Teil 2 des WOCHENBLATT-Sommerinterviews mit OB Martin Staab
Bilanz und Zukunftspläne
Radolfzell. Würden die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Staab wählen? - In Teil zwei des Sommerinterviews geht es um einen Rück- und Ausblick.
WOCHENBLATT: Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Projekte, die in Radolfzell seit dem letzten Sommerinterview umgesetzt wurden?
Staab: »Da hätten wir den Punkt Moderner Bildungsstandort mit dem Neubau der Realschule und dem Kinderhaus Böhringen. Eigentlich ist es sehr ungewöhnlich, dass man mehrere solche Großprojekte im Bildungsbereich gleichzeitig umsetzen kann. Das zweite ist kein Bauprojekt, sondern der Punkt Bürgerbeteiligung. Wir hatten noch nie so viele Beteiligungsprojekte wie im vergangenen Jahr. Dazu zählen zum Beispiel die Jugendhütten, der Spielplatz Ekkehardstraße oder der Dorfplatz in Stahringen. Das dritte Großprojekt ist der Punkt Wohnraumversorgung. Wir sind mit der Erschließung der Baugebiete »Im Tal« und »Stürzkreut« fertig. Damit können wir über hundert neue Wohneinheiten realisieren und wir hoffen, dass das zu einer Entspannung des Wohnungsmarkts führen wird.«
WOCHENBLATT: Was sind die drei wichtigsten Punkte, die bis zum nächsten Sommerinterview umgesetzt sein sollen?
Staab: »Wir wollen sowohl in der Kernstadt wie auch in Böhringen und Markelfingen mit den Radabstellanlagen das Fahrradfahren noch attraktiver machen. Wir wollen auch die Heimattage feiern. Ich hoffe auf ein positives Flair wie beim Stadtjubiläum. Das ist ein Mega-Projekt, dessen Finanzierung durch die fulminante Spendenbereitschaft vieler Radolfzeller Unternehmen gesichert ist. Dann wird uns auch noch die Mammut-Aufgabe bevorstehen, den Haushalt in Ordnung zu bringen. Das ist ein ganz schwieriges Thema, aber ich glaube, unser Gemeinderat wird so viel Mut beweisen müssen.«
WOCHENBLATT: Sie sprechen gerade die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat an. Hat sich diese gebessert oder ist die geschlossene Verweigerung der Sitzungsteilnahme seitens der Gemeinderatsmitglieder im Zusammenhang mit Corona vor einigen Wochen als die sprichwörtliche »Watschen« zu verstehen?
Staab: »Wenn man sieht, wie groß die Verunsicherung und die Ängste in der ersten Phase von Corona war, dann habe ich Verständnis für die Ängste. Nicht ganz nachvollziehbar fand ich, warum die Sitzung dann eine Woche später stattfinden konnte. Denn auch da waren die Zahlen noch recht hoch... Der Gesetzgeber wollte, dass die Gremien weiterarbeiten. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat seit der Kommunalwahl viel besser läuft.
Es gibt bei weitem nicht mehr die Töne, die sehr angreifend Richtung Verwaltung waren. Es gibt mehr konstruktive Beiträge und ich habe das Gefühl, dass es nach der Kommunalwahl einen guten Neustart gegeben hat.«
WOCHENBLATT: Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat steht auf der einen Seite, auf der anderen steht die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung. Hier dringen immer wieder Dinge nach außen, die das Bild entstehen lassen können, dass nicht alles rund läuft. Man denke an angehäufte Überstunden und Versetzungen. Wie beurteilen Sie das Arbeitsklima in der Verwaltung?
Staab: »Was einzelne Personalien angeht, darf und möchte ich nichts sagen. Da geht es auch um Persönlichkeitsschutz und ich habe auch nicht verstanden, wie ein solches Thema in die Öffentlichkeit getragen werden konnte. Grundsätzlich ist das Arbeitsklima in der Stadtverwaltung gut. Das hat uns auch ein externes Institut, das eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt hat bestätigt.«
WOCHENBLATT: Glauben Sie, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung würden nächstes Jahr Staab wählen?
Staab: »Das fragen Sie besser die Mitarbeitenden.«
WOCHENBLATT: Wo wollen Sie in einer möglichen zweiten Amtszeit hin mit der Stadt Radolfzell?
Staab: »Natürlich haben wir ganz bewusst einen Stadtentwicklungsplan bis 2030 geschrieben. Da stehen noch viele Aufgaben drinnen, gerade im Bereich Bildung und Schulentwicklung. Auch beim Thema Klimaschutz werden wir noch ganz andere Wege gehen müssen im Umbau der Mobilität. Und wir haben viele Pflichtaufgaben zu erledigen.
Aber ein Teil des Wahlprogramms steht quasi schon fest und wird sozusagen durch den Stadtentwicklungsplan vorgezeichnet.«
WOCHENBLATT: Wenn das Wahlprogramm gewissermaßen schon im STEP zementiert ist, können Sie dann überhaupt noch eigene Akzente setzen oder ist es dann am Ende nicht egal, wer diesen als OB von Radolfzell umsetzt.
Staab: »Die Frage ist: Gibt es überhaupt Entwicklungslinien, die jemand als Einzelperson bestimmen kann oder sollte? Ich glaube, dass es in Zeiten, in denen Bürgerbeteiligung groß geschrieben wird, falsch ist, solche Entwicklungslinien an einer Person festzumachen. Das wäre ein absolutistischer Ansatz. Was mir allerdings tatsächlich persönlich wichtig wäre, ist, dass wir das Thema Grüne Wissensstadt noch bis 2030 verankern können. Das ist auch ein Punkt, der die Stadtentwicklung nochmal zehn bis 15 Jahre weiter denkt. Da geht es um veränderte Wohnformen, veränderte Mobilität, Wohnen und Arbeiten im Quartier. Ich denke, das würde zu Radolfzell passen und ich bin der Meinung, dass das ein markanter Punkt wäre, um die Stadt wirklich noch weiter nach vorne zu bringen.«
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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