Festakt 24 Jahre Matthias Weckbach
Überraschende Ernennung zum Ehrenbürger
Bodman-Ludwigshafen. "Kann man das auch ohne mich machen?" Diese Frage habe sich Noch-Bürgermeister Matthias Weckbach vor dem Festakt gestellt, der ihm zu Ehren und zum Abschied am Freitag, 23. Juni, im Seeum stattfand. Wirklich wegbleiben konnte und wollte er sicher nicht und so wurde er durch zahlreiche Redner für seine 24-jährige Arbeit gewürdigt.
Bilder des Abends im Seeum:
Gut also, dass Alessandro Ribaudo, zusammen mit Sonja Hildebrand (beide Bürgermeisterstellvertreter), schon bei der Begrüßung betonte, dass dem Abend zeitlich keine Grenzen gesetzt waren: "Das Haus steht so lange zur Verfügung, wie ihr feiern möchtet."
Als Erstes griff dabei Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz "tief in die Kiste der Adjektive": Lächelnd und strahlend kenne man ihn, er sei modern, hartnäckig, offensiv und schlau. Auch den Respekt seiner Kollegen habe er beispielsweise mit immer neuen Ideen, besonders im Bereich Tourismus und Digitalisierung, gewinnen können. Seine obligatorische Verspätung von 15 Minuten, schaffte es sogar zur neuen Zeitmaßeinheit, als "ein Weckbach".
Als "Weckbach, der Gestalter" habe er dann voll losgelegt. Die Gemeinde heute unterscheide sich grundlegend von der vor 24 Jahren. Dabei ging Stolz, der eigentlich "Stockach für die schönste Stadt des Landes" hält, sogar so weit, Bodman-Ludwigshafen als "Perle des Verwaltungsraumes Stockach" zu bezeichnen. Trotz seines hohen Tempos habe er es in der Doppelgemeinde, aber auch in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) geschafft, die Leute mitzunehmen und ein "Konzept einer Zusammenarbeit entwickelt".
Sympathieträger
Umso schwerer sei es gewesen "Weckbach den Fleißigen" zu erreichen, der ständig unterwegs und dabei war, sich zu vernetzen. Für das Interkommunale Gewerbegebiet (IG) Blumhof war das förderlich, denn es zu realisieren sei nur mit sehr vielen Gesprächen möglich gewesen. Auch am Zusammenschluss der nördlichen Bodenseegemeinden zum "Deutschen Bodensee Tourismus" habe er maßgeblich mitgewirkt.
Dem "Sympathieträger der Gemeinde" hatte Rainer Stolz auch ein Geschenk mitgebracht, dass die Bürgermeister der VG Stockach "entwickelt" hätten. Für den musikbegeisterten Weckbach gab es nicht nur einen Zuschuss für eine neue Gitarre, sondern auch eine CD - zwar leer, aber somit Platz für eigene Lieder.
Ein musikalisches Geschenk brachte auch Bürgermeister Johannes Ecke aus der etwas weiter entfernten "Nachbargemeinde" Mügeln in Sachsen mit. Ab jetzt könne der Bürgermeister wieder richtig in die Saiten greifen und wie jedes Musikstück sollte auch dieses mit einem (essbaren) Notenschlüssel beginnen.
Zur Wende hatte sich durch Bodman-Ludwigshafen "Hilfe aus dem Landkreis Konstanz" gefunden, damit sich Mügeln in das noch unbekannte neue System einfinden konnte, berichtete Ecke. Viele Besuche habe es gegeben, wie zur Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags im Jahr 2000. Weitere würden sicher folgen, wenn Matthias Weckbach dann nach seiner Amtszeit mit dem Wohnmobil in Deutschland unterwegs sein wird: Am Freistaat führe schließlich nichts vorbei.
Doppelgemeinde: Doppelte Arbeit, doppelter Dank
Als Vertreter der Vereine traten Florian Hoyer (erster Vorsitzender DLRG Ortsgruppe Bodman) und Robert Auer (Vorstand des Musikvereins Ludwigshafen) auf die Bühne. Weckbach sei es zu verdanken, dass vieles, was weder finanzierbar noch realisierbar schien, umgesetzt wurde. Dabei hätten die zwei Orte zwar oft die doppelte Arbeit bedeutet, nun erwarte ihn dafür allerdings auch der doppelte Dank. Etwa für den Erhalt des Gemeindezentrums gab es von den Vereinen eine "neue Lebensabschnittsgitarre" inklusive Noten für "Die Fischerin vom Bodensee". Außerdem gab es an diesem Abend eine echte Premiere: Sowohl der Musikverein Ludwigshafen, als auch die Musikkapelle Bodman saßen und spielten gemeinsam auf der Bühne.
Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen, Steffen Bretzke, hatte besonderen Anlass zu danken. Dank der hohen Priorität, die Weckbach den Kameraden gab, sei er bekannt als "Kommandant im Landkreis, der alles kriegt". Dabei wurde die Feuerwehr nicht nur modern und zukunftsfähig gemacht, der Bürgermeister habe auch bei den Unwettern 2017 selbst angepackt und die Jugendfeuerwehr auf einzigartige Weise nachhaltig gefördert. Zum Dank wurde er am Freitagabend zum Ehrenmitglied der Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen ernannt.
Auch die Kernverwaltung der Gemeinde am Seeend waren voll des Lobes für ihren Chef. Weckbachs Rede bei der Kandidatenvorstellung sei zwar "eine der schlechtesten Reden" gewesen, die der Hauptamtsleiter und Dienstältesterder Kernverwaltung Stefan Burger jemals erlebt habe. Doch nach seinem Dienstantritt habe er gezeigt, "dass er Visionen für die Gemeinde hat" und diese vorangebracht.
Er wurde als verlässlicher, menschlicher und inspirierender Vorgesetzter beschrieben, mit einem offenen Ohr für seine Mitarbeitenden, als "sehr rechtssicher, pragmatisch", mit entsprechend großem Wissen. Für seine anstehende Reise wurde er bestens ausgestattet: Mit einem Trolley, einem Reiseführer, einer großen Dankeskarte, Urlaubsgeld und einer Karte seiner individuellen Reiseziele, die in letzter Zeit "unauffällig" in Erfahrung gebracht wurden.
Strahlkraft
Als Alessandro Ribaudo wieder hinter das Mikrofon trat, gab es zunächst ein paar Zahlen: 30 Prozent Bevölkerungszuwachs und Investitionen von rund 62 Millionen Euro habe es gegeben. Stets das Wohl der Gemeinde im Blick hatte er Dinge wie den Veranstaltungspark rund um das Seeum, den Ausbau der Kinderbetreuung, die Nahversorgung, Mobilitätskonzepte, Hochwasserschutzmaßnahmen und vieles mehr umgesetzt. Dabei habe es Matthias Weckbach auch in schwierigen Zeiten geschafft, das Vertrauen der Bürger zu bewahren. Damit sei man zum "Vorbild für andere Kommunen geworden, besonders bei der Digitalisierung", betonte Ribaudo.
Um diese Leistungen gebührend zu würdigen, wurde für die Doppelgemeinde ein goldenes Buch besorgt, der erste Eintrag darin war für Weckbach vorbehalten. Erst im Anschluss werde geklärt, wer sich dort künftig verewigen dürfe. Um das noch zu toppen, folgte der Höhepunkt des Abends: Matthias Weckbach wurde die Ehrenbürger-Würde verliehen. Diese höchste Auszeichnung einer Gemeinde zu ermöglichen, ohne dass deren Chef etwas erfährt, ist schwierig - in diesem Falle jedoch sichtbar geglückt.
Höchst gerührt stand der frische Ehrenbürger auf der Bühne, beeindruckt, dass angesichts dieser Überraschung alle dichtgehalten hatten. So auf der Bühne zu stehen sei schon ein komisches Gefühl, gestand er dann gleich zu Beginn. Weckbach erinnerte sich an seine Anfänge, wie er von der Gemeinde und den Mitarbeitenden der Stadtveraltung sofort aufgenommen worden sei. Sich zu verabschieden, falle da sehr schwer.
Er bedankte sich für diese Zeit, für das "immer tolle Miteinander" mit den Gemeinderäten und Kollegen beider Landkreise - trotz all seiner Ideen, für die er auch komische Blicke geerntet habe. Eine davon würde noch ausstehen: Der selbst fahrende BoLu-Train. "Wenn ich noch acht Jahre hätte, wäre er da", ist er überzeugt. "50 Prozent der Zuschüsse hätte ich schon!"
Zeit für die Familie
Und doch sei es Zeit, seiner Frau und seinen Kindern mehr Raum zu geben, nachdem er quasi 24 Jahre nicht in deren Leben war, gibt er zu. Insbesondere die große Rolle seiner Frau Elke Weckbach als tatkräftige Unterstützung und sein "Korrektiv", wie er selbst sagte, wurde auch von manchem Vorredner hervorgehoben. Beide waren sichtlich gerührt und freuten sich auf den gemeinsamen kleinen Urlaub, ein Geschenk zum Beginn von mehr gemeinsamer Zeit.
Der offizielle Teil des Abends endete dann durch Matthias Weckbach mit einer humorvollen Note. Auch in Sitzungen der Sparkasse sei er teils "ein Weckbach" (15 Minuten) zu spät gewesen. Rainer Stolz wiederum kam während all der gemeinsamen Zeit dort einmal etwa sieben Minuten zu spät. Daraus folgte: Zwei Stolz entsprechen einem Weckbach. Eine Gleichung, die mit Weckbachs Nachfolger Christoph Stolz heute beinahe prophetisch anmutet.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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