Mit Herz und Verantwortung
Der Weg zur Bestattungsfachkraft

Jacqueline Muzzi hat ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft im Juli 2024 abgeschlossen und betreut nun im Bestattungshaus Pietät Decker Hinterbliebene im Trauerfall.
 | Foto: swb - Bild: Juleda Kadrija
  • Jacqueline Muzzi hat ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft im Juli 2024 abgeschlossen und betreut nun im Bestattungshaus Pietät Decker Hinterbliebene im Trauerfall.
  • Foto: swb - Bild: Juleda Kadrija
  • hochgeladen von Juleda Kadrija

Vielen Menschen fällt es schwer, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten, in denen wir einen geliebten Menschen verlieren, wird uns schmerzlich bewusst, dass diese Person nie wieder zurückkehren wird. Gefühle wie Trauer, Schmerz und Angst begleiten uns, da der Verstorbene nicht mehr Teil unseres aktiven Lebens ist.
Bestattungsfachkräfte unterstützen Menschen in dieser schweren Zeit. Jacqueline Muzzi aus Rielasingen-Worblingen hat ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft im Juli 2024 abgeschlossen und arbeitet nun beim Bestattungshaus Pietät Decker in Singen, wo sie Hinterbliebene im Trauerfall betreut.

Von der Neugier zur Berufung

„Schon als Jugendliche habe ich mich für den Tod und die Frage, was nach dem Tod passiert, interessiert“, erinnert sich Jacqueline Muzzi. Eine Kollegin meiner Mutter, die als Floristin auch für Bestatter Blumen arrangiert, erwähnte die Ausbildung. Daraufhin habe ich recherchiert und festgestellt, dass dieser Beruf zu mir passt. Kurz vor meiner Bachelorarbeit bewarb ich mich beim Bestattungshaus Pietät Decker in Singen und wurde als Auszubildende eingestellt“, berichtet sie.

Die Ausbildung: Kaufmännisch und vielseitig

Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft dauert drei Jahre und ist, was viele nicht wissen, eine kaufmännische Ausbildung. „In ganz Deutschland gibt es nur drei Schulen, die diesen Beruf ausbilden. Die nächstgelegene Schule für mich war in Bad Kissingen. Die Schulfächer umfassen Themen wie Buchführung, Marketing, Recht, Trauerdruck, Unternehmensformen und Trauerpsychologie. Natürlich spielt auch das Thema Bestattung eine zentrale Rolle: Man lernt viel über verschiedene Bestattungskulturen und die hygienische Versorgung“, erklärt Jacqueline Muzzi. „Viele Interessierte denken, dass man hauptsächlich mit Verstorbenen zu tun hat, aber das macht vielleicht nur 20 % der Ausbildung aus“, ergänzt sie. Ein großer Teil der Ausbildung befasst sich mit Formalitäten, wie Beratungsgesprächen nach einem Todesfall, der Organisation der Bestattung oder der Abmeldung bei Renten- und Krankenkassen. Auch das Begleiten der Trauernden zum Friedhof, die Organisation und Dekoration der Trauerfeier sowie die Abholung des Verstorbenen vom Sterbeort, ob Pflegeheim oder Hospiz, gehören zur Ausbildung.

Ein Beruf mit vielen Facetten

„Für mich ist die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft etwas Besonderes. Man weiß nie, was einen am nächsten Tag erwartet und muss sich ständig auf neue Situationen einstellen“, betont Jacqueline Muzzi. Unterschiedliche Trauerfamilien bringen unterschiedliche Charaktere mit sich. Ob es um die Verabschiedung eines Menschen geht, der mit über 90 Jahren sein Leben gelebt hat, oder um jemanden, der durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall mitten aus dem Leben gerissen wurde – in jeder Situation ist Einfühlungsvermögen gefragt. „Eine Bestattung ist ein einmaliges Ereignis, bei dem kein Fehler passieren darf, da man ihn nicht wiedergutmachen kann. In diesem Punkt übernimmt man viel Verantwortung, die mit der Zeit wächst“, erklärt sie. Emotionale Reife, die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, sowie psychische und physische Belastbarkeit sind wesentliche Voraussetzungen für diesen Beruf – auch das Öffnen eines Grabes gehört zur Ausbildung.

Persönliches Wachstum durch die Ausbildung

„Seit der Ausbildung hat sich meine Einstellung zum Leben verändert. Ich werde täglich damit konfrontiert, wie schnell das Leben enden kann. Oft erreichen die Verstorbenen ein hohes Alter, was die Gespräche mit den Angehörigen anders gestaltet als bei einem plötzlichen Todesfall eines jungen Menschen“, erzählt Jacqueline Muzzi. Früher bedeutungsvolle Kleinigkeiten verlieren an Wichtigkeit. „Durch die Ausbildung erhält man neue Perspektiven. Man schätzt die Gesundheit und die Familie anders und ist dankbar, dass im eigenen Bekanntenkreis alle wohlauf sind“, erläutert sie. Neben dem persönlichen Wachstum ist auch die Dankbarkeit der Angehörigen von großer Bedeutung. „In dieser schwierigen Zeit sind die Hinterbliebenen sehr dankbar, dass ihnen jemand zur Seite steht und ihnen diese schwere Arbeit abnimmt“, erzählt Jacqueline Muzzi. Das Motto „Dienst an den Lebenden, Ehre den Toten“ wird hier gelebt und bedeutet für die Angehörigen eine große Entlastung und Unterstützung. Auch Interessierte an einem Praktikum sind herzlich willkommen, diesen Beruf näher kennenzulernen.

Autor:

Juleda Kadrija aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.