Des „Deutschen liebstes Kind“ unterm Hontes
Was den Singener Fußball aktuell auszeichnet

Im Jahr 1959 konnte der FC Singen mit dem Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft seinen bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern. | Foto: Stadtarchiv Singen
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  • Im Jahr 1959 konnte der FC Singen mit dem Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft seinen bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern.
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Nur wenige Städte in der Region können mit ihren dreizehn Fußballvereinen so viel vorweisen wie Singen. Dabei strotzt es beim „Deutschen liebstes Kind“ hier in der Stadt nur so vor Geschichte und Vielfalt.

Ein Verein, der die mit Abstand größte Historie vorweisen kann, ist der FC Singen. Gegründet im Jahr 1904 ist er der älteste Fußballverein der Stadt. „Tradition kann man nicht kaufen, nicht erzwingen, sie ergibt sich durch die langen Jahre, was wir, mal schlechter, mal besser, auch geschafft haben“, erzählt Marco Bold, erster Vorsitzender des FC Singen. Ganz aktuell musste der Verein den Abstieg in die Landesliga in Kauf nehmen, aber auch das würde ihn nicht umwerfen, da dieser in der Vergangenheit immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hatte. „Jedoch haben wir es in den 90er Jahren auch geschafft, mit allen aktiven Mannschaften gleichzeitig aufzusteigen“, erinnert sich Bold.
Als weiteres Highlight zählt ohne Zweifel die Trainertätigkeit von Johan Neeskens. Als größter Erfolg der Vereinsgeschichte gilt bis heute der Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft im Jahr 1959. Bis heute habe der Verein für Marco Bold nichts von seiner Strahlkraft verloren. Für Singen wäre es für Bold die Krönung, wenn mal drei Singener Mannschaften in der Verbandsliga spielen würden. „Das hat es im Südbadischen Fußballverband so noch nie gegeben.“

Die beiden Vereine, die dies zum ersten Mal in der Stadtgeschichte geschafft haben, sind der Türkische SV Singen und der ESV Südstern Singen. „Ich finde es sehr schön, dass wir ein Derby in der Verbandsliga haben“, zeigt sich ESV-Präsident Labinot Nikqi, stolz. Der Mann, der den Verein Anfang 2020 als Tabellenletzter der Kreisliga A übernahm und ihn bis in die Verbandsliga führte. „Wir haben in den viereinhalb Jahren so viel erreicht, was manche in 50 Jahren nicht erreichen konnten.“ Auch Sükrü Özcan, seit 2016 Manager des Türkischen SV, ist stolz, den Verein nun mit deren prominenten Trainer Ali Günes in der Verbandsliga präsentieren dürfen. „Zwei Vereine aus einer Stadt gibt es in der Verbandsliga nicht immer.“ Jedes Spiel werde ein Leckerbissen sein, freut sich Özcan. Wie für den ESV Südstern ist auch für den TSV-Manager Integration sehr wichtig. Für ihn spiele Hautfarbe und Religion keine Rolle. „Unsere Religion ist der Ball. Wer das respektiert, ist willkommen.“ Beide Vereine pflegen untereinander ein sehr freundschaftliches Verhältnis, was auch Labinot Nikqi zu schätzen weiß. „Das sind meine Freunde.“ Hier werde man in allen Bereichen von unseren Freunden und Familien unterstützt. „Da wo die Familien und Kinder sind, das kann man Sport nennen.“

Ein wichtiger Baustein, der den Fußball in Singen enorm voranbrachte, ist der im Jahr 2016 ins Leben gerufene Jugendförderverein (JFV). „2012/2013 haben wir den Singener Jugendfußball genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass fast alle Vereine keine durchgängige Jugend mehr hatten, die Sportplätze waren leer“, erzählt der stellvertretende Jugendvorstand Robert Zubcic. „Uns ging es darum, das Thema Jugendfußball und Integration verbinden“, so Zubcic. Das Konzept des JFV ist simpel: der Verein übernimmt die Jugendarbeit von der D- bis zur A-Jugend. „Die meisten Kinder gehen in diesem Alter nämlich auf die weiterführenden Schulen und hatten eine Nähe zu ihrem Stammverein“, erklärt Zubcic. 2016 begann der Verein im Bereich Breiten- und Leistungssport, zeigte auf jeder Anlage Präsenz.
„Fußball ist ein Mannschaftssport, der davon lebt, gefordert und gefördert zu werden“ sagt Zubcic. Durch den seither auf aktuell 400 Kindern, 40 Trainern und 20 Mannschaften angewachsenen JFV begann der Singener Jugendfußball wieder zu leben. „Bei unseren Spielern sehe ich es überhaupt nicht, dass Migration ein Thema ist. Das ist die höchste Form von Integration“, erklärt Sportvorstand Stefan Hangarter. „Aktuell haben wir zwei A-Jugendliche im zweiten Jahr, die nun beim Türkischen SV im Verbandliga-Kader sind“, so Robert Zubcic. Für Stefan Hangarter sei es von großer Bedeutung, wenn die Jugendlichen am Ende auch wieder zu ihren Stammvereinen zurückkehren. „Prinzipiell geht es immer darum, dass wir am Ende auch das Beste für die Jugendspieler erreichen wollen.“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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