Adolf Ott - Retrospektive mit rund 300 Werken eröffnet
Aus Finkenfabrik wurde Kunstausstellung

Ott Finken | Foto: Fritz Franz Vogel, Initiator und Kurator der Ausstellung, zeigt Portraits aus verschiedenen Schaffensperioden von Adolf Ott. Einige davon zeichnete Ott als 14-jähriger. swb-Bild: Ritter
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  • Foto: Fritz Franz Vogel, Initiator und Kurator der Ausstellung, zeigt Portraits aus verschiedenen Schaffensperioden von Adolf Ott. Einige davon zeichnete Ott als 14-jähriger. swb-Bild: Ritter
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Diessenhofen (ri). Fritz Franz Vogel zeigt in seinem Haus an der Steinerstrasse in Diessenhofen Werke von Adolf Ott, Kunstmaler und Architekt (1909 – 1998). Die Ausstellung dauert bis zum 25. Oktober. In der ehemaligen Fabrikhalle präsentiert Vogel rund 300 Objekte. In diesem Raum stellte Hansruedi Dussling bis 1990 kultige Kinderschuhe her, die weltbekannten Tigerfinkli mit dem flauschigen Pompon.

Ott schuf fast ausschliesslich Aquarelle und aquarellierte Tuschzeichnungen (einfarbige Bilder). Viele seiner Werke weisen eine wahrscheinlich einmalige Eigenart auf. Sie enthalten nebst dem Bildmotiv ein Tagebuch. In blasser Farbe sind, zum Beispiel neben einer Blume, persönliche Erlebnisse und Beobachtungen festgehalten. "Beromünster: Vater braucht eine Frau" ist ein Beispiel, das zeigt, dass er während des Malens Radio hörte. Auch wichtige Ereignisse in der Familie sind zu lesen wie "Madeleine hat eine Infektion". Madeleine ist seine Tochter. "Nebst den Texten haben auch die Bildmotive grossen dokumentarischen Wert" ist Vogel überzeugt. Das Mühlenrad auf dem Geisslibach, gezeichnet 1969, und die datierten Stadtansichten, sind spannende Zeitzeugen, welche die Veränderungen der letzten Jahrzehnte zeigen. "Oft entstanden Bilder spontan, zum Beispiel aus dem Auto heraus, während seine Frau einkaufte" erklärt Vogel. Ein Maler-Flachmann war steter Begleiter des Künstlers. Darin war kein Schnaps, Ott war Antialkoholiker, sondern Wasser und in der aufklappbaren Rückseite befanden sich Wasserfarben.

Für jede Woche setzt Vogel einen Schwerpunkt. Aktuell sind es Blumen, gemalt in den 50er Jahren, in der vorigen Woche waren es Aktzeichnungen. Mit dem Austausch von Bildern macht er die Ausstellung auch für wiederholten Besuch spannend. Die Exponate sind nach Motiven geordnet. In einer Gruppe zeigt er wirklichkeitsnahe Stadtansichten und Landschaften, sogenannte Veduten, dann Blumen, Still-Leben, Selbstbildnisse und eine ganze Tafel mit Autos, die sich in enge Strassen drängen. Besonders spannend ist die Wand mit Portraits. Einige davon zeichnete Ott als 14-jähriger. Der Vergleich dieser Bilder aus verschiedenen Schaffensperioden zeigt die Entwicklung seiner Künstlerkarriere.

Künstler, Architekt und Visionär

Ott hatte Visionen. Dank seiner Kompetenz als Architekt blieb es nicht bei Ideen, er hinterliess auch fertig durchdachte Projekte. Er entwarf einen Plan für die Überbauung der Grossparzelle seiner Familie auf der Grieshalde und nannte das Vorhaben "Arche Ott". Vorgesehen war ein Ring aus Reihenhäusern, dazwischen ein grosser Freiraum. Unterirdisch sollten Gemeinschafts-Einrichtungen entstehen wie Disco, Hallenbad, Fitnessräume, Werkstätten und ein Museum. Die Pläne legte er dem Stadtpräsidenten Walter Sommer vor. Dieser lobte das Projekt in einem Brief von 1998 an Ott. "Es ist baurechtlich durchführbar" schrieb er. Kurz darauf starb Ott und diese Vision wurde nie Realität.

Vogel schrieb eine wissenschaftliche Abhandlung über Adolf Ott. Es sind sieben Bücher, total 1330 Seiten, zu einem grossen Teil Zeichnungen und Aquarelle. Band 7 ist ein ewiger Kalender mit einem Bild je Monat. Als Titel der Reihe wählte er "Mit Pinsel und Papier dem Leben hinterher". Von der Erstauflage von 50 x 7 Büchern sind zwanzig Sätze für Familie Ott reserviert. "Es ist ein phantastisches Werk" rühmt Bruno Giuliani. Sein Sohn Roman war einer der ersten Käufer der Bücher.

Die Sammlung sucht eine Bleibe

Besitzerin und Verwalterin des Nachlasses mit mehr als 20'000 Objekten ist Madeleine Ackermann-Ott. Sie ist das einzige Kind von Adolf Ott. Da sie keine Nachkommen hat, würde sie gerne das Gesamtwerk ihres Vaters in kundige Hände weitergeben. Zurzeit ist es in der Obhut von Vogel. "Während der Ausstellung haben Interessenten die Möglichkeit, Bilder weit unter dem Schätzpreis zu kaufen" sagt er, einiges sei schon verkauft.

Vogel ist Kulturhistoriker und Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft Diessenhofen, welche das Patronat für die Ausstellung übernahm. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 14:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Finissage ist am 25. Oktober. "Madeleine Ackermann-Ott wird anwesend sein und man darf sich auf einige Überraschungen freuen." verspricht Vogel.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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