100 Tage Christoph Stolz in Bodman-Ludwigshafen
Nicht nur Bürgermeister, sondern auch Praktikant

Seinen ersten Arbeitstag am Schreibtisch im Rathaus hat Christoph Stolz selbst mit einem Selfie festgehalten. | Foto: Christoph Stolz
  • Seinen ersten Arbeitstag am Schreibtisch im Rathaus hat Christoph Stolz selbst mit einem Selfie festgehalten.
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Bodman-Ludwigshafen. "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne", der allzu oft dann auch schnell wieder verflogen ist. Im Falle von Bürgermeister Christoph Stolz, der seit seinem Amtsantritt am 1. Juli bald 100 Tage als Kopf der Gemeindeverwaltung tätig ist, scheint dieser Zauber nachhaltig zu wirken. Über diese Zeit und worauf er bei seinem Wirken als Bürgermeister maßgeblich Wert legt, hat sich das WOCHENBLATT anlässlich dieses kleinen Jubiläums mit ihm unterhalten.

Den ersten Tag beschreibt er dabei als "vergleichsweise entspannt", denn seine ersten Amtshandlungen waren die Eröffnung und der Bieranstich beim Hafenfest in Ludwigshafen. Weil er sich hier auf die Mitarbeitenden der Verwaltung verlassen konnte und alles gut vorbereitet war, sei das ein "sehr, sehr leichter Einstieg" gewesen.

Darüber hinaus waren die Tage bislang voller Abwechslung. Die Vielzahl an Themen sei ihm vorher schon bewusst gewesen und durch seine Vorerfahrungen aus der Gemeinde Deizisau kenne er vieles bereits. Nun im Amt spüre er den Takt und die Menge an Aufgaben im ganzen Umfang. Dabei fühlt er sich in Bodman-Ludwigshafen von allen Seiten gut aufgenommen. Während seines Studiums arbeitete er einige Monate dort im Rathaus mit an einem Projekt und als Sohn des noch amtierenden Stockacher Bürgermeisters Rainer Stolz verbrachte er auch vorher viel Zeit in der Umgebung. Wieder in der Region zu sein, erlebe er so, als wäre er wieder in seiner Heimat angekommen. Seinen Fokus hier auf eine Sache richten zu können, "fühlt sich sehr gut und sehr richtig an".

Voller Kalender für einen motivierten Gemeinderat

Verschiedene Projekte konnte Christoph Stolz dabei schon anstoßen: Einen Neubürgerempfang habe er zum Beispiel eingeführt und Förderungen für den schnelleren Ausbau von Glasfaser-Internet beantragt. Seit dem 1. September sei zudem das Bauamt voll besetzt. Sich wirklich einzuarbeiten, dauere aber vermutlich noch weitere 100 Tage. Dass der junge Bürgermeister einige Themen bei sich auf dem Schreibtisch liegen haben dürfte, zeigen auch die vielen Sitzungen des Gemeinderats. Laut Stolz gab es in Bodman-Ludwigshafen im Juli noch zwei Sitzungen und auch im September habe es jede Woche eine gegeben, "ich hoffe, der Gemeinderat wird mir nicht überdrüssig".

Ursprünglich waren für September zwei Treffen vorgesehen, doch vor dem Sommer wurde klar, dass es einen weiteren Termin brauche. Mit der strategischen Leitlinie für die Gemeinde und der Vorstellung des Projekts "Zukunftsquelle" durch die Bodensee-Wasserversorgung standen zwei große Themen an, die sonst den Rahmen gesprengt hätten. Das große Interesse der BürgerInnen bestätigte das: Rund 20 Personen seien vor Ort dabei gewesen, einige weitere zudem digital.

Die strategische Leitlinie für die Gemeinde will Christoph Stolz in den nächsten Monaten gemeinsam mit den BürgerInnen entwickeln. Ihm sei es wichtig, nicht nur über Posts in den sozialen Medien öffentlich zu arbeiten, sondern selbst vor Ort und ansprechbar zu sein.
Um seine Mitarbeitenden kennenzulernen, nehme er sich mit jeder und jedem die Zeit zu einem halbstündigen "walk and talk"-Spaziergang. Auch die "Außenstellen", vom Bauamt bis zur Schule, werde er sich ansehen und sei dazu aktuell auf Praktikumstour. Darüber hinaus will er bei "rent a Bürgermeister" einen halben bis ganzen Tag in Betrieben und Vereinen mithelfen. "Ich lerne Menschen viel lieber beim Arbeiten kennen", erklärt Stolz. Das schaffe eine gute Vertrauensbasis, sei weniger förmlich und ermögliche ihm einen Blick für die Bürger und deren Anliegen zu bekommen. Gemeldet hätten sich dabei jetzt schon mehr Interessenten, als er in diesem Jahr neben seinen anderen Verpflichtungen schaffen könne.

Hineinwachsen in das Amt

Herausforderungen, gebe es bei seiner Arbeit viele. Eine, die sich für ihn "negativ anfühlt", sei die Begegnung mit Personen, die zur Politik oder der Gemeinde negativ eingestellt sind. Wenn diese enttäuscht wurden, sei es nicht einfach, wieder Vertrauen aufzubauen: "Ich versuche, das nicht persönlich zu nehmen."

Sein Vorgänger Matthias Weckbach habe durchaus "große Fußstapfen" hinterlassen. Von ihm begonnene Projekte, wie zum Beispiel die Marienschlucht, führt er aktuell fort. Die Leute würden verstehen, dass "24 Jahre Weckbach nicht in einem 30-jährigen Christoph Stolz" stecken können. Auch wenn der Beruf mit langen Arbeitszeiten und Stress verbunden ist, gehe er das Amt und dessen Anforderungen mit Offenheit und Freude an: "Das spüren die Menschen."

Neben handfesten Vorhaben gebe es drei Dinge, die seinen Stil prägen sollen. Er möchte die Identitäten der beiden Orte Bodman und Ludwigshafen bewahren, sie jedoch auch zur "Zwillingsgemeinde" weiter zusammenwachsen lassen. Auch weiterer Fortschritt im Bereich Digitalisierung sei ihm wichtig. Dabei sei eine nachhaltige Gemeindeentwicklung die Basis, damit das auch langfristig funktionieren kann. Die Zwillingsgemeinde, Digitalisierung und Nachhaltigkeit will er langfristig in seinem Handeln als Bürgermeister voranbringen.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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