6:3 Torfestival gegen den ESV Südstern
FC Singen entscheidet irres Pokal-Derby in der Verlängerung für sich
Singen. Tore satt und hochkarätige Chancen im Überfluss auf beiden Seiten: Das Pokalderby des FC Singen gegen den Stadtrivalen ESV Südstern hatte alles zu bieten, was sich das Fußballherz wünschen kann. Dabei konnte sich die Elf von Trainer Daniel Wieser am Ende dank einer hoch engagierten Leistung nach Verlängerung über den Einzug in das Achtelfinale des Rothaus-Pokals freuen.
"Die Mannschaft hat heute gezeigt, was für eine Qualität in ihr steckt", freute sich der FCS-Coach nach dem Spiel gegenüber dem WOCHENBLATT. Trotz der über 120 Minuten stets gefährlichen Offensive des Südsterns waren es schlussendlich die Joker der Heimmannschaft, die das Spiel zu deren Gunsten entschied.
Hochkaräter auf beiden Seiten
Dabei ging es auch schon flott los im Hohentwielstadion, in einem Pflichtspiel, das es so zuletzt vor 31 Jahren gab. Hatten die letzten Gäste, darunter auch OB Bernd Häusler, gerade auf der Tribüne Platz genommen, sorgte ESV-Akteur Kevin Peckruhn mit einem gefährlichen Kopfball nach einer Ecke früh für das erste Ausrufezeichen der Partie (3.). Nur wenige Augenblicke später klingelte es dann zum ersten Mal im Tor von FCS-Keeper Daniel Alves Sousa, schoss George Forbia Esendige aus gut acht Metern zur Gästeführung ein (5.). Lange freuen konnte sich die Elf von Trainer Vice Barjasic jedoch nicht darüber, musste FCS-Spieler Felix Wäschle nach einer herausragenden Einzelleistung vom stark aufspielenden Brian Ernst den Ball aus wenigen Metern zum Ausgleich nur noch über die Linie drücken (7.).
Munter weiter ging es mit einer hochkarätigen Doppelchance des ESV Südstern in der 12. und 13. Spielminute, doch weder Agonis Gashi, noch Kevin Peckruhn konnten das Leder im FCS-Gehäuse unterbringen. Von dieser Drangphase ließ sich die Mannschaft von Daniel Wieser jedoch nicht beeindrucken, sorgte selbst mit zwei dicken Möglichkeiten in der 21. und 23. Spielminute für Gefahr vor dem Tor von ESV-Schlussmann Arian Coma. Bis zur Halbzeit blieb es, vermutlich gegen die Erwartungen einiger Zuschauer, ein offenes und abwechslungsreiches Spiel, doch weder ESV-Akteur Nazir Zulji (30.), noch FCS Stürmer Yannick Schädler (34.) wussten ihre Chancen zu ihren Gunsten zu nutzen.
Ein laut Daniel Wieser "Spiel mit Höhen und Tiefen mit Wellen für beide Mannschaften" war es auch unmittelbar zu Beginn der zweiten Halbzeit, so hatte keine zwanzig Sekunden nach Wiederanpfiff abermals Zulji die Chance auf ein Blitztor, verfehlte den Kasten von FCS-Keeper Sousa aber hauchdünn. Besser machte es dann Felix Wäschle, der nach einem blitzsauber heraus gespielten Konter das Leder zur ersten FCS-Führung in dieser wilden und kartenreichen Partie einschoss (47.). Fortan sorgten beide Mannschaften weiter dafür, dass dem Publikum im sehr gut besuchten Hohentwielstadion nicht langweilig wurde, hielten die Schlagzahl am Maximum. Scheiterte ESV-Kapitän Nedzad Plavci in der 51. Minute noch an Alves Sousa, ließ er diesem fünf Minuten später mit der Innenseite aus gut neun Metern beim 2:2 keine Chance. Keine zehn Minuten später aber war es Niklas Vogt der für die nächste Hochkarätige für die an diesem Abend aufopferungsvoll spielenden Mannen von Daniel Wieser sorgte. Diese Möglichkeit sowie ein von Daniel Sousa parierter Rechtsschuss von Rene Greuter (74.) zeigten spätestens hier, dass in diesem Spiel kein Klassenunterschied zu erkennen, die Schlagzahl weiterhin sehr hoch war.
Mit Traumtor in die Verlängerung
Kurze Zeit später Stand wieder der an diesem Abend beste ESV-Akteur Nedzad Plavci im Mittelpunkt, ließ er dem FCS Keeper bei einem Foulelfmeter zur zweiten und letzten ESV-Führung in diesem Pokalfight (81.). Daraus folgend drückte das Verbandsliga-Team von Vice Barjasic immer mehr auf das 2:4, ließ aber zu seinem Ärger weitere Hundertprozentige liegen (84./88.). "Wir hatten die Entscheidung hier mehrfach auf dem Fuß, jedoch war der FC einfach bissiger und hat sich hierfür auch zu Recht belohnt", beteuerte der ESV-Trainer gegenüber dem WOCHENBLATT.
Dieser Lohn der hoch engagierten Wieser-Elf spiegelte sich im wohl schönsten Tor des Abends, einem 21-Meter Distanzkracher von Eigengewächs Rafael Freis zum 3:3 in der 89. Minute wider, womit die Zuschauer das bekamen, was dieses Spiel verdiente: eine Verlängerung. Hierin zeigten beide Teams, wie viel Saft sie noch im Tank hatten, wobei nun die Stunde der FCS-Joker schlug. So war es Frank Stark, der in der 95. Minute abermals nach einem überragenden Konter nur noch zum viel umjubelten 4:3 für die Heimmannschaft einschieben musste. In der Folge ließen beide Teams weitere Gelegenheiten durch Hajrudin Camdzic zum mittlerweile besser aufspielenden FC Singen (99.), sowie Plavci-Freistoß (100.) und einem glänzend parierten Schuss aus kurzer Distanz von Komlan Ihou (103.) aus. Und so kam es, wie es für den in der Verlängerung ineffizienten Südstern kommen musste: war es zunächst ebenfalls FCS-Joker Michael Svistunov, der frei auf ESV-Torhüter Coma zulaufend aus 13 Metern zum 5:3 einnetzte (105.), schraubte wiederum Frank Stark das Ergebnis in der zweiten Hälfte der Verlängerung noch auf 6:3 (110.). Der letzte Höhepunkt der Partie blieb jedoch beim ESV, als Fabrice-Andre Moosmann einen satten Schuss aus gut 25 Metern an die Latte setzte (117.).
Eigengewächs als "Gamechanger"
"Die Joker waren heute die Gamechanger", so FCS-Trainer Daniel Wieser. Vor allem für Rafael Freis habe es ihn sehr gefreut, dass er mit seinem Tor die Mannschaft im Wettbewerb halten konnte. "Die Mannschaft soll ihre tolle Leistung heute nochmal genießen. Sie hat ein Bild gezeigt, dass ich mir schon seit vielen Wochen von ihr gewünscht habe", so Wieser.
"Es war ein typisches Pokalspiel, in dem wir nicht alle unserer Chancen genutzt haben", attestierte ESV-Trainer Barjasic. Wir haben das Spiel zu schnell aufgegeben, der FC Singen tapfer dagegengehalten und steht daher verdient in der nächsten Runde."
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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