Tag des offenen Denkmals im Singener Café Hanser
Nostalgie - Charme - Ambiente
Singen (ly). Seit 1934 hat sich das altehrwürdige Cafe Hanser nicht verändert ist ist im Originalzustand erhalten. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Cafehaus Tradition gehegt und gepflegt sowie darauf geachtet die Inneneinrichtung beizubehalten. Dazu zählen die Kassettentüren, Lampen sowie Tische, Stühle und Elemente des Art Deco.
Für Tilo Brügel, Untere Denkmalschutzbehörde-Singen ist es bestimmt jedes Jahr aufs Neue kein leichtes Unterfangen noch ein historisches Gebäude in Singen der Öffentlichkeit anlässlich des Tags des Denkmals zu präsentieren. Viel historische Gebäudesubstanz fiel und fällt immer noch der Abrissbirne zum Opfer.
Im Cafe Hanser, zugleich auch Konditorei, hat sich ein denkmalgeschütztes Gebäude gefunden welches Geschichte aus jeder Pore atmet. Und darauf achtet Pächter Nino Merusic auch weiterhin. Er wollte, nachdem er das Cafe Hanser von Fritz Lutz gepachtet hatte, weiterhin hochwertige Konditorenware anbieten was ihm und seiner Frau, die ebenfalls als Konditorenmeisterin im Betrieb mitarbeitet, durchaus gelungen ist.
"Als ich damals aus meiner Heimatstadt Sarajevo nach Deutschland kam und das Cafe Hanser gesehen habe, habe ich mich gleich erkannt", lobte Merusic die Cafehaus Atmosphäre. "Auch das gehört für mich zur Tradition, namlich das der Name Cafe Hanser erhalten bleibt," so der Konditormeister.
"Die Zeit ist hier stehen geblieben", schwärmte Tilo Brügel vor rund 50 Interessierten. Auf die stadtgeschichtliche Thematik auch rund ums "Hanser" ging Tilo Brügel ein indem er die damaligen baulichen Nachbarschaften erwähnte wie das schräg gegenüber stehende stattliche Hotel Schweizerhof, welches 1965 einem gesichtlosen Betonneubau "weichen musste". Oder dem 1974 tiefgreifenden städtebaulichen Einschnitt gegenüber des Cafes Hanser, bei dem der Biergarten sowie das Gasthaus Alte Post dem heutigen Karstadt-Bau zum Opfer fiel.
Dass das Cafe Hanser ein geschichtsträchtiger Ort ist davon berichtete der damalige Polizist und heutige Ruheständler Wolfgang Seliger der im Mai 1977 aktiv dabei war einem Hinweis nachzugehen, dass sich im "Hanser" zwei gesuchte RAF (Rote-Armee Fraktion) Terroristen befinden."Für mich als damals 20jähriger der Super-Gau", schilderte Seliger.
Zur Stadtgeschichte des Cafe Hanser gehört jedoch auch die große Ausgrabung 1963 zwischen Cafe und Bahnhof bei denen insgesamt 207 alemannische Gräber mit ihren zahlreichen Grabbeigaben entdeckt wurden und enormes Interesse bei den Singener Bevölkerung weckte. Ute Schürmann von der Theatergruppe Pralka erzählte sozusagen als Alemannin aus vergangenen Jahrhunderten wie Sisinga vor rund 1.300 Jahren ausgesehen hat und wie sie ihre verlorene Brosche an den Gräbern wieder fand verbunden mit der Hoffnung eventuell noch mehr "Schätze" zu finden beim Bau des neuen Einkaufszentrums.
Überhaupt war das Thema ECE in der abschließenden Fragerunde präsent und es wurde bedauert dass dieser historische Bau von einem Großinvestor zu sehr "in die Zange" genommen wird.
Das Cafe Hanser, ein Gebäude mit einem Hauch Geschichte, ist am Tag des Denkmals charmant in den Mittelpunkt gerückt auch Dank der Mitarbeit etlicher Akteure sowie dem Trossinger Klinghoff Duo die mit Querflöte und Gitarre es verstanden, manchen ZuschauerIn in die damalige Zeit zu versetzen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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