Tipps, Tricks und Seitenhiebe beim »Karrieretag«

Ein neuer Schulträger für das BSZ Stockach

Stockach. Die Parkplätze waren knapp. Aber nur die. Von allem anderen gab es reichlich – denn jede Menge Infos, Tipps zur Berufswahl, Anregungen für die Karriereplanung und Erfahrungen aus erster Hand waren beim »Karrieretag« am Stockacher Berufsschulzentrum (BSZ) zu bekommen, der am heutigen Freitag, 23. Februar, noch bis 16 Uhr läuft. Die etwas anderen Lehrstellenbörse und ganz besondere Ausbildungsmesse kann mit vielen Besonderheiten aufwarten: Hier sind Schüler des Berufskollegs Technik in die Organisation mit eingebunden, hier wurden erstmals im Außenbereich »grüne Berufe« wie Jäger, Gärtner oder Landwirt vorgestellt, und hier können sich Jugendliche auf Augenhöhe mit anderen Jugendlichen über Ausbildungswege austauschen. Zum 27. Mal stellt das BSZ die Veranstaltung auf die Beine, zu der auch ein Extra-Part für Absolventen mit Fach- und Hochschulreife in der Mensa der Grundschule gehört.

Beim Empfang für Organisatoren, Freunde, Unterstützer, Gönner und Teilnehmende an der Veranstaltung erhielt Bürgermeister Rainer Stolz einen neuen Titel. Als »Stadtvater« wurde er von Schulleiterin Claudia Heitzer begrüßt. Das hörte der Stockacher Verwaltungschef sicherlich nicht ungern, denn seinen Redebeitrag warf er bestens gelaunt in die Schar der Zuhörenden. Claudia Heitzer, seit Juni 2017 im Amt, sei an der Schule angekommen und würde das BSZ als ihre persönliche Herausforderung annehmen, so Rainer Stolz. Die Abwesenheit von Vertretern des Landkreises bei Empfang zum »Karrieretag« reizte den Stadtchef zu allerlei Sticheleien. Und eine Bemerkung von Claudia Heitzer, das Geld habe nicht für mehr Pullover mit aufgedrucktem Schullogo gereicht, ließ Rainer Stolz gar zu der Aussage hinreißen, das BSZ könne sich ja einen neuen Schulträger suchen und vom Landkreis zu der Stadt Stockach wechseln. Die würde sicherlich genügend Geld für Pullover mit BSZ-Logo zur Verfügung stellen.

Raimund Kegel von der Handwerkskammer Konstanz brach in seinem Statement eine Lanze für die Berufsorientierung. Das sei kein Ponyhof, keine Wohlfühlzone, kein Schonraum – Berufsfindung sei eine Anspannungszone, die einige Anstrengungen erfordere. Die Jugendlichen müssten sich darum bemühen, sich kümmern, sich darauf einlassen, mehr als nur ein Praktikum machen, schauen, was zu ihnen passt und ihren Fähigkeiten entspricht. Auch sei eine Berufswahl keine Einbahnstraße: Es gebe viele Möglichkeiten zur Weiterbildung, Umorientierung und Änderungen des Tätigkeitsfeldes. Auf jeden Fall aber gilt: »Eine Lehre ist ein spannendes Begegnungsfeld.«

Rainer Stolz und Raimund Kegel erhielten als Dank für ihre Worte ein in ein Glas mit rosa Deckel verpacktes Müsli von Claudia Heitzer – sehr zum Amüsement der Zuschauer. Doch die BSZ-Schulleiterin fand auch ernste, passende, nachdenklich stimmende Worte: Die Jugendlichen dürften nicht nur mit Likes und einer Million Freunden virtuell durchs Leben gehen. Schule habe auch die Aufgabe, den jungen Menschen ein angemessenes Selbstvertrauen mit der Fähigkeit zur Selbstkritik zu vermitteln. Es gelte, die Schüler zu fordern und fördern. Das sei beispielsweise mit dem »Karrieretag« gelungen, der von der gesamten Schule mit Kollegium getragen werde – quasi ehrenamtlich, neben dem laufenden Betrieb.

Beim anschließenden Rundgang konnten sich die Teilnehmenden von dem Wahrheitsgehalt ihrer Worte überzeugen. Im Schulgebäude, der benachbarten Kreisturnhalle und der Mensa der Grundschule schräg gegenüber warten Ausbildungsbetriebe, Institutionen, Verbände und Gruppieren auf junge Menschen, um ihren Hilfestellungen beim Einstieg in das Berufsleben und der Wahl des passenden Berufs zu geben. Infos gab es jede Menge. Knapp – das waren beim »Karrieretag« in Stockach nur die Parkplätzen.

- Simone Weiß