Nachhaltigkeit als Leitperspektive
„Das ist mehr, als nur Mülltrennung neu zu machen“

Nachhaltigkeit – Das wird oft mit Grün, Umwelt und Naturschutz assoziiert. Und es ist ja auch ein Teil des Ganzen. | Foto: BSZ Stockach
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  • Nachhaltigkeit – Das wird oft mit Grün, Umwelt und Naturschutz assoziiert. Und es ist ja auch ein Teil des Ganzen.
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Nachhaltigkeit: Das ist Umweltschutz, reparieren statt neu kaufen und mit dem Bus statt dem Auto zu fahren. Aber es bedeutet noch viel mehr. Das zeigt auch das BSZ in Stockach.
Seit April 2023 ist das Zentrum offiziell eine BNE-Schule, also eine Schule, die ihren SchülerInnen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bietet. Innerhalb des entsprechenden Schulnetzwerks in Baden-Württemberg ist das BSZ zudem eine der ersten beruflichen Schulen. Orientierung im Schulalltag und bei konkreten Projekten geben dabei die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (kurz SDGs für „sustainable development goals“). Auf diese Ziele in den Bereichen Soziales, Wirtschaft und Umwelt haben sich die meisten Staaten der Welt verständigt.

Raum für eigene Ideen

„Es geht dann auch um Gleichberechtigung, um Vielfalt, es geht um Gesundheit, darum, in Netzwerken zusammenzuarbeiten“, betont der stellvertretende Schulleiter und Abteilungsleiter der Berufsschule Matthias Schalk. „Bildung für nachhaltige Entwicklung ist mehr, als nur Mülltrennung neu zu machen.“ Schon vor der Zertifizierung als BNE-Schule habe sich das BSZ an diesen Zielen orientiert, erzählt er. Doch auch seither wurde viel Neues in die Tat umgesetzt. Für die 11. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums gibt es etwa den „FreiDay“ mit vier Stunden pro Woche – ohne Lehrplan, ohne Noten. Dort können die SchülerInnen entlang der SDGs in Teams eigene Ideen für die Schule entwickeln. Beispielsweise wurde im vergangenen Jahr das Schulfoyer umgestaltet, mit dem Ziel, dass sich die SchülerInnen dort wohler fühlen sollen. Ebenfalls durch eine Projektgruppe des „FreiDay“ umgesetzt wurden die zwei Suppentage am Dienstag und Donnerstag. Ausgegeben werden die Suppen in Mehrweggläsern, bezahlt wird über eine Vertrauenskasse. „Für uns ist das der erste Schritt, was gesunde Ernährung angeht. Dabei wird es nicht bleiben. Für das Frühjahr und den Sommer haben wir schon wieder ein paar andere Ideen“, erzählt Schalk.

Auch für den Karrieretag hat sich das BSZ mehr Nachhaltigkeit vorgenommen. Die Veranstaltung wurde in diesem Jahr zum ersten Mal als „Green Event BW“ zertifiziert. Betroffen sind viele Bereiche des Karrieretags, berichtet Schalk: „Angefangen von Catering oder Geschirr, bis hin dazu, wie wir mit dem Stromverbrauch oder der CO₂-Kompensation umgehen.“ Als Beispiel soll für das Catering, wie schon im vergangenen Jahr, Mehrweggeschirr verwendet werden. „Es geht dann auch darüber hinaus“, fährt Matthias Schalk fort, „dass wir die Ausstellerinnen und Aussteller, darauf aufmerksam machen, welchen Beitrag sie letztendlich leisten können.“ Dabei geht es um Bereiche wie Mülltrennung und -vermeidung oder den Umgang mit Werbegeschenken. Das geschieht in Eigenverantwortung durch die Unternehmen. Und auch der vom BSZ gebotene Rahmen basiert auf einer Selbstverpflichtung. „So ticken wir hier am Ende auch“, findet Matthias Schalk, „wir verpflichten uns selbst, weil wir davon überzeugt sind und haben dann natürlich auch eine Vorbildfunktion.“

Ein Einblick in verschiedene Berufe

Eine Neuerung beim diesjährigen Karrieretag wird der „Action Walk“ sein. Die Idee dahinter: „Wie schaffen wir es, einzelne Berufe auf so einer Messe erlebbar zu machen?“ Mitmachen werden acht Betriebe mit zehn Stationen, bei denen man laut Schalk „den einen oder anderen Beruf bei uns hier im Haus ausprobieren kann.“ Für die Teilnehmenden gibt es ein Zertifikat, das einer Bewerbung beigelegt werden kann. Erste Ideen für die Stationen beinhalten etwa einen Parcour mit einem ferngesteuerten Gabelstapler oder sich im Elektronikbereich beim Löten ausprobieren zu können.

Das vielseitige Engagement als BNE-Schule kommt bei den SchülerInnen gut an. Der Eindruck von Matthias Schalk ist, „dass sie gut finden, dass das für uns so wichtig ist und dass sie sich einbringen können.“ Gerade durch eine Veranstaltung wie den Karrieretag oder Aktionen, wie die Suppentage, wird das für die SchülerInnen greifbar: „Es wird auch tatsächlich umgesetzt. Sie haben hier eine Möglichkeit, was zu verändern.“ Diese Selbstwirksamkeit zu erfahren und zu lernen, was sie im Zusammenschluss mit Anderen erreichen können, empfindet der stellvertretende Schulleiter als wichtig. „Bei aller Veränderung, die auf uns einprasselt, ist das eine wichtige Fähigkeit“, erklärt er. Denn so lernen die SchülerInnen, wie viel sie selbst bewegen können. „Das ist am Ende auch unsere Aufgabe als Schule, ihnen Möglichkeiten zu geben, solche Erfahrungen zu machen.“

Deshalb geht BNE für Matthias Schalk über einzelne Maßnahmen hinaus, sei vielmehr eine Frage der Haltung als Schule: „Es ist eine Leitidee, eine Leitperspektive, wie wir als Schule 2030 sein wollen, um unsere Schülerinnen und Schüler zukunftsfähig zu machen.“ Dadurch könne auch die Schule Neues ausprobieren: „So wie den FreiDay. Das ist für uns als Schule natürlich schon ein komplett neues Feld. Wir geben nichts vor, wissen nicht, was am Ende dabei rauskommt.“ Doch das schaffe Freiraum, den er für die SchülerInnen als sehr wichtig empfindet. Aber auch für das Berufsschulzentrum selbst ist BNE ein Türöffner in einer von vielen und schnellen Veränderungen geprägten Zeit.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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