WOCHENBLATT-Interview mit Bürgermeister Rainer Stolz
Pläne, Prognosen, Perspektiven

Rainer Stolz BM Stockach  | Foto: Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz beantwortete im WOCHENBLATT-Sommerinterivew wichtige Fragen. swb-Bild: sw
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Stockach. Der Gemeinderat hat sich mit seiner Sitzung am Mittwoch, 18. Juli, in die Sommerpause verabschiedet. Die Kommunalpolitik aber macht keine Pause. Dafür sorgt das WOCHENBLATT-Sommerinterview mit Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz.

WOCHENBLATT: Im Rahmen der Haushaltsberatungen und auch auf der Sitzung der Turngemeinde (TG) Stockach haben Sie Baumaßnahmen an den Sportstätten im Osterholz angekündigt. Wie sehen diese Maßnahmen aus?

Rainer Stolz: Eine Änderung der Sportanlagen im Osterholz ist dringend nötig. Denn beide Clubhäuser sind suboptimal, und auch das Stadion ist nach den Worten von Vereinsvertretern nicht gut bespielbar. Daher möchten wir ein Plankonzept erstellen, wie Änderungen in Absprache mit der TG und dem VfR Stockach aussehen könnten. Eine Möglichkeit wäre auch eine Neuanlage von Clubhäusern und Sportstätten an einem Standort, der Training und Spielbetrieb, aber auch eine gastronomische und öffentliche Nutzung ermöglicht. Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht. Aber wir müssen Änderungsprozesse vorantreiben und die Diskussion im Gemeinderat und in der Öffentlichkeit führen.


WOCHENBLATT: Nicht nur in baulicher, sondern auch in personeller Hinsicht haben die Vereine zu kämpfen. Frei werdende Vorstandsposten können nur schwer besetzt, Übungsleiter nicht mehr gefunden, Ehrenamtliche nur mit Mühen rekrutiert werden. Hier wird immer wieder die Einstellung eines hauptamtlichen Profis diskutiert.

Rainer Stolz: Die Idee klingt gut, lässt sich aber in der Praxis schwer umsetzen. Angesichts der Fülle von Vereinen mit unterschiedlichen Herausforderungen würden wir mit einer einzigen hauptamtlichen Person nicht auskommen, so dass erhebliche Kosten für eine nicht absehbare Aufgabenvielfalt anfallen würden. Außerdem wäre im Falle des Einsatzes städtischer Mitarbeiter eine Vermengung und Einwirkung der Stadt in die Politik und Geschicke der einzelnen Vereine gegeben. Dies möchte ich nicht. Die Arbeit in den Vereinen sollte weiterhin von Vereinsmitgliedern erledigt werden, die mit dem Verein eng verbunden und nahe an den Mitgliedern dran sind. Diese Ehrenamtlichen aber unterstützen wir zum Beispiel dadurch, dass wir darauf hinwirken, dass VHS-Kurse zur besseren Bewältigung von Problembereichen der Vereinsarbeit angeboten werden. Deshalb fordere ich die Verantwortlichen auf, uns mitzuteilen, auf welchen Feldern sie Hilfe benötigen. Auch in Zukunft wird Vereinsarbeit ein großes Thema bei der Volkshochschule sein.

WOCHENBLATT: Die Stadt Stockach hat zusammen mit Vertretern der christlichen Kirchen eine Initiative zur Gewinnung von mehr bezahlbarem Wohnraum gestartet. Gibt es hier bereits erste Ergebnisse?

Rainer Stolz: Oh ja. Wir haben bereits zwei Hinweise bekommen, denen wir nachgehen und zu denen wir Gespräche mit den Betroffenen führen werden. Durch unseren Stand beim Straßenfest des »Schweizer Feiertags« haben wir zudem weitere Kontakte knüpfen und Adressen von möglichen Vermietern sammeln können.

WOCHENBLATT: Wäre ein stärkeres Engagement der Stadt in der Baugenossenschaft Stockach eine denkbare Lösung für den Mangel an Wohnraum?

Rainer Stolz: Die Beteiligung der Stadt an der Baugenossenschaft ist an der Obergrenze, und die BG selbst gerät mit ihrem Bauprogramm nach den Maßnahmen im Galgenäcker an ihr Limit. Aber sicher werden die mit der Baugenossenschaft 2020 geplanten Maßnahmen in der Robert-Koch-Straße eine Entlastung bringen. Ich habe verschiedentlich über unsere Planungen von preisgünstigem Wohnraum in der Albert-Schweitzer-Straße und in der Robert-Koch-Straße berichtet. Daneben versuchen wir mit dem Angebot von vorübergehendem Wohnraum in Containern, zum Beispiel in den Stegwiesen, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass eine Erweiterung und Vergrößerung von Wohnraum überhaupt möglich wird. Denn alle Sozialwohnungen in der Stadt sind belegt. Zudem entstehen in Espasingen auf dem ehemaligen Brauereigelände sieben preisgünstige Wohneinheiten, die aber alle schon vergeben sind.

WOCHENBLATT: Für das Stockacher Stadtmuseum ist ein neuer Standort, eventuell mit einer Erweiterung um ein Fastnachtsmuseum, im Gespräch. Gibt es hier schon konkrete Pläne?

Rainer Stolz: Fasnachtsmuseum ist der falsche Begriff. Das Stadtmuseum soll die Stockacher Fasnet als einen Teil mit abdecken, denn sie gehört mit zum kulturellen Angebot der Stadt. Hier sind wir auf der Suche nach Flächen. Aber den Faktor Zeit können wir bei der Suche nach Räumlichkeiten nicht beeinflussen, da wir hier von den Eigentümern abhängig sind. Aber wir führen Gespräche in diese Richtung. Ein fertiges Konzept gibt es aber noch nicht. Denkbar wäre auch, dass die Stadtbücherei aus dem »Alten Forstamt« auszieht und das Museum am bisherigen Standort erweitert wird.

WOCHENBLATT: Beim »Schweizer Feiertag« kam es zu unschönen Szenen durch einige wenige Störer und ein massives Polizeiaufgebot. Kann die Stadt als Veranstalter etwas tun, um solche Szenen zu verhindern?

Rainer Stolz: Wie in jedem Jahr werden wir die Erkenntnisse und Erfahrungen mit dem Ablauf des Stadtfestes mit den Beteiligten noch besprechen. Dort wird auch besprochen, wie wir das Fest noch attraktiver machen und Beeinträchtigungen verhindern können.

WOCHENBLATT: Die Breitbandversorgung ist ein wichtiges Thema – auch mit Blick auf Gewerbeansiedlungen. Wie ist die Entwicklung hier?

Rainer Stolz: Bei der Breitbandversorgung wird der erstellte Zeitplan umgesetzt: Die meisten Stadtteile sind bereits versorgt. Zizenhausen soll in diesem Jahr, Hoppetenzell in 2019 angeschlossen werden. Auch werden aktuell Lücken in der Kernstadt geschlossen. Anschließend können wir uns mit Lösungen für die einzelnen Gehöfte und Weiler befassen.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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