Gottesdienst setzt Zeichen im Stadtgarten
Waren es Eidgenossen oder die Schweizer?

Foto: Oliver Fiedler
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Stockach. Daran musste einfach mal erinnert werden. Denn als es den Stockachern im Jahr 1499 gelungen war, die Einnahme der Stadt im sogenannten Schweizerkrieg zu verhindern, wurde das damals mit einer Festmesse gefeiert, aus der dann im Laufe der Zeiten das Volksfest zum Schweizer Feiertag als großem Stadtfest der Stockacher mit Rummel und Markt wurde. Sozusagen zurück zu den Wurzeln führte am Sonntagmittag eine Andacht als Open-Air-Gottesdienst im Stockacher Stadtgarten als ganz besondere Kulisse. Die Pfarrer Thomas Huber und Rainer Stockburger zelebrierten das Gedenken an das historische Ereignis nicht ganz ohne Augenzwinkern, aber auch mit der klaren Botschaft, als Stadtgesellschaft offen zu sein, und die aufzunehmen, die hier in die Stadt kommen.

Wie Rainer Stockburger in seinen Worten zu Andacht vermerkte, habe es die "Schweiz" eigentlich 1499 noch gar nicht gegeben, die sich ja als "Eidgenossenschaft" 1291 mit dem "Rüthlischwur" zusammentaten, aber erst in Folge des "Wiener Kongress" von 1814 zum souveränen Staat geworden seien. So gesehen stimme der Titel mit dem Schweizer Feiertag nicht ganz, wenn auch die Eidgenossen eben doch "die Schweizer" seien, die man inzwischen auch als Kunden gerne willkommen heiße. Stockburger mutmaßte mit Augenzwinkern, dass eine Schweizer Eroberung von Stockach hätte viel verändern können. Denn vielleicht hätten es die Schweizer auf die Waren des Modegeschäfts Moser oder der Spielwarenhandlung "Jährling" abgesehen gehabt. Da die Eroberung misslungen sei, seien die Waren nun noch immer in den Schaufenstern.

Doch Schalk beiseite: die damalige Belagerung habe natürlich deutlich gemacht, wie schnell Frieden brüchig werde, was ja auch eine Erfahrung der Gegenwart ist. Deshalb wurde die Andacht auch von einer Botschaft als Jesaja begleitet, in dem Gott dem Volk Israel versprach, sich dem Bösen entgegenzustellen.  Rainer Stockburger unterstrich, wie wenig selbst man sein Leben selbst bestimmen könne, was ja doch durch den Rahmen der davor lebenden Menschen bestimmt worden sei.  Aber es gelte eben, dass sich das Leben nach vorne strecken solle.

Wie Thomas Huber in der ökumenischen Feier bemerkte, habe es 1499 nicht nur die Schweiz als Staat noch nicht gegeben, sondern auch noch keine evangelische Kirche. Man sei zum Dank für die abgewendete Belager unter einem gemeinsamen Dach zusammengekommen. Der Dank der beiden Seelsorger nach der von Kantor Zeno Bianchini begleiteten ökumenischen Andacht ging auch an Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier, die den Anstoß gegeben habe. Der Schweizer Feiertag habe inzwischen doch seinen Schwerpunkt beim Feiern und auf dem Rummel am Dillplatz. Da tue das Treffen zur Dankbarkeit und der Andacht sehr gut. Dieses Gefühl war unter den Besuchern spürbar.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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