Stockach nimmt Stellung zum Nahverkehrsplan
Schnellbusse, Seehäsletakt und mehr ÖPNV werden gebraucht
Stockach. Wie wird Stockach für die Zukunft über den ÖPNV an die Welt angeschlossen sein? Dies wird aktuell viel diskutiert, denn nach 2011 und 2016 soll in diesem Herbst ein neuer Nahverkehrsplan aufgestellt werden, der die Chance bietet, neue Angebote zu schaffen oder auch für Verbesserungen zu sorgen.
Und die Liste, die da aus Stockach in Richtung Landratsamt geschickt wurde, ist ganz schön lang, allerdings natürlich mit der Einschränkung konfrontiert, dass die Erfüllung der Wünsche letztlich bezahlbar sein müssten. In der jüngsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 25. September wurde über die Wünsche aus der Sicht der Stadt Stockach und ihrer Ortsteile nochmal ausgiebig diskutiert. Schon lange hat Stockach zum Beispiel den Bedarf an einer Schnellbuslinie über die Autobahn zwischen Singen und Stockach ausgesprochen. "Wenn man mit den aktuellen Bussen fährt, die viele Haltestellen bedienen, geht die Fahrt eine Stunde, was eindeutig zu lang ist", sagt Bürgermeisterin Susen Katter. Und auf der Schiene muss man in Radolfzell noch vom Seehas auf das Seehäsle wechseln, was mit einer Dauer von knapp 40 Minuten gegenüber dem Auto nicht gerade konkurrenzfähig ist. Zusätzlich will man in Stockach eigentlich auch noch einen Schnellbus in Richtung Tuttlingen und eigentlich auch noch eine Linie in Richtung Messkirch, weil hier wirtschaftliche Verbindungen gesehen werden.
Das Seehäsle bedürfte laut der Diskussion im Gemeinderat auch noch einiger Verbesserungen, wie SPD und CDU ausführten: Um hier für mehr Nutzer zu sorgen, sei eigentlich ein Halbstundentakt bis Mitternacht vonnöten. "Wer da mal in Radolfzell aus einer Veranstaltung oder einem Ort am Abend gestürmt ist, um den Zug knapp zu verpassen und dann auch noch ohne Räume für einen Aufenthalt, ist echt aufgeschmissen", erzählte Claudia Weber-Bastong (SPD) aus eigener Erfahrung. Der Wunsch sei schon mehrfach ausgesprochen, wurde aber bisher noch nicht erfüllt. Die Diskussion führte da, auch durch einen Einwurf von Alice Engelhard (Grüne), schnell zur Reaktivierung der Ablachtalbahn für den Nahverkehr, was allerdings noch "Zukunftsmusik" ist. Allerdings bringt sich die Stadt mit der Liste zur Schaffung neuer Haltepunkte durchaus schon in Stellung. Die drei Haltepunkte am Industriegebiet Hardt sowie für Zizenhausen und Hoppetenzell werden als Bedarf weiter gegeben, was auch von den Initiatoren des Fördervereins Ablachtal als wichtiges Argument gesetzt wird, um die Bahn möglichst vielen NutzerInnen entlang der Strecke verfügbar zu machen. Begrüßt wird die erklärte Absicht, an der Gürtelbahn den Haltepunkt Espasingen im Zuge der Elektrifizierung wieder einzurichten. Klar müsse man sich aber sein, dass bis dahin noch viele Jahre vergehen werden, da der Vorlauf schon sehr lange benötige.
Was Stockach am Ende an Verbesserungen bekommt, wird vermutlich nicht wirklich viel sein, zumindest in der Runde: "In der Vorlage des Landkreises wird bald erkennbar, dass sich die vielen wünschenswerten Ziele in einem Kostenvolumen bewegen,
das voraussichtlich zur Folge haben wird, dass priorisiert werden muss und das Wünschenswerte vom Machbaren zu trennen ist" wird schon zur Beratung den Gemeinderäten mitgegeben. Und: "Es besteht deshalb die Gefahr, dass durch diesen Plan Erwartungshaltungen entstehen, die am Ende nicht erfüllbar sind", so die Vorwarnung aus dem Rathaus. Schon in den ersten Anhörungen wurden aus Stockach 50 Eingaben zur Verbesserung des ÖPNV gemacht, deren Umsetzung gilt als sehr überschaubar. Die Wunschliste setzt sich auch mit einer verbesserten Anbindung der drei Gewerbegebiete Hardt, Himmelreich und Blumhof fort, durch an Arbeitszeiten angepasste Fahrpläne wie auch mehr Haltestellen für kürzere Wege, um das Angebot als Alternative attraktiver zu machen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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