vom Buchverkauf leben oder bei Lesungen stolze Gagen kassieren. Das stimmt nicht. Viele Kulturschaffende leben am Existenzminimum oder brauchen einen zweiten Brotberuf. Ohne Fördermittel könnten sie nicht überleben.“
Ulrike Blatter kennt diese Situation nur zu gut: Mit mindestens 30 Lesungen und Vorträgen pro Jahr war sie vor Corona ziemlich gut gebucht, aber dieses Standbein brach mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 schon komplett weg. Umso wichtiger waren Fördermittel. So wurde die Lesung in Randegg über den Lesungsfonds des Fördervereins Buch unterstützt.
Ulrike Blatter steht ebenfalls auf der Liste der AutorInnen, deren Lesungen in Schulen Fördermittel erhalten. So konnte sie im ebenfalls im diesem November in Hessen noch insgesamt neun Lesungen zum Thema Rassismus und Netzhetze anbieten, die von über 500 SchülerInnen besucht wurden.
Der größte Erfolg der Gottmadinger Autorin ist aber ein Arbeitsstipendium der Kulturbeauftragten der Bundesregierung im Rahmen der Initiative Neustart Kultur. Ulrike Blatter erhielt für die Arbeit an ihrem Generationenroman zum Thema Missbrauch Fördermittel, so dass sie nun eine Recherchereise planen kann. Der Roman stößt bereits in der Entstehungsphase auf großes Interesse: So wurde er in einer Online-Abstimmung des Zeppelinmuseums Friedrichshafen für eine Werkstattlesung ausgewählt, die hoffentlich nun nicht neuerlichen Corona-Einschränkungen zum Opfer fallen wird.
Überhaupt: Fördermittel, das bedeutet nicht einfach nur „Geld auf dem Konto“. Stipendien schaffen künstlerische Freiräume, sind aber auch mit Auflagen verbunden. So wird zum Beispiel das aktuelle Schreibprojekt begleitet von einer Blog-Reihe zum Thema „vererbte Traumata“. Ulrike Blatter berichtet dort von ihrer Recherche, führt Interviews und lässt sich beim Schreiben virtuell über die Schulter schauen, wie sie in einer Medienmitteilung informierte.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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