Neues Angebot für Zug- und Busreisende
Wann sich das 49-Euro-Ticket lohnt

Wohin geht die Reise? Das 49-Euro-Ticket soll mehr Menschen in den öffentlichen Nahverkehr locken. swb-Bild: Oliver Fiedler
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Kreis Konstanz. Bahnvielfahrer und Pendler haben nun Gewissheit: Ab dem kommenden Jahr können sie deutschlandweit den öffentlichen Nahverkehr für monatlich 49 Euro nutzen. Der Nachfolger des 9-Euro-Tickets - das Deutschlandticket oder auch 49-Euro-Ticket genannt -  soll finanziell entlasten und mehr Menschen vom privaten Auto in Bus und Bahn locken.

Noch sind aber nicht alle Fragen zu dem Deutschlandticket beantwortet. Unsicher ist etwa, wie lange das 49-Euro-Ticket diesem Namen gerecht wird. Denn der Preis ist keineswegs in Stein gemeißelt. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass ab 2024 ein „automatischer Inflationsausgleich“ gilt. Soll heißen: Das Ticket kann dann teurer werden.

Große Zweifel an Start im Januar

Dass Zugreisende das 49-Euro-Ticket bereits zum Start des neuen Jahres in Händen halten können, ist für Ralf Bendl allerdings unrealistisch. Der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Hegau-Bodensee (VHB) sieht noch Details, die abschließend geklärt werden müssen. „Eine Einführung bereits zum 1. Januar scheint nicht umsetzbar zu sein“, sagt er.

Keinerlei Zweifel lässt VHB-Geschäftsführer Bendl hingegen daran aufkommen, dass Fahrgäste, die bereits ein Abo haben, auf das 49-Euro-Ticket wechseln können. „Der VHB wird eine kundenfreundliche Lösung anbieten“, verspricht er. Doch auch hier gibt es Details zu klären. „Der VHB wird informieren.“

Hunderte Euro an Einsparpotenzial

Fest steht aber, dass in dem Deutschlandticket Sparpotenzial für Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs liegt. Ralf Bendl rechnet konkret vor: Ein Fahrgast, der regelmäßig über drei Tarifzonen von Engen nach Gaienhofen fährt, nutzt das Jahresabo für 766,80 Euro. Für das neue Ticket sind im gleichen Zeitraum 588 Euro fällig. „Er spart im Jahr also 178,80 Euro.“

Eine Fahrt über mehr als drei Zonen, beispielsweise von Engen nach Konstanz, kostet Reisende mit einem Jahresabo monatlich 78,30 Euro. Auf ein Jahr hochgerechnet schlägt die regelmäßige Zugfahrt mit rund 940 Euro zu Buche. Mit dem Deutschlandticket ist damit eine Einsparung von rund 350 Euro im Jahr möglich.

Für Senioren und Schüler geht es günstiger

Diese Rechnungen gelten aber ausdrücklich für das reguläre Jahresabo für Erwachsene. „Für Schüler und Senioren sieht es anders aus“, stellt Ralf Bendl klar. Senioren beispielsweise zahlen laut Preisliste für Fahrten im VHB-Gebiet im Jahresabo 46 Euro monatlich. Solange sie im Gebiet des Verkehrsverbunds unterwegs sind, fahren sie mit dem bestehenden Angebot also günstiger.

Schüler fahren ab März 2023 in Baden-Württemberg mit dem geplanten Jugendticket im Nahverkehr für 365 Euro im Jahr. Auch für sie dürfte das 49-Euro-Ticket somit eine eher geringe Bedeutung haben. Rechnen müssen Fahrgäste, die bisher eine Bahncard 25 oder 50 nutzen. Diese brachten bereits beim 9-Euro-Ticket keine Vergünstigungen und auch beim 49-Euro-Ticket wird sich das wohl nicht ändern.

So reagieren die Abgeordneten der Region auf das 49-Euro-Ticket

Der VHB-Geschäftsführer ist sich sicher, dass nicht nur bestehende Kunden das 49-Euro-Ticket nutzen werden. „Es wird eine Nachfrage entwickeln“, sagt er. Zwar sei es nicht so günstig wie sein Vorläufer - das kurzlebige 9-Euro-Ticket. Das Deutschlandticket sei aber nicht nur deutschlandweit gültig, sondern auch dauerhaft angelegt. „Das wird wirken und neue Kunden ansprechen.“

Zehn Prozent mehr Fahrgäste

Auch seitens der Deutschen Bahn stellt das Deutschlandticket eine willkommene Neuerung dar. „Wenn die Nutzung einfach ist, dann steigen immer mehr Menschen auf die klimafreundlichen Busse und Bahnen um“, sagt eine Bahnsprecherin auf Anfrage des Wochenblatts. Während den drei Monaten des 9-Euro-Tickets seien im Schnitt rund zehn Prozent mehr Fahrgäste im Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona. „Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt.“

Gar von einer Revolution in der alltäglichen Fortbewegung spricht Evelyn Palla, DB-Vorständin Regionalverkehr. „Reisende können bundesweit in jeden beliebigen Regionalzug oder Linienbus einsteigen, ohne sich Gedanken über Tarif- oder Ländergrenzen zu machen.“ Das 49-Euro-Ticket sei ein starkes Argument, vom Auto auf „klimafreundliche Verkehrsmittel umzusteigen“.

Verträge verhindern zusätzliche Fahrten

Eine steigende Nachfrage könnte aber auch zur Folge haben, dass bestehende Kapazitäten überstiegen werden und sich Fahrgäste mit überfüllten Zügen zurechtfinden müssen. Eine kurzfristige Lösung dafür wird es aber wohl nicht geben, wie Alexandra Bernauer, Referentin für Marketing und Qualität bei der SBB GmbH, mitteilt.

„Unsere Verträge mit dem Land Baden-Württemberg sind bis 2027 geschlossen. Hierin sind Fahrplan und Kapazitäten festgelegt“, sagt sie. „Als Betreiberin können wir somit nicht frei über zusätzliche Fahrten oder Waggons entscheiden.“ Die SBB stehe aber bereits länger mit dem Land Baden-Württemberg und dem Kreis Konstanz in Bezug auf einen Viertelstundentakt im Gespräch. „Je nachdem, inwiefern es zur Nachfragesteigerung durch das 49-Euro-Ticket kommt, wird diese Diskussion sicherlich bekräftigt.“

Die Erfahrungen während des 9-Euro-Tickets hätten gezeigt, dass gerade in Urlaubszeiten zahlreiche Fahrgäste die günstige Anreisemöglichkeit nutzen, um Urlaub am Bodensee zu machen, sagt Alexandra Bernauer. Dieses Verhalten werde sich möglicherweise auch beim 49-Euro-Ticket wiederholen.

"Sollte sich diese Vermutung bestätigen, werden wir - wie bereits im 9-Euro-Sommer - für den Einsatz zusätzlicher Doppeltraktionen werben", betont die SBB-Sprecherin. Das bedeutet, dass die Züge dann mit doppelten Kapazitäten fahren und zusätzlicher Platz für Fahrgäste vorhanden ist. "Die Entscheidung liegt jedoch nicht in unserer Hand."

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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