Klimaschutz als dominierendes Thema am Neujahrsempfang in Bohlingen

»Wir fangen nicht bei Null an«

Singen-Bohlingen. Spannende Aussichten gab es am diesjährigen Neujahrsempfang 2020 am Dreikönigstag im Weihbischof-Gnädiger-Haus in Bohlingen, das bis auf den letzten Platz besetzt war. Neben den traditionellen Rückblicken und Ausblicken für Bohlingen durch Ortsvorsteher Stefan Dunaiski wurden auch die Grußworte und der Ausblick auf die Entwicklung der Gesamtstadt Singen durch Oberbürgermeister Bernd Häusler und den Gastvortrag »Unser Wald – Unsere Gesellschaft im Klimawandel« von Prof. Dr. Rainer Luick von der Hochschule Rottenburg mit großer Neugierde erwartet.

Die Themen Klimaschutz, Klimawandel und das Insektensterben dominierten dieses Jahr. Bei seinem Ausblick zeigte sich Oberbürgermeister Bernd Häusler weitblickend, als er davon sprach, dass die Rahmenbedingungen des wirtschaftlichen Horizontes nicht mehr ganz so rosig aussähen, aber die Stadtentwicklung dennoch positiv sei. Die Groß- und Mittelständler würden nach wie vor in ihre Produkte, Betriebe und deren Innovationen investieren. Damit würden sie in unsere Arbeitsplätze investieren. In Singen gäbe es 27.000 Arbeitsplätze mit 17.000 Einpendlern. Das würde sich inzwischen als Problem darstellen, denn diese müssten mit ihrem PKW nach Singen kommen. Dazu kämen 8.000 Auspendler, die ebenfalls auf einen PKW angewiesen seien.

Singen würde nach wie vor wachsen. »Überall stehen Kräne, es wird investiert. Aber die Flächen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung«, mahnte er, denn nicht jede Fläche dürfe gerade auch wegen des Klimaschutzes bebaut werden. Die neu geschaffene Infrastruktur am Bahnhofsvorplatz und der neue Stadtbus solle die Mobilitätsvielfalt erweitern. Häusler war sich sicher, dass es zukünftig leichter sein werde, mit dem Fahrrad zur Bahn zu wechseln. Doch der PKW gehöre dazu und werde bleiben.

Ausführlich stieg der Oberbürgermeister auf die Klimadebatte ein, indem er auf ein Positionspapier der »Fridays for Future-Bewegung« verwies. »Viele aufgeführten Punkte bearbeiten wir schon lange. Wir fangen nicht bei Null an«, unterstrich er und demonstrierte zahlreiche Beispiele wie das ausschließlich durch die Sonne beheizte Aachbad aus dem Jahre 2004 oder die heizungslose Stadthalle. Durch die Umstellung auf LED-Beleuchtung in der Stadt seien eine Million Kilowattstunden Energie eingespart worden. Biodiversität, Blühstreifen, ein in Singen geltendes Glyphosatverbot und nachhaltiges Bauen bei neuen Gebäuden im öffentlichen Bereich ergänzten die Maßnahmen.

Auch für den Ortsvorsteher Stefan Dunaiski war das große Thema der Klima- und Insektenschutz. Bedeutende Signale hätten die zwei Veranstaltungen »Sigwarths Umweltgespräche« gegeben, die auf sehr großes Interesse gestoßen seien und dieses Jahr fortgesetzt werden würden. Im Hinblick auf den Gastredner Prof. Dr. Rainer Luick stellte er die Frage, wie in Bohlingens Umgebung der Wald einmal aussehen muss, damit er den Anforderungen gerecht wird. Er mahnte aber auch, dass Naturschützer und die Landwirte aufeinander zugehen müssten und lobte die Vorschläge von Landesvater Winfried Kretschmann.

Weiterhin berichtete er über das Baugrundvergabeverfahren. »Die erste Runde ist abgeschlossen. Es konnten nicht alle Plätze vergeben werden« und zeigte auf, dass diejenigen, die auf den unteren Warteplätzen standen, nun wieder eine neue Chance bekämen. Zehn Plätze seien wieder zu vergeben. Schließlich fand er noch klare Worte, als er den Dorfladen ansprach, denn der Laden hätte sich im Sommer nur halten können, weil 25 Tourismusgäste regelmäßig eingekauft hätten. Im Winter stehe die Existenz des Ladens auf dem Spiel. »Kauft bitte regional ein, sonst ist der Laden weg«, appellierte er an das Verantwortungsbewusstsein der Gäste.

Die gelungene Neujahrsansprache wurde durch den Aachtalchor feierlich und unterhaltsam umrahmt.

- Stefan Mohr