Jubiläumsempfang
50 Jahre eine Gemeinde - da gehören auch "Spitzen" dazu

Die im Gemeinderat wohl am heißesten diskutierte Entscheidung betraf den Namen des Schiffs, das heute als "Großherzog Ludwig" auf dem See unterwegs ist. Unter anderem davon berichteten beim Jubiläumsempfang (von links): Christoph Stolz, Wilderich Graf Bodman und Matthias Weckbach. | Foto: Anja Kurz
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  • Die im Gemeinderat wohl am heißesten diskutierte Entscheidung betraf den Namen des Schiffs, das heute als "Großherzog Ludwig" auf dem See unterwegs ist. Unter anderem davon berichteten beim Jubiläumsempfang (von links): Christoph Stolz, Wilderich Graf Bodman und Matthias Weckbach.
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Bodman-Ludwigshafen. Vor 50 Jahren wurde aus den eigenständigen Gemeinden Bodman und Ludwigshafen eine Gemeinde. Das soll im Jahr 2025 gefeiert werden, den Auftakt dazu machte der Jubiläumsempfang am Sonntag, 12. Januar, im Seeum. Dort ging es auch auf Spurensuche: Wie wird aus zwei Orten eins? Und was hält die Zukunft für die Doppelgemeinde bereit? Bürgermeister Christoph Stolz lud die Gäste im proppenvollen Seeum zu einer Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gemeinde ein.

Als ein Fachmann für die bisherige Entwicklung sprach Wilderich Graf Bodman. "Ja, es ist eine Erfolgsgeschichte", ist für ihn klar. Schon zwei Jahre vor Inkrafttreten der Gemeindereform sei bei der Kreisreform das Ziel formuliert worden, dass Bodman und Ludwigshafen zusammenkommen sollen. "Aber man hat es nicht richtig ernst genommen", erzählte er. "Ludwigshafen war für Bodman wie ein anderer Planet." Als es dann ernst wurde, gab es mit Stockach, Radolfzell und Wahlwies verschiedene Optionen. Doch aus allen wurde nichts, meinte Graf Bodman: "Bodman stand nun da und es blieb nur Ludwigshafen." Zum 1. Januar 1975 dann geschah die Fusion.
Die äußerst kurzweilige und humorvolle Exkursion von Graf Bodman wurde von den Gästen mit eifrigem Beifall bedacht - was in dieser Form bei historischen Vorträgen durchaus als selten zu bezeichnen ist.

Wilderich Graf Bodman | Foto: Anja Kurz
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Schwierige und einfach Einigungen

Ähnlich unterhaltsam ging es dann mit dem ehemaligen Bürgermeister Matthias Weckbach weiter, der als Ludwigshafener und Ex-Schultes seine Anekdoten zur Gemeindereform hinzugab. So berichtete er von Othmar Martin, einem "Bodmaner Urgestein", der an Silvester 1974 bei einem Spaziergang mit seinen Kindern durch den Ort erklärte, Bodman werde mit Neujahr aufhören zu existieren. Tochter Christina staunte am Folgetag, fand sie doch den Ort vollständig und wohlbehalten vor. Weckbach bestätigte wie Graf Bodman zuvor die gute Zusammenarbeit des Gemeinderates. Mit einer, hochemotional diskutierten Ausnahme: Der Name des Schiffs, das heute als "Großherzog Ludwig" auf dem See unterwegs ist. Entscheidend sei dabei letztlich die Reihenfolge der Abstimmung gewesen. Einfacher war die Frage, welcher der beiden Orte seine Hauptstraße behalten dürfe: "Bodman war sich schnell einig, da sich die Ferienwohnungen mit dem Straßennamen 'Kaiserpfalzstraße' besser vermarkten ließen."
"Es gab immer gewissen Spitzen und Spannungen", bilanzierte Matthias Weckbach. "Die sind aber auch die Würze."

Pünktlich zum Auftakt des Jubiläumsjahres konnte am Sonntag von Sandra Domogalla und Vanessa Stemmer, beide vom Amt für Tourismus, Kultur und Marketing in Bodman-Ludwigshafen, die Umsetzung der "zeigmal. App" für die Gemeinde vorgestellt werden. Entwickelt wurde die App von einem Konstanzer Start-up. Es handelt sich dabei um einen kostenlos herunterladbaren, digitalen Reiseführer, mit dem man anhand von bereitgestellten Routen oder auf eigene Faust Sehenswürdigkeiten entdecken kann. Als Besonderheiten kommen noch Audiobeiträge mit historischen Anekdoten und historische Fotos hinzu, die über Augmented Reality einen Eindruck vermitteln, wie die Gemeinde früher ausgesehen hat.

Mehr Details zur zeigmal. App am Beispiel Radolfzell:

Die Zeller Stadtgeschichte ganz neu entdecken

Eine Idee, wie sich die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen in Zukunft weiterentwickeln möchte, gibt es mit dem im Laufe des vergangenen Jahres entwickelten Leitbild. Sechs Ziele wurden dort entwickelt, nun geht es für Bürgermeister Christoph Stolz darum, konkrete Maßnahme zu planen. "Da können wir nicht jeden Wunsch wahrmachen", unterstrich er, bei der Erarbeitung zusammen mit dem Gemeinderat habe sich ein Grundsatz hervorgetan: "Weg von Positionen, hin zu Interessen". Letzteres lasse sich häufig einfacher miteinander vereinbaren. Dieser Haltung mehr zu folgen und so über Parteigrenzen hinweg Kompromisse zu erzielen, war dabei auch Stolz' Appell an die zahlreich anwesenden Abgeordneten aus Land- und Bundestag.

Langer Weg zur Breitband-Förderung

Ein Vorhaben beim Leitbild-Ziel "Wirtschaft und Nahversorgung" ist laut dem Bürgermeister, bis 2029 in 95 Prozent der Haushalte einen Glasfaser-Anschluss zu erreichen. Das wird die Gemeinde insgesamt beinahe 15 Millionen Euro kosten, 50 Prozent vom Bund und 40 Prozent vom Land gefördert werden, wie er nach einer kürzlichen Zusage am Empfang verkünden konnte. Übrig bleibt demnach ein Eigenanteil von 1,5 Millionen Euro. Als eines der ersten Dinge seiner Amtszeit habe er diese Förderungen in die Wege geleitet. "Das hat zu lange gedauert", kritisiert Stolz daher.

Bürgermeister Christoph Stolz | Foto: Anja Kurz
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Wenn etwas die Gemeinde ausmache, dann "die Bereitschaft und Lust, sich in dieser Gemeinschaft aktiv einzubringen", meinte der Bürgermeister. Er rief die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich diesen Geist zu behalten. "Sprechen Sie mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten und nicht über sie", lautet außerdem sein Wunsch. "Nicht im Krieg, sondern im Frieden wird Neues geschaffen. Und dieser Frieden beginnt immer mit dem Gespräch, mit dem Austausch zwischen Menschen."

Intermezzi zwischen den Reden kamen von der Musikkapelle Bodman und dem Musikverein Ludwigshafen. Besonders hervorstach das Stück "Wir", das vom Dirigenten des MV, Rainer Ehmann, selbst geschrieben wurde. Auf geniale Weise war "Wir" dabei als musikalischer Spiegel der vorangegangenen Worte zu verstehen, da es sich in drei Sätzen zunächst Bodman, dann Ludwigshafen und letztlich beidem als eine Gemeinde widmete. Einmal war es bereits in Bodman gespielt worden, für Bürgermeister Stolz stand fest: Das durfte nicht wie angekündigt das einzige Mal gewesen sein. Und auch bei zwei Auftritten dürfe es nicht bleiben: Beide waren in Bodman, Ludwigshafen müsse auch bedacht werden.
Nicht zuletzt die Weltpremiere des ersten öffentlichen Auftritts von Musikkapelle Bodman und Musikverein Ludwigshafen machte an diesem Tag deutlich, was Stolz zum Ende seiner Ansprache betonte: "Hier hat sich gefunden, was zusammengehört. Wir sind 50 Jahre eins."

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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