In Extremo zum vierten Mal beim Hohentwielfestival
Wenn sogar die Burggeister headbangen

Vollgas Mittelalter-Rock vom Allerfeinsten in einem perfekten Setting gab es von den deutschen Legenden dieses Genres, "In Extremo", am 26. Juli auf dem Hohentwiel. | Foto: Philipp Findling
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  • Vollgas Mittelalter-Rock vom Allerfeinsten in einem perfekten Setting gab es von den deutschen Legenden dieses Genres, "In Extremo", am 26. Juli auf dem Hohentwiel.
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Singen. Mittelalter-Rock passt auf eine Festungsruine wie es der Hohentwiel selbst zu Singen tut. Dies bewiesen am Freitag, 26. Juli zum nun vierten Mal wieder die Männer von In Extremo bei einem wortwörtlich heißen Auftritt.

Schon beim Weg auf den Singener Hausberg merkte man die Vorfreude der Freunde des Rock und Metal, zog sich die Warteschlange schon bis 600 Meter nach der Infostation des Hohentwiel, viele Verkleidungen wie für dieses Event gemacht. Abermals konnten die Veranstalter ausverkauft melden bei der Berliner Band, die sich seit mittlerweile 29 Jahren zur festen Größe des deutschen Mittelalter-Rocks zählen und auf großen Festivals wie dem weltberühmten Wacken-Festival aufspielen dürfen. 
Dabei hat die kleine Gemeinde in Schleswig-Holstein eines nicht, was Singen hat: eine Burg. Solche Locations weiß die Bands nicht nur aufgrund ihrer Musikrichtung sehr zu schätzen, absolvieren sie regelmäßig Burgen-Touren. So auch in diesem Jahr, in dem die Tour unter dem Motto "Carpe Noctem" steht. 
Bevor jedoch die sechs Mannen die Bühne betraten, sorgte die kroatische Metal-Band Manntra für ordentlich Head-Bangen und Feuer, welches bei den meisten der mitreißenden Songs zum Einsatz kam. Für ein Highlight sorgte die Band kurz vor Ende deren Auftritts, als der "Totenkopf"-Gitarrist auf einem Surfbrett durch die Menge zog.

"Wie haben wir euch vermisst"

War das durchweg gemischte Publikum von Jung bis Alt auf dem ausverkauften Gelände der Unteren Festung schon jetzt in bester Rockerlaune, stieg diese schlagartig an, als endlich ihre Idole von In Extremo um Frontmann Michael Robert Rhein alias "Das letzte Einhorn" zum Intro von "Wintermärchen" die Bühne betraten. Schon hiernach zeigten sich die Musiker sichtlich begeistert, nach langer Zeit wieder auf dem Hohentwiel zu spielen. "Mann, wie haben wir euch vermisst", schrie Das letzte Einhorn in die Menge, ehe es nahtlos weiterging mit dem Song "Troja" wo nicht zum ersten Mal bei diesem Auftritt wieder Feuer und Pyro gezündet wurde. 
Es folgte der erste Auftritt von André Strugala alias Dr. Pymonte auf der Harfe, als dieser das wundervolle Intro zu "Vollmond
spielte. Dabei musste Das letzte Einhorn nicht einmal die ersten Zeilen selbst singen, dies übernahmen die an diesem Abend textsicheren Zuschauer.
Mit "Herr Mannelig", einer schwedischen Ballade mit dem wunderschönen Schalmei-Spiel von Marco Ernst-Felix Zorzytzky alias Flex der Biegsame, zeigte die Band, wie sprachlich vielseitig sie doch ist - sehr zur Freude des Publikums. Von der Band gewohnt flott und zackig weiter ging es mit den Songs "Kompass zur Sonne" und "Unsichtbar", ehe mit "Wolkenschieber" die Premiere der Single aus dem gleichnamigen neuen Album zum Besten gegeben wurde. Wiederum nordisch wurde es mit der sehr dynamischen norwegischen Medieval-Ballade "Villeman og Magnhild". Einem Lied, in welchem Magnhild, die in einem Fluss ertrinken wird, Villemann ihr jedoch mit einer Brücke zur Flucht verhilft, ehe die Dame von einem Troll vor dem Ertrinken gerettet wird. 

Thematisch schwerer Klassiker

Nach diesem textlich wunderschönen Lied folgte mit "Lieb Vaterland, magst ruhig sein" ein wahrer, thematisch sehr schwerer In Extremo-Klassiker, der weder auf einer Burgen-Tour, noch auf Wacken fehlen darf und durch die letzten Jahre leider wieder an Aktualität gewonnen hat. Im Anschluss hieran gab es abermals eine Song-Premiere, diesmal sangen die Berliner "Unser Lied". Ein Werk, so Das letzte Einhorn, "welches wir noch nie geprobt haben." Beim "Rasend Herz" konnten die Geister des Hohentwiel erstmals an diesem Abend eine für Metal-Konzerte bekannte, wenn auch etwas kleinere "Wall of Death" beobachten.
Weiter zogen Band und Publikum nun in den "Sängerkrieg", wozu die beeindruckende Menge mit einem brüllend lautem "Ho Ho" einen nicht unwesentlichen Teil beitrug. Vor dem nächsten Song "Moonshiner" lobte Das letzte Einhorn einen "guten Vater" in der ersten Reihe, der seine kleine Tochter für das Konzert mit großen Kopfhörern ausstattete. "Ganz schön mutig, dass du bei dem Lärm hier vorne stehst", so der Sänger, bevor er gemeinsam mit den Zuhörern "die Toten weckte".

Ein "freies" Hohentwiel-Publikum

Am wahrscheinlich lautesten an diesem Abend wurde es bei "Frei Zu Sein" aus dem Jahr 2008 sowie "Sternhagelvoll". Einem Song, der trotz seines Inhalts eine gewisse, musikalisch einzigartige Melancholie mit sich brachte und dank dem sangesfesten Publikum schier nicht enden wollte. Nach der mehr als gelungenen "Feuertaufe" mit dem Singener Publikum, welches an diesem Abend klar in der Unterzahl war ("Willkommen in eurer Heimat"), verabschiedeten sich die sechs Berliner zunächst von der Bühne. Jedoch, um keine Minute später wieder mit "Rotes Haar", dem legendären "Spielmannsfluch" und dem traditionellen estnischen Lied "Pikse Palve" für drei kraftvolle Zugaben, wieder mit sehr viel Feuer, zurückkehrten und ein Konzert beendeten, welches nicht nur den Burggeistern des Singener Hausbergs noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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