Spektakuläre Indoor-Ausgrabung beim Umbau der "Oberen Stube" zum Kulturhaus
Die Stadt vor der Stadt wird Schicht um Schicht freigelegt

Obere Stube | Foto: Indoor-Grabung im Hinterhaus der Oberen Stube wurde am Donnerstag im Rahmen eines Medientermins vorgestellt. swb-Bild: Kantonsarchäologie SH
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Stein am Rhein. Seit Ende April ist ein Team der Kantonsarchäologie Schaffhausen im Hinterhaus der Oberen Stube in Stein am Rhein im Einsatz. Anlass zur Indoor-Ausgrabung gibt der Umbau des ehemaligen Wirtshauses mit seinen Nebengebäuden zu einem Kulturhaus mit Ausstellungsräumen. Schicht für Schicht gewährt der Boden derzeit faszinierende Einblicke in den Alltag vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit.

Während das Wirtshaus zur Oberen Stube als Trinkstube der Kaufleute schon im 15. Jahrhundert erwähnt wird, liegen zu den Hinterhofgebäuden kaum schriftliche Quellen vor. Hier befanden sich die nicht repräsentativen Bauten und Einrichtungen. Sie berichten vom alltäglichen Leben der Bewohner der Oberen Stube. Daher werden vorgängig zu den Bauarbeiten archäologische Ausgrabungen durchgeführt.

Alles ist abgebrannt

Ersten Erkenntnissen zufolge standen im Mittelalter (1300 bis 1500) an der Stelle des Hinterhauses einst zwei Häuser. Sie waren aus Holz und Lehm gebaut und standen auf einem Fundament aus Stein. Von einem der beiden Gebäude wurden bisher zwei Räume ausgegraben. Unterschiedliche Böden – einmal aus Lehm, einmal aus Mörtel – deuten auf verschiedene Arten der Nutzung. Vom abrupten Ende des Hauses durch ein Feuer zeugt eine dicke Schicht aus Holzkohle und verkohlten Brettern.

Wertvoller Abfall

In der restlichen Fläche reihen sich dicht an dicht Gruben, gemauerte Schächte und Becken. Sie dienten der Vorratshaltung oder wurden als Latrinen genutzt und zuletzt mit Abfall verfüllt. Was einst wertlos erschien und entsorgt wurde, ist heute wertvoll. Grosse Mengen an Scherben von Keramik- und Glasgefässen sowie Ofenkacheln geben Einblick in einen längst vergangenen Alltag. Sogar der Unterkiefer eines Hechts sowie ein Lederschuh sind unter den Funden.

Die Grabungen dauern voraussichtlich bis Mitte August 2020. Wegen der Corona-Pandemie können aktuell leider keine öffentlichen Führungen angeboten werden, teilte die Kantonsarchäologin im Rahmen eines Medientermins mit.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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