Festakt zum 60. Geburtstag von Stockachs Bürgermeister Stolz
Mehr Realo als Visionär
Stockach (sw). So muss eine Party zum runden Geburtstag sein. Eine runde Feier mit einer unübersehbaren Schar von Gratulanten, einem schwungvollen Rahmenprogramm und bestens aufgelegten Rednern. Zum Festakt anlässlich des 60. Geburtstags von Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz im Bürgerhaus »Adler Post« gab es Gewohntes und Ungewohntes, Erwartetes und Unerwartetes, Fröhliches und Besinnliches. Der am 18. September 1956 im Markgräfler Land geborene Jubilar konnte einen Tag nach seinem Wiegenfest mit seiner offiziellen Feier zufrieden sein.
Gewohnt höflich sprach sein Stellvertreter Werner Gaiser, gewohnt stark war die Stadtmusik Stockach unter Jochen Fischer und gewohnt souverän präsentierte sich Dr. Dieter Salomon, der Oberbürgermeister von Freiburg. Ungewohnt und erfrischend witzig war Narrenrichter Jürgen Koterzyna, der mit Blick auf die Fusion der Sparkassen Singen-Radolfzell und Stockach meinte: Die freie Kuony-Bank sei zu Poppeles Kassenschrank geworden. Ungewohnt emotional präsentierte sich auch der Jubilar selbst: »Wir müssen das, was Stockach ausmacht, bewahren. Dieses zueinander Stehen, dieses einander Tragen.« Und am ungewöhnlichsten war das Bekenntnis von Rainer Stolz, er sei die »gesteuerte Figur seines Gemeinderats« und die Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft alle Könige.
Dennoch wurde aber ihm selbst die Krone der lobenden Worte aufgesetzt. Er nahm es bescheiden, in wohl gesetzten Worten an: Die 318 Mitarbeiter der Stadt würden ihn tragen, ihm Kraft geben und mit ihm diskutieren, wovon er meistens lernen würde. Durch das gute, harmonische Miteinander im Gemeinderat würden wichtige Ergebnisse für die Stadt zustande kommen. Zwar würden die Medien lieber einen Schlagabtausch und Diskussionen zur Produktion guter Schlagzeilen wünschen, doch die Menschen würden spüren, dass sich Stockach gut entwickle. Sein Ziel sei es, dass sich hier Jung und Alt zu Hause fühle: »Ich liebe diese Stadt. Sie ist mir ans Herz gewachsen.«
Das dankte sie ihm. Das dankte sie ihm sogar sehr. Stellvertreter Werner Gaiser hob die Verdienste des Jubilars hervor: Kinderbetreuung, Bildung, Schulstandort, Stadtentwicklung, Förderung des Kultur- und Tourismusstandorts und der eigene Weg des Stockacher Krankenhauses. Rainer Stolz sei ein Realo und ein Visionär. So lobend waren die Worte des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stockacher Gemeinderat, dass Dieter Salomon von einer »Liebeserklärung« sprach. Ehefrau Katja Stolz könne froh sein, dass Werner Gaiser keine Frau sei.
Der Freiburger OB selbst zeichnete ein zutreffendes Bild von seinem Bürgermeisterkollegen, der wie er stellvertretender Präsident des baden-württembergischen Städtetages ist - pragmatisch, strukturiert, verantwortungsbewusst. Immerhin sei er zwei mal wiedergewählt worden - das spreche für ihn. Nur 16 Prozent der Bürgermeister in Baden-Württemberg erreichten eine dritte Amtszeit.
Humorvoll und knackig war die Rede von Kreisrätin Dr. Anne Overlack, die für Landrat Frank Hämmerle sprach. Der Kreischef zog die »Kirsch« in Radolfzell dem Stockacher Festakt vor. Darum, so Anne Overlack, sei sie jetzt Frank Hämmerle. Dennoch fand sie ihre eigenen Worte, um Rainer Stolz Wirken auf Kreisebene und im Kreisrat zu skizzieren: die Unterbringung von Flüchtlingen, bei der Stockach mutig voranging, der Berufsschulstandort mit der Schaffung des Wirtschaftsgymnasiums am BSZ zum Schuljahr 2012/‘13 und die Aufrechterhaltung der Zugverbindung mit dem »Seehäsle« zwischen Stockach und Radolfzell. Matthias Weckbach aus Bodman-Ludwigshafen sprach für die Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft: Rainer Stolz könne mit Witz und Charme, die Dinge auf den Punkt bringen.
Couragiert stellte Cornelia Giebler als Personalratsvorsitzende ihren Chef vor, als sie für seine 318 Mitarbeitenden sprach. Mit einer ausgesprochen gelungenen Metapher zeichnete sie das Dilemma eines jeden Bürgermeisters zwischen Tatkraft, Zugzwang, Vernunft, Außenwirkung und Reputation in seiner Gemeinde: Im Urlaub in England habe sie immer ein hässliches Hochhaus vor Augen gehabt, für das der örtliche Bürgermeister verantwortlich sei. Denn der sei eben für alles verantwortlich, wobei es sicher gute Gründe für die Errichtung gegeben habe. Und humorvoll meinte sie, die Rede zum Geburtstag von Rainer Stolz habe sie so beschäftigt, dass ihr Computer-Passwort »Stolz Geburtstag« gelautet habe.
Siegfried Bühler von der FSG Zizenhausen-Hindelwangen-Hoppetenzell gratulierte stellvertretend für die gut 35 Sportvereine, 20 Musik- und Gesangvereine sowie 15 Fasnet- und Narrenvereine, für die der Jubilar immer ein offenes Ohr habe. Peter Schneider schließlich dankte als Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg für den Einsatz des Geburtstagskindes für das Geldinstitut. Die Fusion der Sparkassen Singen-Radolfzell und Stockach zur Sparkasse Hegau-Bodensee sei die geräuschloseste gewesen, die er in den letzten Jahren erlebt habe.
Den feierlichen musikalischen Rahmen verliehen die gekonnten musikalischen Darbietungen von Svetlana Maier am Klavier und der Gesang von Tatjana Driesner. Auch die Stadtmusik bewies einmal mehr ihre Klasse. Nur eine Frage blieb offen: Ob Rainer Stolz im nächsten Jahr bei der Bürgermeisterwahl zum vierten Mal seinen Hut in den Ring werfen wird, dazu äußerte er sich nicht. Er ist eben mehr Realo als Visionär. Und beherrscht das politische Handwerk aus dem Effeff.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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