Bunter Abend erstmals in XXL
Scharfe närrische Schüsse aus dem kleinen Wiechs
Steißlingen. Erstmals waren die "Wiechser Schlosshexen" mit ihren "Bunten Abend" in der Steißlinger Seeblickhalle zu Gast. Dies, weil der bisherige Aufführungsort im Remigiusheim, wo das Ereignis letztmals vor Corona gefeiert wurde, nun aus feuerpolizeilichen Gründen nicht mehr vor einer größeren Zuschauerzahl möglich war. Und das beeindruckende: Auch die große Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt, es mussten gar Tische und Stühle nachgestellt werden, damit alle einen Platz fanden, die da dabei sein wollten. Und noch besser: Gefühlt waren hier mehr Akteure auf der Bühne, als der kleine Steißlinger Ortsteil Einwohner hat, die zudem mit einem hohen Potenzial an Kreativität wie ganz schön spitzem Alefanz aufwarteten.
Die große Bühne bot dem "Narrenverein aller Wiechser" freilich auch ganz neue Möglichkeiten der Inszenierung. Gleich nach dem Hexentanz zum Auftakt unter der Leitung von Hexenmeister Niklas Brütsch, stellten sich Alina Forst und Kristina Ehrenbach als Inge und Renate Gott vor, die hier sozusagen von der allerobersten Stelle im Himmel durch diesen auch närrisch göttlichen Abend führten und dabei zeigten: Gott kann auch Alefanz sein.
"Neue Männer braucht das Land" hatte sich Anette Schöpf in ihre Bütt geschrieben, in der sie in vielen Bildern die Misere der Frauen beschrieb, wenn die Hosen der Herren kalt geworden sind. Und auch wenn hier schon scharfe Pfeile geschossen wurden, das Publikum kugelte sich vor Lachen. Dem wurde mit dem "Frauenlied" aus der neuen "Schönheitsklinik Schloss Wiechs" noch eins drauf gesetzt mit dem Refrain "Spitzt uns schön und strafft uns nett, saugt uns ab das ganze Fett".
Simone Brütsch, Petra Nägele, Christa Schärli, Susanne Baier, Katja Wiedmann, Uli Schlosser, Monika Zimmermann, Susanna Braun, Beate Schlosser, Siegrid Maier, Angela Maier, Monika Forster, Judith Rimmele und Christine Leibbach führten in drastischen Beispielen vor, wie sie hier mit Botox, Silikon, dem Fettsauger und Schönheits-OPs die Natur für eine verlängerte Jugend und eine ewige Traumfigur überlisten wollen, auch wenn sie gerade noch von Pflastern verklebt waren. Das war eine Bombennummer.
Und es kam noch besser. Die junge Hexengruppe inszenierte eine Internationale "Hexen Dancebattle" mit Vertretern der Gastgeber, aus der Türkei, von Hawaii, aus Jamaika, die da wie wild über die Bühne und durchs Publikum fegten. Auch so was gibt's nur im verhexten Wiechs. Und schon die nächste Bütt, diesmal mit Elisabeth Zolg, die sich hier den Löwen im Berlinger Stadtwald vorgenommen hatte, der ein Wildschwein war. Zudem wunderte sie sich laut, warum nach dem Chaos um die Streichung der Gelder für den Klimafonds Urlaubsflüge günstig blieben, dafür die Bauern die Zeche mit ihrem Agrardiesel zahlen sollten, während zur gleichen Zeit die Preise für deren Produkte in den Lebensmittelmärkten demonstrativ gesenkt wurden. Und auch die Boni für die Bahn-Manager, trotz noch unpünktlicherer Züge, hatte sie in ihrem Köcher stecken.
Die angekündige Pause war dann keine: Denn die nutzte der Musikverein Steißlingen für einen feurigen Auftritt unter der Leitung von Michael Forster, der dem Publikum gleich noch ein aktives Bewegungsprogramm bescherte.
Die "Bänkle-Wieber" Natalie Schlosser, Franziska Zimmermann und Anna Maier machten sich daran, eine mögliche Umzugsstrecke für das Narrentreffen 2025 zu vermessen. Und wer den Ort kennt, merkt schnell, was für eine Herausforderung damit verbunden ist. Der Wink in Richtung Gemeinderat und Rathaus war nicht zu überhören, denn längst versprochen sei ein Buswartehaus, um nicht weiß vor Staub beim Warten zu werden, wenn die Traktoren unterwegs sind. Der Gehweg fehlt genauso wie die barrierefreie Querungshilfe. Und dazu wäre mit den Hexen nicht zu spaßen.
Mit einem Casting für den nächsten Narrenspiegel wurde ein weiteres Highlight gesetzt und auch das mit dem typisch knorrigen Humor der Wiechser, denn da wurden die Schwanensee-Tänzer auch noch von einem Hai gefressen. Begeistert gefeiert wurde die Wiechser Dating-Show "'Take me out" in der sogar die weibliche "Alex" ihre bessere Hälfte bekam und der Sieger gleich zwei einsame Damen.
Wie gezielt alefänzig man im verhexten Wiechs sein kann, brachte der "Männerstammtisch" mit Siegbert Schlosser, Dietmar Nägele, Reini Zimmermann, Wolfgang Schärli und Jockel Wiedmann auf die Bühne, die die Lösung für das undichte Dach der Feuerwehr präsentierten, indem ein Eimer auf die Helme montiert wurde. Das konnte man angesichts des ausgeprägten Flüssigkeitsbedarfs als Trinkgerät nutzen.
Auf den nächsten Narrenspiegel muss man freilich nun wieder etwas warten, denn im kommenden Jahr ist das große Narrentreffen angesagt zu dem Zunftmeisterin Johanna Stengele schon heute herzlich einlädt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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