Kurz vor der Firmenübergabe verstorben
Trauer um Buchhändler Christoph Greuter
Singen. Die Nachricht machte bereits am letzten Wochenende die Runde und eigentlich wollte sie niemand so recht glauben. Doch bald bestätigte sich, dass es für Christoph Greuter (55) kurz vor dem Ziel doch nicht mehr gereicht hatte, für die Übergabe seines Unternehmens, die für den 1. Juli angesetzt ist. Bereits am Dienstag preschte die Börsenzeitung des Deutschen Buchhandels vor, um die Nachricht vom Tod des engagierten Buchhändlers bundesweit zu verbreiten. Christoph Greuter war am Freitag, 17. Juni, nach lang bekämpfter Krankheit überrschend für alle verstorben.
Im März hatte, für viele überraschend, Christoph Greuter per Medienmitteilung die Übernahme seiner derzeit vier Filialen in Singen, Radolfzell, Tuttlingen und Rottweil mit rund 40 Mitarbeitenden an den Oberpfälzer Buchhändler Rupprecht bekanntgegeben. Heute ist damit der Hintergrund durchaus klarer.
Christoph Greuter hatte die 1951 gegründete Buchhandlung 2006 gänzlich von seinen Eltern Michael und Hanni Greuter übernommen gehabt und bald ausgebaut. Und das in vielen Punkten beispielhaft, mit Blick auf einen Markt, der zwar immer mehr in Richtung "online" tendierte, aber der doch eben vom persönlichen Kontakt, vom Rat der leidenschaftlichen Buchhändler lebt. Christoph Greuter hatte diese Gratwanderung mit viel Herzblut für den stationären Handel beschritten - und vor allem im Team mit seinen Mitarbeitenden, die sich immer als Botschafter des Buchs verstanden haben.
Das kam nicht nur bei den KundInnen sehr gut an: Das Unternehmen wurde im Jahr 2020 mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet, schon 2015 gab es, vor allem durch die Verknüpfung von digitalen und analogen Handel, den „Zukunftspreis Handel in Baden-Württemberg“. Dieses Niveau werde auch nach der Übernahme durch die Buchhandlung Rupprecht gepflegt, ebenso wie die sehr eigenständige Arbeitsweise aller Mitarbeitenden, die ja durch ihre Verankerung in der Region eine Stärke der Buchhandlung sind, vermittelte der damals mit der Nachricht der Übernahme.
Vor allem die letzten zwei Corona-Jahre stellten da eine besondere Herausforderung auch für den Buchhandel dar: das Unternehmen unternahm viele Aktivitäten, um trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen nah bei den Kunden zu bleiben, zum Beispiel mit einem Lieferservice per Lastenrad - als Antwort auf die anonym globalen Superhändler. Greuter war auch einer der ersten Mitstreiter der einstigen "Buy Local"-Bewegung, die den Kunden deutlich machen sollte, wie wichtige eine lebendige Innenstadt als Lebenstreffpunkt ist - und welche Rolle die inhabergeführten Geschäfte dabei spielen, mit Händlern, die eben ihre Heimat damit zum Lebensort machen. Genau das wurde ja auch in seinen Filialen gepflegt - obwohl das Unternehmen auch "online" durchaus agil am Markt vertreten war. Viele Aktionen vor Ort, das Buch zum Erleben über die Autoren, das machte Greuter aus.
Die Übergabe der Buchhandlung an die Buchhandlung Ruprecht war eine Zukunftsoption. Sie wird trotzdem umgesetzt, zum 1. Juli, wie dort zu erfahren war.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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