Kriegsmappe zum 125. Geburtstag in Singen
Wagnis mit Otto Dix
Singen (of). Der in der Region als »Höri-Künstler« verehrte große Maler Otto Dix würde in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiern. Ein Grund für den Leiter des Museumsleiter in Singen, Christoph Bauer, das sehr vielschichtige Werk des Künstlers aus einer ganz besonderen Warte zu präsentieren, die wahrscheinlich auch einen dramatischen Bezug zu unserer aktuellen Zeit hat. »Krieg« lautet der Titel der Ausstellung, die am kommenden Freitag, 14. Oktober, 19.30 Uhr, im Singener Kunstmuseum eröffnet wird und im Obergeschoss des Museums dann bis zum 4. Dezember zu sehen sein wird.
Gleich mehrere Gründe nennt Christoph Bauer als Auslöser für die Wahl dieser Ausstellung, denn zum einen sieht der er die Gesellschaft im dritten Jahr des Gedenkens an den 1. Weltkrieg vor 100 Jahren, der auch Otto Dix entscheidend prägte, auch wenn Bauer Dix nicht als »Antikriegsmaler« sieht angesichts seiner Rolle als Soldat und MG-Schütze damals, auch wenn Dix das Grauen dieser Zeit danach sehr dramatisch aufgearbeitet hat.
Zum anderen ist das Thema Krieg und die aktuelle Berichterstattung darüber gerade höchst virulent, auch durch neue Medien, die die Menschen sozusagen zu Zeugen realer Auseinandersetzungen bis hin zu Hinrichtungen machen.
Von Dix wird im Rahmen der Ausstellung eines seiner Weltkunstwerke gezeigt: die Mappe »Der Krieg« gilt auch als eines der letzten Zeugnisse aus Künstlerhand über das grauen des Krieges, eine Rolle, die später dann meist die Fotografie übernommen hat. Die Bilder der Mappe sind eine Leihgabe des Kunstmuseum Albstadt und in ihrer Darstellung des Grauens so drastisch, dass die Ausstellung auch erst ab 18 Jahren zugänglich ist!
Gegenübergestellt werden die Bilder dieser Mappe den Fotografien von Pulitzer-Preisträgerin Anja Niedringhaus (sie wurde bei einem Einsatz in Afghanistan im Jahr 2014 erschossen), die für ihre Berichte nur in Farbe arbeitete, für ihre Ausstellung aber das Genre der schwarz-weiss-Fotografie wählte und die durchaus auch Blicke in den Alltag suchte. Ein weiterer zeitgenössischer Kriegsberichterstatter ist Christoph Bangert (Jahrgang 1978) , der unter anderem für Medien wie dem »Stern« oder »Neue Zürcher Zeitung« oder auch »New York Times« unterwegs war, dessen Bilder aber zum Teil nicht veröffentlicht wurden wegen der drastischen Abbildung von Gewalt und der als eine Reaktion aus solchen Bildern sein viel diskutiertes Buch »War Porn« machte.
Die Ausstellung in Singen wird sicher Diskussionen auslösen, ist sich Christoph Bauer sicher. Vor allem die Frage, ob man angesichts medialer Bilderfluten solche Bilder in einem Museum gezeigt werden sollen. Für ihn geht es auch um die Einordung, um die Frage nach »Realismus« oder »Wahrhaftigkeit«. Eine ganze Reihe von Zitaten verschiedener Akteure sind bewusst ein weiterer Teil dieser Ausstellung.
Zur Ausstellung gibt es das Angebot von Führungen (die nächste ist am 23. Oktober, 11 Uhr) und auch museumspädagogische Projekte durch Thomas Mayr. Am Donnerstag, 27. Oktober, von 9.30 bis 11.30 Uhr findet ein »Kunstfrüstück« des Bildungswerk Singen statt, zu dem eine Anmeldung unter www.bildungswerk-singen.de nötig ist.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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