Manuela Martin und ihr Kampf für eine bedrohte Art
Eine Zukunft für Scrat und Sid

Igelbaby | Foto: Der Lebensraum schwindet: Igel müssen sich in einer feindlichen Umwelt behaupten.swb-Bilder: Archiv Bio-Top e.V.
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Stockach/Eigeltingen. Sie heißen Scrat, Sid, Manni und Diego. Denn Manuela Martin hat jedes Tier nach einer Figur aus dem Zeichentrickanimationsfilm »Ice Age« benannt - und sie ist sich hundertprozentig sicher, dass kein Igel dem anderen gleicht. Die possierlichen Tierchen haben das Herz der Stockacher Geschäftsfrau im Sturm erobert, doch bei aller Hingabe zum Tier- und Artenschutz ist es ihr doch wichtig zu betonen: »Es sind Wild- und keine Haustiere. Ziel ist die Auswilderung - nicht das Zähmen«. Und für ihre Mission »Rettet die Igel« hat sie viel vor - und sie würde sich über Unterstützung interessierter Tierfreunde freuen.

Es fing ganz harmlos an. Manuela Martin hörte tapsende Geräusche im Hinterhof ihres Geschäftes in Stockach, schaute nach und stieß auf einen Igel, der sich an Abfallresten im Gelben Sack zu schaffen machte. Das Tier war von Parasiten befallen, zu mager, wirkte krank. Also brachte sie es zu »Bio-Top«, einer Schutz- und Arbeitsgemeinschaft für wildlebende Tiere und deren Lebensraum in Volkertshausen, und deren Aussage war ganz klar: Erste Hilfe und medizinische Versorgung - ja gerne. Doch in der Einrichtung überwinterten 14 Igel, und Manuela Martin nahm zur Entlastung der Tierfreunde eines der stachligen Säugetiere mit nach Hause: »Nachdem das Tier bereits nach zwei Tagen in den Winterschlaf fiel, holte ich mir noch weitere Igel mit heim«.

Das klappte. Vier Igel haben im Carport der Familie Martin in Eigeltingen die kalten Monate überstanden. Das war der Beginn einer ganz großen Liebe. Manuela Martin hatte die Igel in ihr Herz geschlossen und wollte sie nicht mehr missen. So half sie beim Auswildern nach überstandenem Winterschlaf. Am besten, so hat sie durch das Know-how von »Bio-Top« erfahren, ist es, die kleinen Kerlchen wieder an den Fundort, den Originalplatz, das angestammte Revier zurückzubringen. Geht das aber nicht, ist der Igel noch zu schwach oder hat er zu wenig Gewicht, so muss er langsam wieder mit dem Leben in der freien Natur vertraut gemacht werden. Das hat sie getan - und einige Igel erfolgreich ausgewildert. Sie sind nun in ihrem natürlichen Umfeld zu Gange.

Doch »igellose« Zeiten kann sich Manuela Martin nicht mehr vorstellen. So ist sie kräftig am Planen. Eine kleine Igelstation in ihrem Privathaus in Eigeltingen schwebt ihr vor: Bis zu elf Plätze, an denen die Tiere überwintern können und im Frühling ausgewildert werden, hat sie im Sinn. Das, erklärt sie, würde auch »Bio-Top« entlasten. Und auf einem Grundstück in Singen, etwa 300 Quadratmeter groß, das im September gerodet werden soll, haben Kenner einige Igel ausgemacht. Ihnen soll ein neues Zuhause geschenkt werden. Dafür, so die originelle Idee, sollen Igelsuchhunde aus der Schweiz mit einem Hundeführer engagiert werden, die die Tiere aufspüren, um so eine Umsiedlung möglich zu machen. Der Erhalt der Insektenfresser ist wichtig, so Manuela Martin. Denn der Bestand schwindet: Bis zu 250.000 Tiere werden jährlich im Straßenverkehr überfahren, viele verletzen sich an Zäunen oder anderen unnatürlichen Hindernissen. Zum Vergleich: Durch natürliche Feinde wie Füchse kommen nur vier Prozent des Bestandes um. Schwindende Lebensräume, Pestizide, Umweltzerstörung und Veränderungen der Landschaft machen auch dem Igel zu schaffen. Doch Manuela Martin möchte, dass die stachligen Gesellen erhalten bleiben. Nicht nur Scrat, Manni, Sid und Diego - sondern auch ihre Artgenossen.

Informationen zu dieser Aktion oder andere Auskünfte zum Thema gibt es unter Igelhilfe@outlook.de. Kontaktdaten für Tiere in Not stehen unter www.wildtierhilfe.org.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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