Ein »Unruhegeist« wird 70: Peter Peschka
»Ich hatte unglaubliches Glück«
Der direkte Weg ist ihm am liebsten. Noch besser sind natürlich Abkürzungen, um schneller ans Ziel zu kommen. Für leidige Umleitungen und störende Stolpersteine sorgt das Leben ja oft genug selbst. Nein, Peter Peschka ist kein Geduldsmensch oder Bedenkenträger. Kein Mann der feinen Klinge oder leisen Töne. Als Macher krempelt er die Ärmel hoch und packt Herausforderungen energisch an. Wenn ihn eine Idee begeistert, dann tritt er auch heute noch eine Lawine los, bis aus der Vision Wirklichkeit wird. Als Querdenker wechselt er gerne die Perspektive und hinterfragt auch sich, um einer Sache auf den Grund zu gehen.
Peter Peschka ist im Sternzeichen Löwe geboren. Und das ist er mit Haut und Haaren – dynamisch, vital, direkt und zielstrebig; mit herbem Charme und großem Herzen. Am 13. August 1947 geboren, feiert der langjährige geschäftsführende Verlagsleiter des Singener WOCHENBLATTs am Sonntag seinen 70. Geburtstag. Im Laufe der Jahre ist er milder geworden, aber ein unruhiger Geist geblieben.
Als Mann der klaren Worte und der Taten ist für ihn nichts schlimmer als Umständlichkeiten und Animositäten. Und – der »worst case« – wenn er nicht so kann, wie er will. »Dann werden Menschen wie ich gerne grätig, ranzig und zornig«, gibt er schmunzelnd zu. Dann kann schon mal ein Holzclogs fliegen, erinnert er sich. Der kam allerdings prompt zurück, traf ihn an der Stirn und bestätigte ihm schmerzhaft: Es kommt alles zurück im Leben – im Guten wie im Schlechten.
In Peter Peschkas Leben kam viel Gutes zurück. Denn, so der Fast-Siebziger: »Ich hatte unglaubliches Glück – mit Menschen, die mir halfen und mich unterstützten, obwohl ich bin, wie ich bin«.
Als kleiner Bub auf dem Hof in Finsterwalde, damals noch »Ostzone« genannt, genoss er eine behütete Kindheit als Lieblingsenkel seiner Großmutter, »einer großherzigen, gütigen Frau«. Die Erinnerung daran führte ihn nach langen Jahren noch einmal zurück in die Niederlausitz. Der Hof war noch da, aber das Gefühl von damals war weg. Erste Schatten fielen über die unbeschwerten Kindheitsjahre, als die Familie aus der DDR in den Westen flüchten musste. Sie wurde im westfälischen Siegen zwar wieder heimisch, aber, so Peter Peschka, »das Heimweh blieb«. Nach einer Kochlehre und dem Wehrdienst zog es den umtriebigen Jungkoch in die Schweiz. Dort fand er seinen zweiten Sehnsuchtsort, das Berner Oberland. »Das lieb’ ich heute noch«, lacht Peschka und freut sich schon auf einen Besuch in seinem Stammcafé in Thun, wo er genüsslich einen Kaffee trinkt und »einfach den Leuten zuguckt«. So beschaulich wie der Ruhestand klingt, waren die Lehr- und Herrenjahre des Peter Peschka nicht. Damals lockten Herausforderungen, Visionen ließen ihm keine Ruhe. Ob als Geschäftsleiter des Kaufhauskonzerns Bilka in Singen, als Leiter des Höri Hotels in Hemmenhofen oder als Geschäftsführer des Tuttlinger Wochenblatts und später als Verlagsleiter des Singener WOCHENBLATTs – Neues anpacken, erfolgreich aufbauen und seinen Stempel aufdrücken, das trieb ihn immer wieder an.
Allerdings nicht im Alleingang. »Alleine bewegst du gar nichts«, weiß er aus Erfahrung. Deshalb schätzt er umso mehr die Menschen, mit denen er etwas bewegen konnte. Dazu zählen Wegbegleiter aus den bewegten WOCHENBLATT-Zeiten wie Firmengründer Hans-Joachim Frese und seine Tochter Carmen Frese-Kroll, der frühere Geschäftsführer Paul Lutz, der langjährige Anzeigenleiter Claus Grossmann, Technikchef Kurt Kowahl und sein damaliger Stellvertreter Anatol Hennig. Neue Aufgaben waren die Spielwiesen für Peschkas Kreativität, Begeisterung und Energie.
Daraus wuchs so manche Erfolgsgeschichte wie die Broschüre »Singen vor Freude«, die ebenso zur Marke wurde wie der Politische Aschermittwoch. »Ich habe viel geschafft und manches geschaffen«, schaut Peter Peschka heute zurück. Dazu zählen sicher auch die Revitalisierung des Singener City-Rings und die Einrichtung des alemannischen Dorfs mit der Poppele-Zunft am Singener Stadtfest. Er ist Mitbegründer von Kiwanis Singen und kreiert noch heute mit seinen Koch-Brüdern Cuchi Singen exzellente Menüs für gute Zwecke. Der begeisterte Handballer zählte zu den Vätern der Handballspielgemeinschaft Hegau (HSG) Singen-Gottmadingen, mit der er die sportlichen Kräfte im Hegau bündeln wollte. Dem Singener WOCHENBLATT drückte Peschka mit Unterbrechung fast 30 Jahre seinen Stempel auf und machte das Unternehmen fit für die Zukunft. »Ich war sicher nie der angenehmste Zeitgenosse, aber ich musste dafür sorgen, dass der Laden läuft«, fasst Peschka im Rückblick zusammen. An die Zeit mit dem viel zu früh verstorbenen Hans-Joachim Frese denkt der »PP« ebenso gerne zurück, wie an die heißen Diskussionen mit dem langjährigen Chefredakteur Hans-Paul Lichtwald, mit dem ihm so mancher Husarenstreich gelang. Mit ihm richtete er das WOCHENBLATT neu aus und positionierte es im immer härter werdenden Konkurrenzkampf in der Medienlandschaft neu.
Sein untrügliches Gespür für neue Strömungen und Geschäftsideen attestiert ihm auch WOCHENBLATT-Verlegerin Carmen Frese-Kroll. Sie schätzt zudem den Mut und Kampfgeist ihres langjährigen WOCHENBLATT-Frontmannes, der immer gepaart mit Weitblick einherging. »Er verfolgte Ziele niemals verbissen, sondern immer der Sache wegen, um die es ging«, erinnert sie sich. Die facettenreiche Persönlichkeit des »Menschenfreunds Peschka« habe auch dazu geführt, dass »zwischen uns eine jahrelange Freundschaft mit großem Vertrauen und gemeinsamen Spaß an unterschiedlichen Aufgaben entstanden ist«, fasst die Verlegerin zusammen.
Ein besonderes »Kind« von Peter Peschka feierte dieser Tage seinen 800. Auftritt: Der »Bunte Hund«. In der wöchentlichen Kolumne des WOCHENBLATTs bellt und kläfft der knuffige Vierbeiner über Ungerechtigkeiten und Unsinnigkeiten, pinkelt so manchem der Großkopfeten ans Bein und prangert politischen Aufreger an. Denn die Politik treibt den »Alpharüden« »PP« noch immer um. Da hört er genau hin, kratzt hartnäckig an der Oberfläche und lässt seinem ausgeprägten Gerechtigkeitsempfinden freien Lauf.
Im Jahr 2010 übergab Peter Peschka die Verlagsleitung des Singener WOCHENBLATTs an Anatol Hennig, stand dem Verlag aber weiterhin beratend zur Seite. Seit damals widmete er sich mit viel Interesse und Engagement einer weiteren Herzenssache: der »Time out School Singen«, die Schulabbrechern eine zweite Chance gibt. Sie entstand über den Verein »Menschen helfen e.V.«, der ebenfalls ein Peschka-Projekt ist und jene Menschen unterstützt, die weniger Glück in ihrem Leben hatten.
Als Geburtstagsgeschenk wünscht sich »PP«, noch viel Zeit mit seinen beiden Enkelsöhnen zu verbringen, ab und an sein Lieblingsgericht Kartoffelbrei mit Stippe und weiterhin seinen (Un-)Ruhestand zu genießen.
Und dem WOCHENBLATT wünscht er – von Jubilar zu Jubilar: »Immer schön bissig bleiben und nicht vor den Karren spannen lassen«.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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