Starker Auftakt in die Meisterkonzerte 2022
Ein ganzer Mensch voller musikalischer Energie

Elena Kolesnitschenko schon bei der Zugabe ihres Konzerts mit den Blumen auf der Bühne. Sie schien über ihre Hände mit dem Flügel zu verschmelzen. | Foto: Fiedler
  • Elena Kolesnitschenko schon bei der Zugabe ihres Konzerts mit den Blumen auf der Bühne. Sie schien über ihre Hände mit dem Flügel zu verschmelzen.
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Stockach. Solche Abende sind eigentlich ein Geschenk, schon weil es bei ihnen um so schöne Momente des Zuhörens geht und gleichzeitig um die Übertragung purer musikalischer Energie. Ein solcher Abend war der Auftakt der Stockacher Meisterkonzerte 2022 mit Pianistin Elena Kolesnitschenko im Bürgerhaus am Freitagabend.

Viele Preise hat Elena Kolesnitschenko gewonnen, schon in ihrer ersten Heimat in der östlichen Ukraine. Inzwischen erobert sie die Herzen ihrer ZuhörerInnen von Hannover aus. Und von dort kam sie extra für diesen Abend angereist. Ein Konzert »ohne Orchester« hat sie versprochen. »Der Wettstreit von Solist und Ensemble ist in zwei Hände verlegt, und beide gehen als Sieger daraus hervor«, sagt die Meisterin selbst über diesen Abend, der spektakulär zu werden scheint. Elena Kolesnitschenko fackelt bei ihrem Auftritt nicht lange, fast wie eine Raubkatze springt sie ans Klavier, noch im Setzen legt sie los. Ohne Notenblätter, aber längst nicht nur aus dem Kopf. Ihre Hände werden zur magischen Verbindung mit dem Instrument, die Finger gleiten so leicht über das Tastenfeld, dass man immer wieder staunt, welche Kraft aus diesen Tönen entströmt und auf der anderen Seite auch, wie das in Zärtlichkeit umschlägt, wie sich hier die Hände auf den Tasten umgarnen, eben ein Wettstreit, der die Zuhörer beschenkt.

Traumhaft sicher lässt sie solo das 3. Concerto (op. 29) von Camille Saint-Saëns aus ihren Händen in die Saiten des Flügels gleiten, bei Mozarts Klaviersonate in B-Dur (KV 333) wird dem Spieltrieb einfach der Lauf gelassen, um punktgenau am Ziel anzukommen. Nach der Pause führt sie Bachs »Italienisches Konzert« auf, das manchem Zuhörer noch aus der letzten Saison mit dem Orchester in Erinnerung sein dürfte. Nun aber sind die zehn Finger das Orchester, das hier im im Bachchen Schema zu schweben scheint. Krönender Abschluss ist natürlich Schumanns »Concert sans Orchestre« (f moll), das über 20 Minuten in drei Sätzen eigentlich alles von der Pianistin fordert, einschließlich dieser Pausen, bei denen das Stück wie ins Nichts zu taumeln scheint und dann wieder mit einem mächtigen Akkord in die Luft steigt. Das ist viel mehr als ein Klavierkonzert. Und eben ein Geschenk. Weil die Welt plötzlich um diese Bühne herum verschwand.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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