Nenzingen: Bunter Abend mit vielen Highlights begeistert
»Moofangen« bewegt (sich)
Nenzingen (wh). Die Organisatoren und die vielen, vielen Akteure rund um Narrenpräsident Alois Seliger durften nach zwei Bunten Abenden der »Moofanger« aus Nenzingen hoch zufrieden sein. Der Mond, der sich mangels Masse schlecht fangen ließ, hatte die Rebberghalle trotzdem zweimal gut gefüllt und nahm sein Publikum gefangen. Das Programm mit seinen neun Auftrittspunkten, mit viel Schlager- und Narrenmusik des Alleinunterhalters Lucky Renner dazwischen bot kurzweilige Unterhaltung.
Auffallend waren die imposanten Bühnenbilder, der handwerkliche Aufwand und die farbenfrohen Kostüme, die zum Teil die Nummern dominierten. Die vielen Details und Requisiten sprühten vor närrischer Freude. Moderatorin Elvira Stehle setzte tolle Kontrapunkte mit ihren trockenen, kurzen und meist gereimten Ansagen. Dass die Orsinger nicht immer deutsch verstehen, ist in »Moofangen« altbekannt, und die dortigen »Halb Olfer« kommen mit der Zeit nicht klar. Und nicht nur das, war beim Bunten Abend zu erfahren. Ein Deutschkurs wird daher nichts nutzen.
Das dörfliche Waldgespräch zwischen dem Waldarbeiter und seinem Herrgott unter kräftigem Einmischen der beiden Jagdgesellen wird zur Erleuchtung auch wenig beitragen. Wer unglücklicherweise den Museumsschluss in Nenzingen verpasst hat, dem wird es spätestens zur Geisterstunde mulmig werden. Da erwachen so manche fremde Wesen zum Leben und zaubern als ägyptische Tanzgruppe in wunderbaren Kostümen akrobatische Kunststücke auf die Bühne. Zur Seite. Nach hinten. Und als Pyramiden in die Höhe. Lichtorgeln erhöhten den Farbeffekt und schufen grünliche Schauderstimmung.
Und der Schauder zog sich bis in die esoterische Pendelbehandlung einer selbsternannten Spiritistin auf der Bühne. Dass ihre glänzend läppische Freundin Elfriede blauäugig weder mit dem Pendel noch mit dem Kartenlesen etwas am Hut hat, wen verwundert‘s. Dass im Menschen und besonders in ihr »Schakaras« wohnen sollen und ihr Liebesleben beeinflussen, das kann und will Elfriede nicht begreifen.
Dann wurde es galaktisch. Mit Laserstrahlen landete das Perry-Rhodan-Kugelraumschiff nach der Pause auf der Bühne und trieb über zwei Galaxien hin die turnerischen Narren zu Flugrollen, Hebefiguren und synchronem Miteinander an. Dass sich Horst Schlämmer in die Moofanger Narrenhalle traute und nuschelnd-schmatzend journalistischen Unfug produzierte, gefiel dem Publikum. Das klatschte dann ungebremst zum pantomimischen, reich ausstaffierten Lochwand-Ballett des Narrenrats untermalt mit pop-historischen Glanzlichtern wie »YMCA«, »Hey Maddalena«, »Let‘s twist again« oder »Kung Fu Fighting«. Die Moofanger Fasnet bewegt (sich).
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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