Stockacher Gemeinderat verabschiedet Resolution
"Wir tun mit dem Krankenhaus unsere Pflicht - tun sie es auch!"
Stockach. Am Mittwochabend hat der Stockacher Gemeinderat einstimmig eine Resolution zum Krankenhaus an die Politik in Stuttgart und Berlin adressiert. Damit ist angesichts der neuerlichen Schwenks der Gesundheitspolitik die große Sorge um die Zukunft der lokalen Gesundheitsversorgung zum Ausdruck gebracht worden. Das Stockacher Krankenhaus wird auch von den Gemeinderäten als wichtiges regionales Angebot und auch als Standortfaktor für die Verwaltungsgemeinschaft gesehen.
"Schon heute steht vielen Krankenhäusern finanziell das Wasser bis zum Hals. Auch die Krankenhaus Stockach GmbH kämpft jährlich mit den politisch gewollten und gesetzten Rahmen. Diese verursachen zum Teil erhebliche Jahresverluste, die aus den städtischen Haushalten auszugleichen sind, solange das möglich ist", beginnt die Resolution.
Stadtverwaltung und Gemeinderat seien jedoch seit jeher der Auffassung, dass der betriebswirtschaftliche Erfolg eines Krankenhauses nicht der Maßstab für eine gute medizinische Versorgung sein könne und nicht sein dürfe. Angesichts dessen begrüße man grundsätzlich den von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und seiner Regierungskommission angekündigten Weg, die Behandlung von Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern zukünftig wieder mehr nach medizinischen und weniger nach ökonomischen Gesichtspunkten ausrichten zu wollen.
Bestehende und in der Corona-Pandemie bewährte Versorgungsstrukturen abzubauen, ohne vorher adäquaten Ersatz zu schaffen, bedeute aber, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Dies würde zu unnötigen Härten führen, gerade bei einem kleinen Krankenhaus wie Stockach.
"Dieses Vorhaben kann nach unserem Verständnis in der Breite daher nur gelingen, wenn Bundes- und Landespolitik gemeinsam zukunftsfähige - das heißt kostendeckende - finanzielle Rahmenbedingungen nicht nur für große Zentralkliniken, sondern besonders
auch für ländliche Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung schaffen. Die bislang vorgelegten Konzepte einer Krankenhausstrukturreform scheinen dagegen eine Richtung einzuschlagen, die konsequent zu Ende gedacht in den vielen kleinen und mittelgroßen Krankenhäusern zu einer Reduktion des medizinischen Angebots bis auf ein Minimum und damit zu weiteren Schließungen dieser wichtigen sozialen Infrastruktur führen wird. Das Konzept sorgt also für eine gravierende Verschlechterung des sozialen Lebens auch in unserer Stadt", so der Text der Resolution.
"Als Gemeinderat eines Mittelzentrums mit 17.500 Einwohnern fordern wir die Verantwortlichen aus Bundes- und Landespolitik deshalb auf, diese systematische Benachteiligung kleinerer und mittlerer Krankenhäuser, wie das der Krankenhaus Stockach
GmbH, zu beenden. Wir wollen keine langen Wartezeiten für ambulante Behandlungen, wir wollen nicht in Kellergängen der Krankenhäuser die akute Notfallbehandlung abwarten müssen, wir wollen die wohnortsnahe Versorgung, wo sie noch angeboten wird, erhalten", geht die Botschaft weiter.
Aus der Vogelperspektive Berlins oder Stuttgarts möge man vielleicht auf das eine oder andere Haus insbesondere in Ballungsräumen verzichten können. Die betroffenen Regionen und Menschen könnten es jedoch in aller Regel nicht. "Wir fordern daher alle Verantwortlichen in Regierung und Parlament auf, die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gerade auch im ländlichen Raum durch den Erhalt und die Ertüchtigung dieser Einrichtungen auch in Zukunft sicherzustellen.
Wir sehen das als unsere Pflicht an - tun Sie es auch!", schließt die Resolution.
Die Stadt Stockach steht aktuell auch mit dem Landkreis Konstanz in einer rechtlichen Auseinandersetzung, weil dieser den im letzten Jahr fertiggestellten Neubau mit Bettentrakt und neuen Behandlungszimmern nicht bezuschusst, wie er das für sein eigenes Klinikum tut und tun wird. Landrat Zeno Danner hatte auch mehrfach bekräftigt, dass das Stockacher Krankenhaus für das Angebot einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung im Landkreis nicht gebraucht werde und der Gesundheitsverbund das alles abdecken könne.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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