Handelsverbandstag sucht Lösungen
Waffengleichheit für stationären Handel
Singen. Dass der Online-Handel ein immer größerer Konkurrent für die Händler in den Innenstädten wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch das Thema Steuerschlupflöcher für Online-Megahändler sind den stationären Handel ein Dorn im Auge. Nur zwei Themen beim Handelsverbandstag, der am Donnerstag im Hotel Lamm stattfand und zu dem im zweiten auch der CDU-Europaabgeordnete Dr. Andreas Schwab hinzustieß. Auch das Thema digitale Mehrwertsteuer-Rückerstattung war mir mit einem guten Dutzend Händlern aus der Region ein Thema der knapp vierstündigen Veranstaltung.
Der Umsatz im Online-Handel beträgt für 2018 53,8 Milliarden Euro und steigt seit 2014 kontinuierlich pro Jahr um etwa fünf Milliarden Euro an, so Utz Geiselhart vom Handelsverband Südbaden. Er rät zu einer »vitalen Innenstadt« mit Erlebnisatmosphäre, Vielfalt der Geschäfte und hohe Besucherzahl. Von hoher Bedeutung seien Erreichbarkeit und Parkraum, Ausdifferenzierung der Geschäfte sowie der Service, denn hier unterscheide man sich deutlich vom Online-Handel, so Geiselhart.
Nicht nur der Ortsvorsitzende des Handelsverbands Singen, Hans Wöhrle, wünscht sich künftig mehr Waffengleichheit. Fotohändler Reiner Wöhrstein lobte die Stadt Singen für die Neugestaltung der Innenstadt. Dennoch würde er sich statt einer sehr langen Fußgängerzone lieber tolle Fachgeschäfte auf engem Raum wünschen. Seine Kritik an den rückläufigen Umsätzen am verkaufsoffenen Sonntag, konterte Dr. Gerd Springe von Singen Aktiv, der sich für die Gesamtfrequenz der Stadt eine Beteiligung aller Händler beim verkaufsoffenen Sonntag wünscht. Otto Schweizer vom gleichnamigen Sporthaus regte an, dass man sich außer am verkaufsoffenen Sonntag auch an anderen Tagen vor dem Geschäft präsentieren könne – schließlich müsse man den Kunden Mehrwert bieten, doch leider werde dies durch Regelungen der Stadt untersagt.
Oberbürgermeister Bernd Häusler versprach den Singener Händler, dass man mit dem Einzelhandelskonzept bislang gut gefahren sei, weiter festzuhalten. Für den Radolfzeller Händler Hermann Kratt bringe die Seemaxx-Erweiterung gerade von Donnerstag bis Samstag mehr Frequenz in die Stadt, doch könne er über Umsatzveränderungen keine Aussagen treffen.
Die Einzelhandelsumsätze in den Städten der Region sind weiter steigend, wie Bertram Paganini von IHK Hochrhein-Bodensee erklärte. In Konstanz von 696,41 (2014) auf 736,07 Milliarden Euro (2016/17), in Singen von 475,35 (2014) auf 504,62 Milliarden Euro (2016/17) und in Radolfzell von 197,97 (2014) auf 203,26 Milliarden Euro (2016/17). Auch die Zentralität ist laut Zahlen der GMA mit 188,3 in Singen weiter hoch, in Konstanz beträgt sie 140,5 und in Radolfzell 105,1. Im Unterzentrum Gottmadingen ist die Zentralität 128,6, so die Zahlen der GMA.
Bei der anschließenden Diskussion mit dem Europaabgeordneten Dr. Schwaab stieß dessen Argumentation, einzige Lösung um die Steuerschlupflöcher für »Internetriesen« zu schließen, sei eine einheitliche europäische Lösung auf Unverständnis. Beispielsweise schlug Michael Schelle vor, die praktizierte Lösung aus der Baubranche auf das Internet zu übertragen.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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