Erklärung im Gemeinderat abgegeben
Stolz: Der Krieg in Israel zwingt auch uns aus unserer Komfortzone

Ein Bild vom Lichtermarsch im Februar 2022 als Zeichen der Solidarität an die Ukraine. Jetzt hat Stockach auch zum neurlichen Kriegsausbruch in Israel  Stellung genommen. | Foto: of/ Archiv
  • Ein Bild vom Lichtermarsch im Februar 2022 als Zeichen der Solidarität an die Ukraine. Jetzt hat Stockach auch zum neurlichen Kriegsausbruch in Israel Stellung genommen.
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Stockach. Schon anlässlich des Ausbruchs des Kriegs hatte Stockach mit einer Kundgebung in der Stockacher Melanchtonkirche klare Zeichen der Solidarität gesetzt, nun hatte Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz angesichts der Angriffe der Hamas im  Stockacher Gemeinderat erneut das Wort ergriffen, um zu diesen besorgniserregenden Vorgängen, die viele Menschenleben gefordert haben und in deren Folge eine humanitäre Katastrophe droht in der Sitzung des Gemeinderats das Wort ergriffen, um seinen Standpunkt deutlich zu machen, und den der Stadt Stockach:

Hier seine Rede vom Mittwochabend: "Seit knapp 80 Jahren wähnen wir uns in einer friedlichen Welt, ohne spürbare gewalttätige Auseinandersetzungen. Dass diese Betrachtung der Wirklichkeit tatsächlich nur sehr eingeschränkt Stand hält, ist vielen unter uns bewusst.
Gab es doch kauf ein Jahrzehnt in dem sich nicht mindestens auf einem Kontinent Länder, Ländergruppen, aber auch Bevölkerungsgruppen, vor allem religiöse Fanatiker, dazu veranlasst sahen, ihre Partikularinteressen gewaltsam anderen Völkern aufzwingen zu wollen.
So recht haben wir das in Deutschland nicht wahrgenommen. Es war zu weit weg. Wir haben uns weiterhin sichergefühlt und unsere Landesverteidigung, materiell, aber auch ideell sträflich vernachlässigt. Wie sträflich diese oberflächliche Laissez-faire Haltung war und ist, zeigt sich spätestens seit Russlands brutalem Überfall auf die Ukraine.

Seit wenigen Tagen nun beginnt ein neuer Brandherd in unserer Nähe, dem Nahen Osten, sich zu einem Flächenbrand zu entwickeln. Eine radikal islamistische Terrorgruppe überfällt ein Land, sorgt für maßlosen Schrecken, hinterlässt mehrere Tausend Tote und Verletzte, schändet und verschleppt Menschen und zeigt uns auf, wie mit viel menschenverachtender Grausamkeit religiöser Fanatismus die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt werden kann. ISRAEL ist im Schockzustand und muss sich binnen weniger Stunden auf diese kriegerische Attacke ohne menschliches Maß, einstellen.

Dass dies nicht durch das Handreichen und Versöhnungsappelle zu lösen sein wird, ist, so glaube ich, auch dem überzeugtesten Friedenskämpfer deutlich geworden. Abgeschlagene Kinderköpfe eignen sich nicht als Grundlage für eine Verhandlung unter Gleichberechtigten.

Wir nehmen also zur Kenntnis: Diese Taten zwingen uns aus unserer Komfortzone herauszutreten und uns auf die Seite der Angegriffenen zu stellen.

Die Stadt Stockach äußert ihren Abscheu vor den menschenverachtenden Angriffen auf friedliche und friedliebende Menschen. Wir verurteilen das Vorgehen der Hamas auf das Schärfste. Die Dimension der moralischen Verwahrlosung, die sie jubeln lässt, die sie Bilder Ermordeter hochhalten lässt, ist jenseits unserer Vorstellungswelt. Auch lehnen wir den Versuch, ein Narrativ der Rechtfertigung zu entwickeln, und dabei gleichzeitig die eigene Bevölkerung schutzlos den Gegenmaßnahmen auszusetzen, als infam und grausam, ja tierisch, ab.

Und jetzt endlich merken wir, dass das Geschehen auf der Welt, auch in den letzten Jahrzehnten, auch ganz direkt uns angeht. Wir spüren, dass die Weltordnung nun sehr schnell aus Machtinteresse heraus, infrage gestellt und zerschossen werden soll und kann. Und ganz konkret spüren wir, durch die Bilder und den persönlichen Kontakt zu den Betroffenen, wie infernalisch grausam diese Aktionen sind.

Wir müssen und werden aufgefordert Stellung zu beziehen. Das kann auf viele verschiedene Weisen geschehen. Da sind die Solidaritätsadressen der Allgemeinheit, aber auch Einzelner, die materielle Unterstützung über Hilfsorganisationen, und vieles andere geschehen … da ist aber auch die Unterstützung von uns allen, unserem Staat gegenüber zu nennen, der versucht mit allen Mitteln, auch der Lieferung von technischer, logistischer aber auch militärischer Hilfe, die unrechtmäßige und gewaltbasierte Veränderung von Staaten und Gesellschaftsformen einzuschränken. Denn wir spüren nun genau: tun wir das nicht, ist auch UNSERE Freiheit und Demokratie bedroht.

Nur wenn solche ins unbegreifliche hineinwachsende Aggressionspotentiale entscheidend gestoppt und zurückgedrängt werden, besteht die Möglichkeit an einem Frieden zu arbeiten, der mehr ist als nur ein Stück Papier.

Wenn aber Staaten, vor allem Großmächte und solche die es sein wollen, nicht aufhören sich ständig zu belauern, und zu nehmen was Ihnen beliebt, dann wird auf Erden kein Frieden möglich sein. Und das hat existentielle Auswirkungen auf für unser Land. Wir können die Welt als Kommunen, auch nicht als einzelne Kommune im Großen nicht verändern. Wir können nur im Kleinen, in unserem Umfeld dafür sorgen, dass Krieg, Gewalt, Unmenschlichkeit und Aggression, in unserer Gesellschaft nicht nur nicht akzeptiert, sondern auch nicht geduldet wird. Hier müssen wir noch Klarer werden.

Wir werden weiterhin friedlich, im Diskurs, verständig und menschenfreundlich zusammenleben, Hass und Gewalt ächten und brandmarken. Das ist die Botschaft die von uns Städten und Gemeinden ausgeht.

Shalom

Autor:

Redaktion aus Singen

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