Inklusion und Integration im Schulalltag
„Das ist Sichtbarkeit für uns: Toleranz, Vielfalt, Bunt Sein“
Erfahrungen vom Kindes- bis ins junge Erwachsenenalter können sich ein Leben lang einprägen. Das gilt auch für die Gefühle und Erinnerungen, die damit verbunden sind. In diesem Bewusstsein legen die Lehrerinnen und Lehrer am BSZ Stockach viel Wert auf Toleranz und Offenheit.
Ein Projekt, das besonders in diesem Schuljahr im Zeichen dieser Werte steht, ist „SchulArt“. Das ist ein Kunstprojekt mit drei Stufen: Der Auftakt ist die Vernissage eines Künstlers oder einer Künstlergruppe. Die ab dann aushängenden Werke greifen die SchülerInnen im Deutschunterricht auf und verarbeiten ihre Eindrücke in einem kreativen Text oder eigenen Bildern. Im dritten Schritt lassen sich am Ende des Schuljahres die AbiturientInnen wiederum davon inspirieren und gestalten eine kreative Finissage an der Schule.
SchulArt gibt SchülerInnen die Möglichkeit, sich kreativ ausleben zu können, denn Kunst als Fach ist an beruflichen Schulen nicht vorgesehen, so Ilknur Braun, die das Projekt in diesem Schuljahr betreut. Zum ersten Mal in diesem Jahr handelt es sich bei dem Künstlerkollektiv, das für den kreativen Anstoß bei SchulArt sorgt, um inklusive KünstlerInnen aus der Kreativwerkstatt Rosenharz in Bodnegg. Bei der Vernissage stellten die fünf KünstlerInnen zusammen mit den drei KunsttherapeutInnen ihre Werke zum Thema „Die Welt ist bunt“ vor. „Das war ein sehr fruchtbarer Austausch“, erinnert sich Braun. „So viele Künstler und eine Kooperation mit einer inklusiven Einrichtung hatten wir so in dieser Form noch nicht.“
Die Inklusion im Schulalltag des BSZ umfasst etwa das Angebot einer inklusiven Berufsausbildung für Fachpraktikerberufe. Auch mit der benachbarten Goldäckerschule, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, gibt es eine Kooperation. Ab Klasse 9 finden für deren SchülerInnen die Fächer Werken und Kochen im BSZ statt. „Dann in der 10. Klasse sind sie eigentlich komplett bei uns“, erzählt die Schulleiterin des BSZ Saskia Metzler. „Für Deutsch und Mathe kommt die Klassenlehrerin, die sie davor hatten, hierher an die Schule und macht ihnen so den Umstieg leichter.“ Personen mit Förderbedarf gebe es auch in den Regelklassen. Deren Betreuung übernimmt Ilknur Braun als Inklusionsbeauftragte.
Vielfalt ist eine Bereicherung
Ein offener Umgang wird am BSZ auch in anderen Bereichen gepflegt, fährt Saskia Metzler fort, etwa bei psychischen Erkrankungen. SchülerInnen, die hier Unterstützung möchten, können sich beispielsweise an die Schulsozialarbeit oder BeratungslehrerInnen wenden. Das sei wichtig, gerade wo psychische Erkrankungen aktuell stark zunehmen: „Das ist bestimmt fünf bis sechsmal so hoch, als vor Corona zum Beispiel.“ Kulturelle Herkunft, Geschlecht, Sexualität, Persönlichkeit: All das ist im Inklusionsverständnis der Schule inbegriffen, so Metzler. „Wir versuchen, die komplette Integration und Inklusion in unseren Schulalltag einzubinden. Und wir sehen das als Bereicherung für uns alle.“ Dass SchülerInnen mit einem nichteindeutigen Geschlecht (transgender/nicht-binär) die Behindertentoilette nutzen müssen, „ist etwas, was ich auf gar keinen Fall möchte, das ist ganz klare Ausgrenzung.“
Dass das am BSZ möglich ist, liegt laut Ilknur Braun auch an der kleinen Schulgemeinschaft. „Man ist hier sehr sichtbar und das finden wir auch sehr positiv“, ergänzt Saskia Metzler. Schon durch das kleine und offene Schulgebäude hätten Lehrkräfte und SchülerInnen viel Kontakt. Auch in den Unterricht sollen sie ihre persönliche Leidenschaft miteinbringen können. Sich in dieser Form ausleben zu können, empfindet Metzler als grundlegend für ein erfülltes Leben. „Wenn man immer nur etwas verstecken muss, dann wird man nicht glücklich auf Dauer.“ Mache man wiederum positive Erfahrungen, traue man sich eher eine ungewöhnliche Idee in den Raum zu werfen. „Ich glaube, anders kommen wir heute nicht mehr durch“, ergänzt Metzler. „Klassische Dinge kann einem KI abnehmen. Aber Persönlichkeit, eigene Interessen, die kann die KI nicht simulieren und das ist was Menschen nachher brauchen.“
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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