Umweltministerin Thekla Walker zu Besuch
Das Umweltzentrum als Herz der Biotop-Stadt Stockach
Stockach. Einen Einblick in das Schaffen beim UmweltZentrum (UZ) Stockach bekam am Freitag, 3. Mai, die Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft von Baden-Württemberg, Thekla Walker. Dabei folgte die Grünen-Politikerin der Einladung der regionalen Grünen-Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger.
Wehinger freute sich dabei insbesondere, bei diesem Termin in Stockach zu sein. Als Abgeordnete mit Büro in Singen, sei man doch oft sehr "Singen-lastig" unterwegs, gab sie zu. Aber in Stockach werde gerade durch das Umweltzentrum im Bereich Umweltschutz viel in Bewegung gebracht, unterstrich sie ihre Wertschätzung und den Anlass des Besuchs: "Ich bin ein bisschen neidisch, dass es das in Singen nicht gibt." Dabei konnte sie neben Thekla Walker auch eine ganze Reihe weiterer Gäste begrüßen, etwa Karl-Hermann Rist und Alice Engelhardt. Beide gehören zu den Gründungsmitgliedern des als Verein aufgebauten und so geförderten "UmweltZentrum e.V."
Rist freute sich, dass das Zentrum nach 32-jährigem Bestehen inzwischen gut Fuß gefasst habe - "entgegen anderweitiger Erwartungen", wie er ergänzte. Durch viele gemeinsame Projekte habe man dabei auch einen "sehr guten Draht zur Stadt" und auch Schulen und Kindergärten gelänge es immer wieder einzubinden, um dort ein frühzeitiges Bewusstsein für Umweltthemen zu schaffen.
Fast am Ziel beim Biotopverbund
Auch Stockachs Bürgermeisterin, Susen Katter, wandte sich mit ein paar Worten an die Runde. Dabei erinnerte sie sich daran, wie sie sich vor ihrer Kandidatur als Bürgermeisterin ein Bild von Stockach verschafft hatte: "Das UmweltZentrum war eine der ersten Sachen, die mir da aufgefallen ist." Weiter betonte sie die Unterstützung der Stadt mit rund 60.000 Euro jährlich für das UZ.
Thekla Walker betonte die Bedeutung von Natur- und Klimaschutz als "Zwillingsthemen": Diese würden sich gegenseitig beeinflussen. Speziell der Artenschutz entscheide, "ob wir uns mit allen Lebensgrundlagen versorgen können", der Klimawandel sorge dabei noch für zusätzlichen Stress. Mit einem Biodiversitätsstärkungsgesetz, das in der vergangenen Legislatur verabschiedet wurde, wolle man hier etwa durch die Umsetzung von Biotopverbünden entgegenwirken. Bis ins Jahr 2030 sollen laut Gesetz 15 Prozent der Landesfläche als Biotopverbund funktionieren, was dort lebenden Arten ermöglichen soll, sich entsprechend ihrer Bedürfnisse zwischen Biotopflächen zu bewegen. Zehn Prozent seien im vergangenen Jahr bereits erreicht worden, zeigte sich Thekla Walker stolz. Mit einer intakten Natur sei man resilienter, "wir müssen auch reparieren, was - wenn auch mit guter Absicht - zerstört wurde".
Anschließend übernahm Sabrina Molkenthin das Wort, die das UmweltZentrum seit mittlerweile 20 Jahren leitet. Das UZ organisiert regelmäßig Vorträge, in den seit November neu bezogenen Räumlichkeiten in der Hauptstraße 34 (vorher "Bücher am Markt") finden dafür bis zu 80 Personen Platz. Auch die Bildungsarbeit mit Schulen und Kindergärten sei ein wichtiger Wirkungsbereich. Zudem betreut das Zentrum den Stockacher Wertstoffhof und bietet eine Abfallberatung. Diese erfreue sich anhaltender Beliebtheit, konnte Molkenthin berichten. Auch in den Bereichen Energie, Klimaschutz, Amphibienschutz, beim Streuobstlehrpfad oder der Mobilität setzt das Umweltzentrum Projekte um. In Stockach gibt es bereits zwei Projekte im Biotopverbund: das Modellprojekt Offenland und das Grüne Band Wahlwies.
Mithilfe im Hauptamt für Sabrina Molkenthin kommt von den beiden FÖJ-Leistenden, alles Weitere ist ehrenamtlich organisiert. Allerdings sei die Finanzierung der FÖJ-Stellen ab September 2025 ungewiss, so die Leiterin. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Stockach, zum Beispiel die Suche nach möglichen Fördergeldern, habe sich nochmals deutlich geändert, seit vor circa einem Jahr der Umweltbeauftragte Kim Krause seine Arbeit aufgenommen habe.
Natürlich nah dran
Stark im Mittelpunkt stand am Freitag die Stadt Stockach als Projektkommune von "Natur nah dran" im Jahr 2022. Das Projekt vom Naturschutzbund (NABU) und dem Umweltministerium des Landes fördert die naturnahe Umgestaltung von Flächen. In Stockach kostete das etwa 30.000 Euro, ein Anteil von 15.000 Euro kam durch Förderungen. Zusammen mit Thekla Walker wurde eine neugestaltete Fläche vor dem Nellenburggymnasium besichtigt, zusammen mit der hierfür verantwortlichen Natur-Landschaftsgärtnerin Melanie Klemp. Sie berichtete, dass auf den beiden Flächen 96 Arten gepflanzt wurden, wenn sich davon 60 bis 70 langfristig halten könnten, sei das ein Erfolg, erzählte sie.
Thekla Walker zeigte sich beeindruckt von der "Palette" verschiedener Themen, die das UZ abdeckt. Dabei betonte sie auch, dass die Regionen Bodensee und Hegau im Bereich Artenschutz schon länger rege aktiv seien. Ein wichtiger Punkt sei ihr zufolge die Bildung und Naturerfahrungen für Kinder und Jugendliche: "Je mehr Digitalisierung in der Bildung stattfindet, desto mehr Natur muss auch dazukommen."
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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