Tengener Bürgermeister wird nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren
Marian Schreier: Vom Randen zu neuen Ufern

Marian Schreier Abschied | Foto: Marian Schreier wird nicht erneut für den Bürgermeisterposten in Tengen kandidieren.
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Tengen. Er brachte frischen Wind in den Hegau, machte die Kombination Anzug und Sneakers salonfähig und beeindruckte mit einem überragenden Ergebnis bei der Bürgermeisterwahl 2015 in Tengen, als über 70 Prozent der WählerInnen den damals erst 25-jährigen Marian Schreier zum Nachfolger von Helmut Groß und zum jüngsten Bürgermeister Deutschlands kürten. Nun kündigte der 31-Jährige an, dass er nicht für eine weitere Amtszeit in Tengen kandidieren werde.

»Ich habe meine gesetzten Ziele erreicht und möchte neue Herausforderungen angehen«, erklärte er. Wie diese neuen Herausforderungen genau aussehen, ließ Schreier offen – vielleicht in Richtung Digitalisierung, Klimawandel oder Zukunft der Städte. Aber eines sei sicher: Er werde nicht als Tübinger OB-Kandidat gegen Boris Palmer antreten. »Aktuell ist keine Kandidatur als OB geplant«, widersprach er etwaigen Spekulationen.

Dass der ambitionierte Jungpolitiker zu »Höherem berufen« sei, war bald klar, erklärte Michael Grambau, stellvertretender Bürgermeister in Tengen. Dennoch sei der Gemeinderat überrascht gewesen, dass Schreier schon so früh seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit bekannt gab, die Bürgermeisterwahl ist auf Frühjahr 2023 datiert. Dies sei »guter Brauch«, erklärte Schreier, dass der Amtsinhaber rechtzeitig Klarheit über die eigenen Pläne schaffe.
Die Frage einer erneuten Kandidatur war schon bei seiner Bewerbung um das Amt des Oberbürgermeisters in Stuttgart im vergangenen Jahr Thema im Hegau. Im Wahlkampf in seiner Heimatstadt bewies er eindrucksvoll: »Der Junge kann das«, wie sein Slogan damals lautete. Nach einem harten Wahlkampf unterlag er aber knapp im zweiten Wahlgang dem CDU-Kandidaten Frank Nopper.

Damals wie heute gilt, so Schreier, »dass ich 2015 mit dem Ziel angetreten bin, die Handlungsfähigkeit der Stadt Tengen zu sichern und auszubauen.« Das zentrale Thema »kommunale Selbstverwaltung als Werkzeug für die Gestaltung von Heimat« war Antrieb für den SPD-Politiker, gerade im Spannungsfeld zwischen wachsenden Aufgaben und enger werdendem finanziellen Spielraum der Stadt.
Schreiers Fazit: »Das ist uns gemeinsam gelungen.« Als Beispiele dafür führte er die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommune auf, die Sicherung der ärztlichen Versorgung durch das genossenschaftlich finanzierte Ärztehaus, den Ausbau der erneuerbaren Energien durch den ersten Windpark im Landkreis Konstanz sowie die fortschreitende Digitalisierung.

Mehr als die Erstellung eines Leitbildes und infrastrukturelle Projekte sei die Haltung, die sich in der Bürgerschaft entwickelt habe – ganz nach Schreiers Vision, neu zu denken und danach zu handeln.
Als »Veränderungszuversicht« betitelte dies der Bürgermeister und meint die Überzeugung, dass sich Dinge verändern lassen. »Die Gewissheit, dass sich Veränderung lohnt, auch wenn der Ausgang offen ist. Und die Zuversicht, die entsteht, wenn man sich gemeinsam etwas vornimmt und handelt.«

Was nimmt er mit aus fast sieben Jahren als Tengener Schultes? Mehr als den Führerschein, den er am Anfang seiner Amtszeit machte, da die Entfernungen am Randen mit dem Fahrrad doch zu zeitaufwändig sind. Mehr als die obligatorischen Gummistiefel im Auto, die für Termine auf dem Land unerlässlich sind. Nein, es ist eben diese Haltung, die »eine Gemeinschaftsleistung von Gemeinderat, Verwaltung und allen voran der Bürgerschaft ist«, schließt Marian Schreier und hofft, dass dieses ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl in Tengen bleibt.
Denn eines ist für ihn gewiss: Eine Stadt ist nie fertig. Es brauche immer Mut und Offenheit für Veränderungen und Entwicklungen und dazu den kritischen Blick, Bestehendes zu hinterfragen und zu erneuern. Diese Überzeugung spiegelt auch seine Agenda 2022 wider, auf der die weitere Nutzung von Schloss Blumenfeld ebenso steht wie das geplante KoDorf als neue Wohn- und Lebensform. Vielleicht ein Fingerzeig für Schreiers weiteren Weg, der natürlich in Richtung Innovation, Kreativität und neues Denken führen wird.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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